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Kommentar zum Apothekertag: Zeit der pragmatischen Umsetzung

Es war ein Apothekertag der eher unspektakulären Art. Die großen Gesetzesänderungen sind mit dem GMG vorerst beendet, die atemlose Hektik der Phase kurz vor Verabschiedung eines großen "Reform"gesetzes ist vorbei, nun zeigen sich in vielen Punkten die Unzulänglichkeiten, die per Verordnungsgeber oder Gericht ausgebügelt werden müssen Ų nicht immer im Sinne der Arzneimittelsicherheit, wie etwa das EU-Vertragsverletzungsverfahren zeigt.
Insa Heyde, ADEXA

Vielmehr vergewisserte sich die deutsche Apothekerschaft in vielen ihrer Anträge sozusagen ihrer selbst und ihrer Positionen. Viele Anträge, die auch etwas ketzerisch als "Abnickanträge" bezeichnet werden könnten, bekräftigten einmal gefundene Positionen, etwa zum Versandhandel, zum Erhalt des freien Heilberufes Apotheker, zum Hausapothekenmodell und zur Beratungsoffensive.

Es war die Zeit der pragmatischen Ausfüllung von Gesetzen, weniger von hochemotionalen Auseinandersetzungen um zukünftige Gesetzesvorhaben. Wurde ausführlicher diskutiert, dann sachlich und wenig spektakulär. Das wiederum schuf aber den Raum, sich etwa ohne Zeitdruck am Samstag Vormittag dem Thema "Arzneimittelsicherheit" zu widmen, das drei (davon zwei einmal nicht aus der ABDA selbst kommende) Referenten hervorragend aufgearbeitet hatten. Die Thematik rund um Arzneimittelfälschungen und grauer Markt bot auch für viele Delegierte durchaus Neues und fasste nicht nur Altbekanntes zusammen.

Auch für einen anderen "externen" Referenten gebührt den Organisatoren Dank: Für den Festvortrag konnte Joachim Gauck, früherer Leiter der damals nach ihm benannten "Gauck-Behörde", gewonnen werden, der sich mit "Besserwessis" und "Jammerossis", mit unterschiedlichen Lebensgefühlen in Ost und West und dem Übergang vor 15 Jahren zum freien Bürger beschäftigte – dies in rhetorisch unnachahmlicher Weise, ja geradezu brillant. Nur wenige sonst erweisen sich so als Mittler zwischen Ost und West, und nur wenige haben aus ihrer eigenen Geschichte die Legitimation dazu. Die Versammlung dankte es mit stehendem Beifall.

Also alles Friede, Freude? Beileibe nicht. Angefangen von den Unsicherheiten, die mit dem Arbeitskreis "Sichere Arzneimittelversorgung" aufschienen, bis hin zu den Auswirkungen, die die Erweiterung der EU von 15 auf 25 Staaten mit sich bringt, war dennoch weniger Resignation zu verspüren als vielmehr der manchmal noch zögerliche Wille, sich nun erst einmal mit den Gegebenheiten zu arrangieren und das Beste daraus zu machen. Die Ankündigung eines bundesweiten Vertrages zur integrierten Versorgung geht in diese Richtung.

Und für die Angestellten? Gut, dass der Antrag auf Zusammenlegung der Berufe PTA und PKA so deutlich abgelehnt wurde und zugleich mit einem so deutlichen Bekenntnis zum Stellenwert der PKA in der Apotheke (zumindest von einzelnen Delegierten) bekräftigt wurde. Gut auch, dass der Antrag auf mehr Vielfalt in den ABDA-Gremien angenommen wurde. Nun wird also eine Kommission gebildet werden, die Angestellte aus den verschiedensten Berufsfeldern für die Mitarbeit in der Standespolitik interessieren und Gründe für deren bisheriges Fernbleiben ausfindig machen soll. Wie nötig dieser Antrag war und ist, zeigte sich schon am nächsten Tag, als ein Industrieapotheker seine Auffassung zu einem Antrag darlegte und doch etwas sehr kurz angebunden behandelt wurde.

Schade aber, dass mit der Verabschiedung des Antrages Master/Bachelor, mit dem auf das M/B-System für die Pharmazie verzichtet werden soll, so deutlich auf eine Diskussion auch eventueller Vorteile (wie etwa eine deutlichere Modularisierung des Studiums) verzichtet wurde. Wenn überhaupt zu diesem Zeitpunkt eine eindeutige Stellungnahme der Apothekerschaft zu diesem Thema nötig gewesen wäre, hätte es gereicht, am Staatsexamen festzuhalten – dies war eindeutiger Konsens in der Vertreterversammlung.

Es bleibt der Wunsch, dass der von der ABDA nach außen gerichtete und mit dem Antrag zur Zweitverwertung von Arzneimitteln deutlich demonstrierte Reformwille sich auch für die innerverbandliche Diskussion niederschlägt.

Insa Heyde

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