Schwerpunkt

Ratgeber: Von der Pharmakologie über die Ernährung bis zu praktischen Tipps

pj | Oft werden Betroffene und Eltern von der Diagnose Neurodermitis überrascht. Sie möchten mehr wissen über die heute bekannten Ursachen und den Verlauf der Krankheit sowie den Umgang mit der kranken Haut im Alltag. Es gibt eine Fülle von Informationsmaterial und Ratgebern – aber hier ist sachliche Information gefragt, für die Beratung in der Apotheke und für die Patienten. Wir haben uns drei Ratgeber für Sie näher angeschaut und stellen sie hinsichtlich Zielgruppe und inhaltlicher Schwerpunkte vor.

Der Ratgeber "Neurodermitis. Juckreiz und Hautentzündungen stoppen" aus dem Hirzel Verlag wurde von einem Kinderarzt und einem Dermatologen, beide zusätzlich Allergologen und Neurodermitis-Trainer, verfasst. Das Anliegen von Thomas C. Roos und Harald Brost ist es, Betroffene und Fachkreise gleichermaßen zu informieren und ein Bild über all jene Bereiche zu geben, die für Patienten und Therapeuten von besonderer Bedeutung sind.

Buch-Tipp

Neurodermitis: Juckreiz und Hautentzündungen stoppen Roos, Thomas C.; Brost, Harald. 104 S. vierfarbige Abbildungen, Kartoniert. 16,80 Euro, S. Hirzel Verlag, Stuttgart, 2004. ISBN: 3-7776-1263-4

Schwerpunkt: Therapie und Alltag

So beginnt das Buch mit Ursachen und Auslösern der Neurodermitis, erläutert Aufbau und Funktion der Haut und geht auf die Erscheinungsformen der Erkrankung ein. Ein Abschnitt über Juckreiz und Kratzen, Kratz-Stopp-Techniken, Umgang mit Kratzen, psychologischen Aspekten des Kratzens und Entspannungsübungen ist dabei besonders hervorzuheben.

Das Buch hat zwei Schwerpunkte: die richtige Ernährung und die Therapie. Die Verfasser gehen auf die Prinzipien einer kindgerechten Ernährung bei Neurodermitis ein und stellen die häufigsten Auslöser von Nahrungsmittelallergien vor. Darauf folgen Vorschläge für eine Allergen-arme Kost bei Nahrungsmittelallergien. Tabellarisch aufgelistet findet sich eine Lebensmittelauswahl bei bestimmten Allergiearten (Kuhmilch-, Hühnereiweiß- und Sojaeiweißallergie). Die einzelnen Lebensmittel werden in "geeignet" und "strikt zu meiden" unterteilt, was das Erstellen eines individuellen Diätplans ermöglicht.

Juckreiz und Hautentzündungen im Alltag stoppen

Der zweite Schwerpunkt befasst sich mit der Therapie der Neurodermitis. Neben allgemeinen Maßnahmen wie dem Meiden von Allergenen wird ausführlich auf die Pflege und äußere Behandlung der Haut eingegangen. Neben der Basispflege werden tabellarisch die eingesetzten Wirkstoffe aufgeführt und ihre Wirkungen, Nebenwirkungen und Indikationen erläutert. Erwünschte und unerwünschte Cortisonwirkungen, Therapeutika zur innerlichen Anwendung sowie alternative Behandlungsformen werden gleichfalls vorgestellt und beurteilt. Dieses Kapitel dürfte für die Beratung in der Offizin sehr hilfreich sein, da auch Stoffe bewertet werden, die in der Selbstmedikation oder bei alternativen Heilverfahren eingesetzt werden.

Ein Kapitel über Neurodermitis im Alltag beschließt den Ratgeber. Hier finden sich Tipps zum Tagesablauf, zur Körperpflege, Kleidung, Einrichtung, Sport und Berufswahl. Im Anhang sind Internetadressen, Anschriften von Selbsthilfegruppen und Kliniken sowie weiterführende Literatur aufgelistet.

Buch-Tipp

Was hilft meinem Kind bei Neurodermitis? Auslösefaktoren, Behandlung und Vorbeugung Abeck, Dietrich; Fölster-Holst, Regina. 66 S. mit 29 farbigen Abbildungen 19 cm. Kartoniert. 9,95 Euro, Thieme Verlag Stuttgart 2003. ISBN: 3-13-132931-9

Ernährungsberatung bei Neurodermitis

Dietrich Abeck und Regina Fölster-Holst, zwei Allergologen und Dermatologen, sind die Verfasser des Ratgebers aus dem Thieme Verlag. "Was hilft meinem Kind bei Neurodermitis?" beginnt mit einer umfassenden Übersicht zum Krankheitsbild und zur Diagnose der Neurodermitis. Dabei werden die einzelnen Verlaufsformen sowie Sonderformen durch Illustrationen veranschaulicht und Komplikationen der Erkrankung erläutert. Es folgt ein kurzes Kapitel zur Krankheitsentstehung und zu spezifischen und unspezifischen Krankheitsfaktoren. Hier finden sich umfassende Informationen über die Ernährung und Nahrungsmittelallergien. Unterteilt nach verschiedenen Allergiearten – Hühnereiweiß-, Weizen- und Kuhmilchallergie – werden geeignete und ungeeignete Lebensmittel sowie Alternativen zu allergenbelasteten Lebensmitteln aufgeführt. Anschließend folgt ein Abriss über die Behandlung der Neurodermitis.

In kompakter Form werden die Basistherapie, alternative Heilverfahren sowie juckreizstillende, antibakterielle und antientzündliche Therapien aufgeführt. Detaillierter wird auf den Umgang mit Cortisonpräparaten sowie auf die Wirkweise von Tacrolimus und Pimecrolimus eingegangen. Das Kapitel wird abgerundet mit einigen Anmerkungen zu psychosomatischen Aspekten der Neurodermitis, Impfungen und zur Prävention. Der Schwerpunkt dieses Büchleins liegt auf Ernährungstabellen, der schulmedizinischen Therapie und der Pathogenese der Erkrankung; praktische Informationen zur Alltagsbewältigung sind nicht oder nur spärlich vorhanden.

Speziell für Kinder

In Zusammenarbeit mit den Waldburg-Zeil Kliniken in Wangen und der Firma Allergika GmbH Wolfratshausen wurden Arbeitsmaterialen für die Neurodermitis-Schulung von Kindern aller Altersgruppen sowie ein Begleitheft zur Elternschulung erstellt. Von einem interdisziplinären Team wurden für drei Altersstufen (1. bis 2. Klasse, 3. bis 6. Klasse und ab der 7. Klasse) eine "Neurodermitis-Schulung für Dickhäuter" entwickelt. Die Lerninhalte werden altersentsprechend auf spielerische Art und Weise (Comicfiguren, Malbuch, Rätsel, Lückentexte etc.) dargelegt, wobei dem kleinen Patienten insbesondere der Umgang mit dem Juckreiz, die Notwendigkeit einer Therapie und der Alltag mit der Erkrankung vermittelt werden. Weitere Informationen unter www.allergika.de, Telefon 01 80 2 22 14 53.

 

Familie, Umwelt und Entspannungstechniken

Die Verfasserin des im Trias-Verlag erschienen Büchleins "Neurodermitis bei Kindern" ist Begründerin und Leiterin eines Therapiezentrums für ganzheitliche ambulante Behandlung von Neurodermitis und wendet sich in ihrem Ratgeber an betroffene Eltern. Einleitend beschreibt Mechthild Hellermann das Krankheitsbild sowie mögliche Ursachen und Auslöser der Neurodermitis, um dann kurz auf das diagnostische Prozedere einzugehen. In einem weiteren Kapitel werden die Behandlungsmethoden vorgestellt, wobei schulmedizinische und alternative Verfahren – unter anderem Homöopathie, Darmsanierung, Akupunktur – gleich gewichtet sind.
 

Buch-Tipp

Neurodermitis bei Kindern Hellermann, Mechthild. 110 S. mit zahlreichen farbigen Abbildungen 22 cm. Kartoniert. 12,95 Euro, TRIAS 2004. ISBN: 3-8304-3148-1

Die Schwerpunkte des Ratgebers liegen auf familientherapeutischen Aspekten sowie der Alltagsbewältigung. Modellhaft wird eine 1987 entstandene ambulante ganzheitliche Therapierichtung ("Schwelmer Modell") vorgestellt, bei der Eltern und Kinder in Gruppen und therapeutischen Spielkreisen auslösende Faktoren der Erkrankung suchen und lernen, mit Neurodermitis umzugehen. Dabei werden besonders die Eltern-Kind-Beziehung, psychische Aspekte, Erziehung, Ernährung und Verhalten im Alltag hervorgehoben. Auch finden sich Informationen über Kuren für Eltern und Kind sowie Regelungen bei der Kostenübernahme. Wer etwas über pharmakotherapeutische und medizinische Aspekte der Erkrankung erfahren will, dem bietet dieser Ratgeber nicht viel Neues, wer hingegen nach familientherapeutischen Aspekten, psychologischen Unterstützungsmaßnahmen und Entspannungstherapien sucht, wird manch Interessantes in diesem Büchlein finden.

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