DAZ aktuell

Zu hohe Generikapreise?: Verband "Pro Generika" widerspricht VFA-Studie

BERLIN (ks). Der Verband Pro Generika hat entschieden der Behauptung widersprochen, Generika seien in Deutschland deutlich teurer als in Großbritannien. Ausgangspunkt der Kritik ist eine Studie des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA), der zufolge die Herstellerabgabepreise für Generika hierzulande 52 Prozent über denen in Großbritannien liegen (siehe AZ Nr. 29/2004, S. 8). Pro Generika-Geschäftsführer Peter Schmidt erklärte am 31. August in Berlin, dass die Analyse "den Namen Studie nicht verdient".

Auf einer Schreibmaschinenseite präsentierte der VFA Ende Juni dieses Jahres die fragliche Studie, für die das Marktforschungsinstitut IMS Health Generikapreise verglichen hat. Dort heißt es, IMS Health sei zu dem Ergebnis gekommen, dass bei 37 der umsatzstärksten Wirkstoffe Generika in Deutschland um 52 Prozent teurer sind als in Großbritannien.

IMS Health distanziert sich von Studie

Doch laut Pro Generika weist die VFA-Studie eine Reihe von Schwachstellen auf. Schmidt kritisierte zunächst, dass der VFA mit seiner Studie suggeriere, IMS Health habe die britischen und deutschen Generikamarktdaten selbst interpretiert und kommentiert. Dem habe das Marktforschungsinstitut bereits in einem Brief an verschiedene generische Hersteller widersprochen. IMS Health weist in seinem Schreiben darauf hin, selbst lediglich eine Datenbankauswertung für den VFA übernommen zu haben. In die Interpretation dieser Daten sei das Institut jedoch nicht eingebunden gewesen.

Intransparente Datenbasis

Schmidt bemängelte zudem, dass der VFA "einen Schleier des Geheimnisses" über seine Datenauswahl gelegt habe. So sei nicht zu erfahren, um welche Substanzen es sich bei den 37 untersuchten handelt. Diese Information sei für einen validen Preisvergleich jedoch unverzichtbar. So gebe es in Großbritannien einige Substanzen, die dort weitaus häufiger verordnet werden als in der Bundesrepublik. Zudem, so Schmidt weiter, habe der VFA verschwiegen, dass Arzneimittelpreise im Vereinigten Königreich anders gebildet werden als in Deutschland. Während der Arzneimittelhersteller hierzulande seinen Abgabepreis selbst bestimmt, setzen das britische Gesundheitsministerium und der Hersteller den Preis gemeinsam fest.

Pro Generika

Der Verband Pro Generika hat Anfang Juli dieses Jahres seine Arbeit aufgenommen. Er entstand aus der Unzufriedenheit einiger Generika-Hersteller mit der Verbandsarbeit des – nach wie vor existenten – Deutschen Generikaverbandes. Bislang zählt Pro Generika sechs Mitglieder, darunter Ratiopharm, Stada, Aliud und ct-Arzneimittel. Geschäftsführer von Pro Generika sind Hermann Hofmann, bisher Stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI), Udo R. Klomann, zuvor Geschäftsführer der ct-Arzneimittel, sowie Peter Schmidt. Schmidt war bislang als Referent der Arbeitsgruppe Gesundheit und Soziale Sicherung der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag tätig. Derzeit befindet sich Pro Generika noch im Aufbau. Am 29. September wird in Berlin die Mitgliederversammlung und die Wahl der Gremien des Verbandes stattfinden.

Untersuchung ergibt anderes Bild

Seine Vorbehalte sieht Pro Generika durch eine Analyse eines seiner Mitgliedsunternehmen bestätigt. Diese Untersuchung, die laut Schmidt zwar nicht repräsentativ ist, wohl aber die VFA-These erschüttert, basiert auf den 53 in Deutschland wichtigsten generischen Wirkstoffen. Auf dem britischen und dem deutschen Markt sind aufgrund unterschiedlicher Darreichungsformen, Dosierungen und Packungsgrößen insgesamt 4186 Produkte dieser 53 Substanzen verfügbar. Lediglich 32 dieser Produkte wurden in den Preisvergleich einbezogen – denn nur so viele sind nach Darreichungsform, Packungsgröße und Dosierung identisch. Das Ergebnis der Untersuchung: Zwölf der 32 Produkte kosten in Deutschland bis zum 2,1-fachen mehr als in Großbritannien. 20 Präparate sind aber im Vereinigten Königreich bis zum 3,4-fachen teurer als hierzulande.

"Ablenkungsmanöver" der forschenden Hersteller

Für Pro Generika ist die Studie des VFA daher ein "reines Ablenkungsmanöver". Sie solle den Blick davon lenken, dass gerade die Hersteller patentgeschützter Medikamente mit einer häufig fragwürdigen Innovations- und Preispolitik die Arzneimittelausgaben beständig nach oben treiben. Schmidt betonte, dass eine neutrale und unabhängige Untersuchung zu Generikapreisen in Deutschland notwenig sei. Pro Generika werde versuchen, eine solche in Auftrag zu geben, so Schmidt.

Bedenken an die Politik weitergeleitet

Pro Generika will mit seiner Kritik verhindern, dass sich die Botschaft des VFA, Generika seien in Deutschland überteuert, in den Köpfen der politischen Entscheider festsetzt, erklärte Schmidt. "Dem muss man früh genug und entschieden entgegentreten". Gerade die Hersteller von Generika trügen seit Jahren dazu bei, dass eine hochwertige Arzneimittelversorgung in Deutschland bezahlbar bleibe. Der Verband hat daher auch dem Vorsitzenden des Bundestags-Gesundheitsausschusses Klaus Kirschner (SPD) seine Einwände an der Dateninterpretation durch den VFA übermittelt.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.