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Pharmaindustrie: Umsatzeinbußen für Großunternehmen und Mittelständler

FRANKFURT (ims/ks). Sowohl pharmazeutische Großunternehmen als auch Mittelständler mussten im ersten Halbjahr 2004 Umsatzeinbußen hinnehmen. Vor allem das GKV-Modernisierungsgesetz (GMG) ist hierfür verantwortlich: Durch die Gesundheitsreform haben sich die Rabattzahlungen der Hersteller an die gesetzlichen Krankenkassen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um bis zu fast 190 Prozent erhöht. Dies ergab eine Analyse des Instituts für medizinische Statistik IMS Health, die am 18. August veröffentlicht wurde.

Für die Analyse verglich IMS Health den Umsatz mittelständischer Unternehmen (Firmen mit einem Jahresumsatz von weniger als 50 Mio. Euro und/oder weniger als 500 Beschäftigten) und großer Firmen im ersten Halbjahr 2003 mit dem Umsatz im ersten Halbjahr 2004. Die Basis für die Berechnungen bildeten die in den Offizinapotheken abgegebenen Medikamente im Apothekenmarkt (= GKV- und PKV-Markt sowie Barverkäufe) bzw. GKV-Markt.

Im gesamten Apothekenmarkt des ersten Halbjahres 2003 erzielten demnach Großunternehmen ein Umsatzvolumen von 7,4 Mrd. Euro, bei mittelständischen Unternehmen lag es bei 1,7 Mrd. Euro. Diese Umsätze sind bereits um den im Jahr 2003 bei sechs Prozent liegenden Herstellerrabatt bereinigt. Zusammen, so IMS Health, deckten die Firmen beider Umsatzklassen 99 Prozent des Gesamtumsatzes im ersten Halbjahr 2003 ab. Davon entfiel ein Marktanteil von 81 Prozent auf die großen Unternehmen und von 18 Prozent auf den Mittelstand.

Im ersten Halbjahr 2004 reduzierte sich der Umsatz von Großunternehmen und Mittelständlern im Apothekenmarkt auf 8,5 Mrd. Euro zu Herstellerabgabepreisen. Auf erstere entfielen 6,9 Mrd. Euro, auf letztere 1,5 Mrd. Euro. Auch hier wurde der Herstellerrabatt von 16 Prozent für rezeptpflichtige Präparate bzw. von sechs Prozent für rezeptfreie Präparate – so diese noch verordnet werden – bereits berücksichtigt.

Für Großunternehmen ergibt sich im Apothekenmarkt somit ein Umsatzrückgang gegenüber dem ersten Halbjahr 2003 von 7,0 Prozent, für mittelständische Unternehmen von 6,7 Prozent. Im GKV-Markt ging der Umsatz der Großunternehmen um 11,8 Prozent zurück, der des Mittelstandes sogar um 20,7 Prozent. Dass die Verluste mittelständischer Firmen im GKV-Markt höher ausfallen, liegt IMS Health zufolge daran, dass diese Unternehmen vergleichsweise weniger Umsatz mit neuen und damit meist höherpreisigen Präparaten generieren. Bei GKV-Versicherten dürften Verschreibungen jedoch restriktiver erfolgen, das heißt, auf die Behandlung ernsthafter Erkrankungen konzentriert sein – und hier gebe es seit längerem einen Trend zu innovativen Präparaten.

IMS Health berechnete zudem, dass im ersten Halbjahr 2003 insgesamt 289 Mio. Euro an Rabattzahlungen anfielen. In der ersten Jahreshälfte 2004 waren es bereits 813 Mio. Euro. Davon entfielen auf Großunternehmen 708 Mio. Euro – das bedeutet gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres eine Steigerung um 188 Prozent. Für mittelständische Unternehmen haben sich die Rabattabgaben IMS Health zufolge im Durchschnitt um 140 Prozent auf 101 Mio. Euro erhöht.

Das Statistikinstitut wies jedoch auch darauf hin, dass die Umsatzrückgänge nicht nur durch die erhöhten Herstellerrabatte verursacht sind, sondern auch durch Entwicklungen, die sich aus weiteren Maßnahmen des GMG ergeben. Dazu gehören beispielsweise weniger Arztbesuche infolge der Einführung der Praxisgebühr und als Konsequenz daraus weniger Verordnungen von Arzneimitteln sowie der weitgehende Erstattungsausschluss rezeptfreier Präparate.

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