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Lebensmittelinfektionen: Nicht nur Salmonellen machen Durchfall

Bakteriell bedingte Durchfallerkrankungen nehmen besonders in den Sommermonaten an Häufigkeit zu. Neben den Salmonellen hat sich in den letzten Jahren Campylobacter als hauptverantwortlich für die unangenehmen Infektionen erwiesen. Und weitere Keime stehen schon parat: So wird künftig vermutlich auch der Keim Arcobacter eine Rolle spielen.

Der Keim Arcobacter, von dem inzwischen bekannt ist, dass einige Untergruppen beim Menschen Magen-Darm-Erkrankungen auslösen können, besitzt große Ähnlichkeit mit Campylobacter. Arcobacter gilt als "emerging pathogen", also als Erreger, von dem die Experten annehmen, dass seine Bedeutung in Zukunft zunehmen wird. Unter der Leitung von Prof. Dr. Goetz Hildebrandt haben Fachleute für Lebensmittelhygiene der Freien Universität Berlin versucht, etwas über das Ausmaß der Verbreitung dieses Keims herauszufinden.

Arcobacter wurde erstmals bei Fehlgeburten von Rindern und Schweinen gefunden und Anfang der 90er Jahre mit Durchfallerkrankungen und Magenkrämpfen beim Menschen in Verbindung gebracht. Eine Übertragung scheint über Lebensmittel und Trinkwasser möglich zu sein. Ein erster Ausbruch ereignete sich 1983 an einer Grundschule in Italien. Als Symptome wurden damals starke Krämpfe im Bauchraum, aber kein Durchfall angegeben. Aus Kotproben wurde Arcobacter isoliert, während der Nachweis eines konventionellen Keims als Ursache für die Darmerkrankung ausblieb.

Weitere Fälle, diesmal auch mit Diarrhö, wurden aus Thailand berichtet, wo allerdings nur bei rund 15 Prozent der Betroffenen Arcobacter gefunden wurde. 1994 wurden in Deutschland zwei Fälle von Durchfall mit gleichzeitigen Krämpfen gemeldet. Bei einem Neugeborenen und einem chronisch Erkrankten war auch der Nachweis im Blut posititv.

Über die Entstehung und Entwicklung der durch Arcobacter verursachten Krankheiten ist bislang nur wenig bekannt. Allerdings haben Wissenschaftler herausgefunden, dass diejenigen Serogruppen, die bei Erkrankten am häufigsten nachgewiesen wurden, auch in Geflügelfleisch und sogar im Trinkwasser vorkommen. "Aufgrund dieser Erkenntnis muss viel öfter überprüft werden, ob sich die Keime in unseren Lebensmitteln verbergen", so die Tierärztin Angela Rohder von der Freien Universität Berlin. "Vor allem müssen wir ein zuverlässiges und einheitliches Nachweisverfahren entwickeln, damit die Ergebnisse miteinander vergleichbar sind."

Um dieser Forderung nachzukommen, entwickelten die Wissenschaftler ein kulturelles Verfahren zum Nachweis von Arcobacter einschließlich einer genanalytischen Bestätigung und untersuchten Fleischproben aus dem Berliner Einzelhandel auf die Anwesenheit des Keims. Als Ergebnis fanden sie, dass von 103 frischen Hähnchenkeulen 38 (37 Prozent) und von 75 Rinderhackproben 3 (4 Prozent) mit dem Keim belastet waren. Darunter befanden sich 25 Proben von Hähnchen aus ökologischer Haltung, bei denen 5 Mal (20 Prozent) Arcobacter isoliert werden konnte. Untersuchungen aus Frankreich, Belgien, und den USA führten zu ähnlichen Resultaten. Allgemein geht man an der Universität Berlin von einer hohen Kontaminationsrate bei Frischgeflügel aus, während Rindfleisch seltener mit den Bakterien verunreinigt ist.

Dem Verbraucher empfiehlt Angela Rohder einen vorsichtigen Umgang mit rohem Geflügelfleisch, wie es ohnehin wegen des Risikos einer Salmonellenübertragung selbstverständlich sein sollte. Was die Wissenschaft angeht, so erhofft sich Professor Hildebrandt eine größere Aufmerksamkeit für den neuen Keim als bisher. Der Fehler, einen Erreger zu unterschätzen, wie z. B. bei Campylobacter geschehen, soll nicht wiederholt werden. cl

Literatur:

Pressemitteilung der Freien Universität Berlin

Bakteriell bedingte Durchfallerkrankungen nehmen besonders in den Sommermonaten an Häufigkeit zu. Neben den Salmonellen hat sich in den letzten Jahren Campylobacter als hauptverantwortlich für die unangenehmen Infektionen erwiesen. Und weitere Keime stehen schon parat: So wird künftig vermutlich auch der Keim Arcobacter eine Rolle spielen.

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