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Germanin: Alter Wirkstoff neu in Form

Der Wirkstoff Germanin, heute bekannt als Suramin, ist ein wahrer Tausendsassa. Dank seiner Wirkung gegen die Schlafkrankheit war er nach seiner Entdeckung 1916 so populär, dass er sogar die Hauptrolle in einem Film spielte. Seitdem haben sich die Anwendungsgebiete des Wirkstoffs vielfältig ausgeweitet. Möglicherweise kommt als weitere Indikation künftig akutes fulminantes Leberversagen hinzu.

Suramin wird heute neben der Schlafkrankheit auch gegen Flussblindheit und gegen bestimmte Tumorarten eingesetzt, außerdem wird seine Wirkung bei der HIV-Infektion untersucht. Die Arbeitsgruppe um Sören Eichhorst und Alexander Gerbes an der Medizinischen Klinik II des Klinikums der Universität München erforscht, ob sich das Wirkungsspektrum des Medikaments auch auf akutes fulminantes Leberversagen ausdehnen lässt. Bei Leberversagen wird ein großer Teil der Leberzellen durch Apoptose zerstört. Bislang können Mediziner der meist tödlich verlaufenden Leberfunktionsstörung, die beispielsweise durch Medikamente oder durch eine Hepatitis-B-Infektion verursacht wird, wenig entgegensetzen.

Suramin konnte bei ersten Untersuchungen an Zellkulturen bestimmte Zelltypen, darunter Leberzellen, vor einer Apoptose bewahren. In einem nächsten Schritt, bei dem bei Mäusen durch Apoptose akutes Leberversagen provoziert wurde, überlebten vierzig Prozent der Tiere, die mit Suramin behandelte wurden. Noch ist nicht abschließend geklärt, worauf die anti-apoptotische Wirkung des Medikaments beruht. Bekannt ist lediglich, dass Suramin die Aktivierung bestimmter Enzyme unterbindet, die zum Einleiten der Apoptose nötig sind. Eine klinische Studie mit Suramin an Patienten mit Leberversagen ist bereits geplant. ah

Literatur: Pressemitteilung des Klinikums der Universität München vom 21.7.2004.

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