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Immer wieder erscheinen Testberichte in Magazinen und Zeitschriften, die der Beratungsqualität von Apotheken nachspüren wollen: Wie gut beraten Deutschlands Apotheken? Keiner fragt dagegen, wie wichtig ist eigentlich dem Verbraucher die Beratung in der Apotheke? Das Marktforschungsinstitut Dialego hat sich in Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt dieser Frage angenommen und führte in einer Online-Befragung knapp 1300 Interviews. Die Ergebnisse dürften die derzeitige Stimmung und Trends in der Bevölkerung widerspiegeln: Auf Qualität wird immer weniger Wert gelegt, Hauptsache: günstig.

Die Praxisgebühr treibt Patienten statt zum Arzt gleich in die Apotheke, OTC-Arzneimittel müssen die Bürger sowieso selbst kaufen – da hätte man vermuten können, dass auch die Bedeutung der Apotheke in Sachen Beratung ansteigt. Weit gefehlt. Nur 15 Prozent der Befragten haben sich im ersten Halbjahr in der Apotheke beraten lassen statt ihren Arzt aufzusuchen, ergab die Dialego-Studie.

Auf die Frage, ob sie sich beraten lassen, antworteten nur 13 Prozent, dass sie dies häufig tun, 46 Prozent lassen sich immerhin ab und an beraten und weitere 35 Prozent selten, 6 Prozent dagegen nie. Bei der Zufriedenheit mit der apothekerlichen Beratung sieht's laut dieser Studie gar nicht so schlecht aus: die durchschnittliche Zufriedenheit mit der Beratung in der Apotheke liegt demnach bei 68 Prozent, wobei Frauen mit 70 Prozent etwas zufriedener sind als Männer (68 Prozent).

Doch bei aller relativen Zufriedenheit ist der Trend hin zu günstigen Preisen bei Arzneimitteln nicht zu übersehen. Denn auf die Frage, ob man bei günstigeren Preisen auf eine Beratung verzichten würde, offenbart sich die Schnäppchenseele vieler Verbraucher. 60 Prozent der Befragten würden auch andere Einkaufsmöglichkeiten nutzen nur um eines Preisvorteils wegen – auch wenn sie dabei auf Beratung verzichten müssen.

Während bei einer Preisreduktion von 10 Prozent etwa 13 Prozent auf Beratung verzichten würden, sind es bei um 20 Prozent niedrigeren Preisen bereits 33 Prozent und bei um 50 Prozent niedrigeren Preisen knapp 30 Prozent. Mit anderen Worten: 47 Prozent würden auf die Beratung bereits bei einem Preisnachlass von 10 bis 20 Prozent verzichten. Nur knapp ein Viertel will auf gar keinen Fall die Beratung in der Apotheke missen.

Auf die Frage, ob man der Preisvorteile wegen auch woanders als in der Apotheke Medikamente kauft, nannten 36 Prozent die Drogerie, 25 Prozent das Internet und knapp 17 Prozent ausländische Apotheken. Ausschließlich in der Apotheke kaufen insgesamt 39 Prozent ihre Arzneimittel.

Solche Ergebnisse müssen wir zur Kenntnis nehmen. In einer Zeit, in der wir täglich mit vermeintlich immer noch günstigeren Angeboten und Schnäppchen in allen Bereichen und auf allen Kanälen gelockt werden, kann man nicht erwarten, dass diese Welle vor dem Arzneimittelbereich Halt macht. Die Bevölkerung erfährt ständig aus den gesundheitspolitischen Diskussionen und den Medien, Arzneimittel sind zu teuer, Arzneimittelpreise sind der Grund für die hohen Krankenkassenbeiträge, und da und dort werden über gesetzliche Regelungen Millionen und Milliarden an Arzneimittelausgaben eingespart. Geht doch. Warum sollte man dann nicht erst recht bei Arzneimitteln sparen, die man selbst zahlen muss?

Freilich, gegen Schnäppchenjäger ist kein Kraut gewachsen. Aber es gibt noch sehr, sehr viele Patienten, die Apothekentreue zeigen und ein preisgünstiges Arzneimittel nur dort kaufen. Preisgünstig heißt dabei, dass der Kunde einen Mehrwert erlebt in Form einer Beratung, in Form von Hinweisen und Tipps zu seinem Arzneimittel, zu seinen Beschwerden, zu seiner Gesundheit. In der Apotheke sollte er darauf bauen können, einen solchen Mehrwert zu erhalten, den andere Anbieter, die Arzneimittel zu Schnäppchenpreisen verschleudern, in aller Regel nicht leisten können. Außerdem gilt nach wie vor: Gesundheit ist das höchste Gut und für die Gesundheit ist den meisten nichts zu teuer.

Worauf warten Sie? Machen Sie Ihren Kunden ein eindeutiges Angebot! Verkaufen Sie ihnen Arzneimittel, die ihren Preis wert sind, und bieten Sie ihnen Ihre Beratung an. Diesen persönlichen Service können nur Sie als Präsenzapotheke bieten.

Peter Ditzel

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