Arzneimittel und Therapie

Warzenbehandlung: Mit Muttermilch gegen hartnäckige Hautwarzen

Eine aus menschlicher Milch isolierte Substanz bringt auch hartnäckige Warzen zum dauerhaften Verschwinden. Dies wurde in einer randomisierten klinischen Studie in Schweden nachgewiesen. Eine Verbindung aus Alpha-Lactalbumin und Ölsäure führt zu einer Apoptose transformierter Zellen, hat aber keine Wirkung auf gesunde, differenzierte Zellen.

Warzen werden durch Papillomviren verursacht, die eine Transformation von Keratinozyten verursachen. Man kennt rund 130 verschiedene humane Papillomviren-Typen (HPV). Die meisten von ihnen führen zu gutartigen Hautveränderungen, einige können aber auch prämaligne Läsionen hervorrufen. Zu diesen zählen insbesondere HPV-16 und HPV-18, die bei der Entstehung eines Zervixkarzinoms beteiligt sind. Die Entfernung von Warzen kann durch Vereisen, chirurgisch oder mit Laser erfolgen. Medikamentös werden topische Viruzide, Immunstimulanzien und antimitotische Wirkstoffe eingesetzt. Eine Impfung gegen einige HPV-Viren ist in der Entwicklung. Warzen weisen ein hohes Rezidivrisiko auf.

Leidgeprüfte Studienteilnehmer

In einer plazebokontrollierten Studie wurde die Wirksamkeit einer aus Muttermilch isolierten Verbindung aus Alpha-Lactalbumin und Ölsäure (human alpha-lactalbumin made lethal to tumor cells; abgekürzt HAMLET) bei therapieresistenten Warzen untersucht. An der Studie nahmen 40 Patienten teil, die unter besonders hartnäckigen Hautwarzen litten. In der Regel wiesen die Studienteilnehmer mehrere Warzen (durchschnittlich etwas mehr als vier) an Füßen und/oder Händen auf. In die Studie wurden auch immunsupprimierte Patienten aufgenommen, da diese ein hohes Papillomrisiko aufweisen und oftmals Infektionen mit mehren HPV-Typen haben. Alle Studienteilnehmer hatten bereits verschiedene Mittel gegen Warzen angewandt, jedoch ohne Erfolg.

Deutlicher Rückgang der Warzen

Die Patienten wurden in zwei Gruppen aufgeteilt; Teilnehmer der Verumgruppe trugen während drei Wochen einmal täglich die HAMLET-Lösung, die Probanden der Vergleichsgruppe eine Kochsalzlösung auf. Nach drei Wochen wurden die verbliebenen Warzen gemessen und gezählt. Die Behandlung mit Alpha-Lactalbumin und Ölsäure führte nach drei Wochen bei 88 von 92 Warzen zu einer mehr als 75%igen Verkleinerung.

Durch die Plazebotherapie konnten lediglich 15 von 74 Papillomen deutlich verkleinert werden. Aufgrund dieses positiven Ergebnisses wurden in einer zweiten, offenen Studienphase auch die Teilnehmer der Plazebogruppe mit der HAMLET-Lösung therapiert. Auch dies führte zu einer Reduktion der Größenausdehnung der Warzen um 82%.

Dauerhafter Erfolg

Da Warzen ein hohes Rezidivrisiko aufweisen, ist die Dauer eines Therapieerfolgs besonders interessant. Daher erfolgte zwei Jahre später eine Nachbeobachtung der Studienteilnehmer. 83% der Probanden waren zu diesem Zeitpunkt noch immer warzenfrei. Bei den Patienten, die gleich zu Beginn mit Alpha-Lactalbumin und Ölsäure behandelt worden waren, betrug die Dauer bis zum vollständigen Verschwinden der Warzen 2,4 Monate; bei den Patienten, die zuerst ein Plazebo und anschließend das Verum erhalten hatten, dauerte es 9,9 Monate. Die Therapie zeigte keine Nebenwirkungen und führte bei immunkompetenten und immunsupprimierten Probanden zu gleich guten Ergebnissen. Die gute Wirkung von HAMLET bei immunsupprimierten Patienten ist besonders hervorzuheben, da Warzen bei dieser Patientengruppe mit herkömmlichen Mitteln selten erfolgreich therapiert werden können.

Eine aus menschlicher Milch isolierte Substanz bringt auch hartnäckige Warzen zum Verschwinden. Dies wurde in einer randomisierten klinischen Studie in Schweden nachgewiesen. Eine Verbindung aus Alpha-Lactalbumin und Ölsäure führt zu einer Apoptose transformierter Zellen, hat aber keine Wirkung auf gesunde, differenzierte Zellen. 

HAMLET

HAMLET steht für "human alpha-lactalbumin made lethal to tumor cells". Es ist ein Komplex aus Alpha-Lactalbumin und Ölsäure, der in der Muttermilch vorkommt. Diese Lipo-Proteinverbindung ist in der Lage, transformierte Zellen in den vorzeitigen Zelltod zu schicken; sie besitzt also Apoptose-ähnliche Eigenschaften. Sie wirkt nur auf veränderte Zellen, normal differenzierte Zellen werden nicht beeinträchtigt. Diese Fähigkeit, rasch proliferierende Zellen in den Zelltod zu treiben, wurde zufällig entdeckt, als man den Einfluss verschiedener Milchfraktionen auf Lungenkarzinomzellen experimentell untersuchte.

Zur Gewinnung des Alpha-Lactalbumin-Ölsäure-Komplexes wird Alpha-Lactalbumin aus Muttermilch isoliert, gereinigt und in einem speziellen Verfahren mit Ölsäure versetzt, so dass eine bestimmte Proteinstruktur erhalten bleibt. Dieser Komplex wird anschließend lyophilisiert, tiefgefroren und bei Bedarf in physiologischer Kochsalzlösung aufgelöst.

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