Prisma

Plötzlicher Kindstod: Versagen eines Notfallprogramms?

Schuld am plötzlichen Kindstod ist das Versagen eines Notfallprogramms für die Atemkontrolle im Gehirn. Das schließen amerikanische Forscher aus den Ergebnissen einer Studie, in der sie den Steuerungsmechanismus der Atmung untersuchten.

Wie die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Neuron" schreiben, fungieren zwei Gruppen von Nervenzellen als Schrittmacher und Taktgeber der Atmung. Die erste steuert hauptsächlich den Grundrhythmus, die zweite übernimmt im Notfall, etwa wenn der Sauerstoff knapp wird, und leitet Sofortmaßnahmen wie beispielsweise das Schnappen nach Luft ein. Funktionieren die Nervenzellen für dieses Notfallprogramm nicht richtig, hat das fatale Folgen, denn der Organismus ist dann nicht in der Lage, Sauerstoffmangel durch wiederholte, schnelle Atemzüge auszugleichen. Nach Ansicht der Wissenschaftler ist eine Störung im Notfallprogramm die Ursache für den plötzlichen Kindstod. Sie schließen unter anderem aufgrund früherer Studienbefunde darauf. Diese hatten einen reduzierten Serotoninspiegel im Atemzentrum des Gehirns von an plötzlichem Kindstod verstorbenen Kindern gezeigt. Serotonin ist für die Aktivierung der Notfall-Neuronen im Atemzentrum notwendig. Die verminderte Serotoninmenge bzw. die dadurch verursachte Fehlfunktion im Notfallprogramm seien mit hoher Wahrscheinlichkeit für den plötzlichen Kindstod verantwortlich, schreiben die Forscher.

Warum der Serotoninspiegel vermindert ist, welche Kinder dafür anfällig sind und welche nicht, ob sich die drohende Gefahr bereits im Vorfeld abschätzen lässt und wenn ja, wie präventiv eingegriffen werden kann – diese Fragen müssen nun in weiteren Studien geklärt werden. ah

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.