DAZ aktuell

Niedergelassene Ärzte: Ambulanter Bereich kein Kostentreiber

BONN (im). Der Kostenanstieg im Gesundheitswesen liegt nicht an der ärztlichen Versorgung, meint Dr. Leonhard Hansen von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Er wies Äußerungen des Gesundheitsökonomen Professor Karl Lauterbach zurück, der das deutsche Gesundheitssystem insgesamt für zu teuer und ineffizient hält. Die niedergelassenen Mediziner argumentieren dagegen, die Ausgaben in ihrem Bereich seien unterproportional gestiegen. Heute fließe mehr Geld in die Krankenhäuser statt in den ambulanten Bereich.

Karl Lauterbach und Frank Bsirske von der Gewerkschaft Verdi fordern in der Berliner Zeitung (Ausgabe vom 2. August) mehr Einzelverträge zwischen Ärzten und Krankenkassen. Sie machen die Vertragsmonopole der Kassenärztlichen Vereinigungen für zu geringen Wettbewerb in der Krankenversicherung verantwortlich. Ihrer Ansicht nach sollten die KVen zugunsten von mehr Wirtschaftlichkeit abgeschafft werden. Lauterbach, der die SPD-Arbeitsgruppe zur Bürgerversicherung berät, hatte erklärt, dass das deutsche Gesundheitswesen im europäischen Vergleich rund 30 Prozent teurer sei. Sollte das zutreffen, liege das nicht am ambulanten Bereich, lautete die Reaktion von KBV-Vize-Chef Hansen darauf.

Eine langfristige Ausgabenanalyse, die auf Zahlen des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherheit basiert, belege das Gegenteil. Seit 1960 seien die Ausgaben für das Gesundheitswesen nicht inflationsbereinigt um das 23-fache gestiegen. "In diesem Zeitraum nahmen die Ausgaben für die vertragsärztliche Versorgung nur um das 20-Fache zu, zusammen mit den Arzneimitteln um das 25-Fache. Die Krankenhauskosten stiegen allerdings um das 46-Fache. 1960 machte die ambulante Versorgung den größten Kostenblock innerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung aus. Heute sind die Ausgaben für Krankenhäuser doppelt so hoch wie die für die vertragsärztliche Versorgung", führte der zweite Vorsitzende der KBV weiter aus.

Langfristig fließe das Geld in die Krankenhäuser. Hansen sah in den Äußerungen von Lauterbach und Bsirske daher ein Ablenkungsmanöver, um Eigeninteressen durchzusetzen. Schließlich sei Lauterbach Aufsichtsratsmitglied einer privaten Krankenhauskette, und Verdi-Chef Bsirske als Vertreter der Klinikmitarbeiter versuche neue Betätigungsfelder für Krankenhäuser zu finden, die unter Fallpauschal-Bedingungen unrentabel werden.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.