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Barmer-Chef: GMG bietet Chancen für bessere Medizin

BERLIN (ks). Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt muss sich dieser Tage viel Kritik an der Gesundheitsreform anhören. Doch einige Teile der Reform finden auch ihre Freunde unter den Akteuren im Gesundheitswesen. So erklärte der Vorstandsvorsitzende der Barmer Ersatzkasse Eckart Fiedler am 7. Januar in Berlin, er sehe gute Chancen für die Entwicklung eines Qualitätswettbewerbs durch Disease-Management-Programme (DMP) und die integrierte Versorgung.

Als Ursachen der bislang in der Gesundheitsversorgung bestehenden Qualitätsdefizite nannte Fiedler die mangelhafte Vernetzung der medizinischen Versorgung, die passive Rolle für den Patienten und falsche finanzielle Anreize in der gesetzlichen Krankenversicherung, etwa durch den Risikostrukturausgleich (RSA).

An all diesen Punkten setze die Reform nun an. Die Barmer habe bereits in verschiedenen Bereichen die Grundsteine für DMP und integrierte Versorgung gelegt, so für Diabetes, Koronarerkrankungen und Brustkrebs. Barmer-Versicherte, die sich an den Chroniker-Programmen beteiligen, sollen durch die Erstattung der Praxisgebühr hierfür belohnt werden.

Anders als manch anderer Kassenchef unterstützt Fiedler die Kopplung der Chroniker-Programme an den RSA. Dies sei insbesondere bis zur Einführung des morbiditätsorientierten RSA im Jahr 2007 die richtige Entscheidung.

Bislang sei der Finanzausgleich völlig fehlgesteuert: Auf 75 Prozent aller Versicherten, die nur 2,8 Prozent der Leistungsausgaben verursachen, entfallen 60 Prozent der RSA-Gutschriften, erklärte Fiedler.

In der Folge steuere der RSA somit das Geld von den Kranken weg, sodass insbesondere für die Versorgung chronisch Kranker zu wenig Geld zur Verfügung stehe. Aus diesem Grunde habe sich der Gesetzgeber auch für die Einführung eines morbiditätsbezogenen RSA entschieden.

Ganz unkritisch sieht jedoch auch Fiedler die Gesundheitsreform nicht: In einem Interview mit der Berliner Zeitung (Ausgabe vom 12. Januar) erklärte er, den Betrag von zehn Euro für die Praxisgebühr halte er für zu hoch. "Fünf Euro hätten aus Steuerungsgründen genügt", so der Barmer-Chef. Auch bei den Zuzahlungen für Arzneimittel sei die Grenze des Zumutbaren erreicht.

Fiedler warnte zum jetzigen Zeitpunkt vor überstürzten Korrekturen am GMG. Sollte sich allerdings herausstellen, dass bestimmte Patientengruppen dauerhaft hart getroffen seien, so dürfe die Politik nicht zögern, nachzubessern.

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