Prisma

Alzheimerpatienten haben Probleme mit Redensarten

Wenn ein Mensch mit Alzheimer hört, sein Gegenüber habe "einen grünen Daumen", dann wundert er sich vielleicht, weil er an dem Daumen keine grüne Farbe sieht. Ob er anschließend den richtigen Sinn der Redensart noch erfasst oder nicht Ų immer kommt ihm zuerst die wörtliche Bedeutung in die Quere.

Die Redensart mit dem grünen Daumen und 39 andere haben italienische Wissenschaftler an fünfzehn Patientinnen und Patienten mit Alzheimer im Anfangsstadium getestet: Die Probanden mussten entscheiden, welche von zwei Zeichnungen die Redensart am besten wiedergibt – im erwähnten Beispiel ein Mann mit grüner Farbe am Daumen und eine Frau, die Pflanzen pflegt.

Keine der getesteten Personen hatte beim Sprechen eine erkennbare Störung, auch waren ihre geistigen Fähigkeiten nur in einem sehr geringen Grad eingeschränkt. Trotzdem wählten sie das falsche Bild etwa viermal häufiger als gesunde Personen.

Gesunde Personen filtern die wörtliche Bedeutung einer Redensart in der Regel so gut aus, dass sie keine Probleme mit dem Verständnis haben. Dieser "Filter" ist offenbar jedoch eine so anspruchsvolle Leistung des Hirns, dass sie schon im frühen Stadium von Alzheimer ausfällt. ral

Quelle: Brain 126, 2419 (2003)

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