Arzneimittel und Therapie

Pneumonie: Raschere Genesung im Kindesalter mit Zink

In Entwicklungsländern sterben jährlich beinahe zwei Millionen Kinder unter fünf Jahren an einer Lungenentzündung. Kann die Erkrankung frühzeitig behandelt werden, können viele Kinder gerettet werden. Das therapeutische Vorgehen muss sich dabei an den strukturellen, medizinischen und finanziellen Möglichkeiten ausrichten. Wie eine Studie zeigt, hat die frühzeitige Gabe von Zink einen deutlichen Benefit. Zinkpräparate sind billig und leicht verfügbar und somit auch in ärmeren Ländern eine sinnvolle und praktikable therapeutische Option.

Zink beeinflusst die Immunabwehr auf mehreren Ebenen, und es ist bekannt, dass Kinder mit einem hohen Zinkstatus bessere immunologische Antworten zeigen als Kinder mit einem schlechten Zinkstatus. Ferner konnte gezeigt werden, dass Zink bei der Prävention von Pneumonien und Durchfällen einen Benefit zeigt. Um diesen Benefit bei der Therapie von Lungenentzündungen zu konkretisieren, wurde an einer Klinik in Bangladesh eine doppelblinde, randomisierte und plazebokontrollierte Studie durchgeführt.

Dazu wurden 270 Kinder im Alter von zwei bis 23 Monaten ausgewählt, die aufgrund einer schweren Pneumonie hospitalisiert werden mussten. Eine Hälfte der Patienten erhielt zusätzlich zu der normalen antibiotischen Behandlung mit Ampicillin und Gentamicin täglich 20 mg Zink oral, die andere Hälfte Antibiotika und ein Plazebo. Bei einem mangelnden Anschlagen der antibiotischen Therapie mit Ampicillin und Gentamicin wurde auf Ceftriaxon umgestellt. Studienendpunkte waren die Dauer des Krankenhausaufenthaltes und die deutliche Besserung der klinischen Symptomatik.

Kriterien zur Beurteilung der klinischen Symptomatik waren die Sauerstoffsättigung des Blutes, die Respirationsrate und das Zusammenziehens des Brustkorbs beim Atemholen. Die Kinder wurden entlassen, wenn ihre Respirationsrate während 24 Stunden bei unter 40 Zügen pro Minute lag und die antibiotische Therapie oral erfolgen konnte.

Raschere Genesung mit Zink

Die Kinder, die zusätzlich Zink erhalten hatten, erholten sich rascher von ihrer Erkrankung (das heißt nach durchschnittlich vier Tagen) und konnten einen Tag früher (bereits nach fünf Tagen) entlassen werden als die Kinder der Vergleichsgruppe. Bei den Kindern, die zusätzlich Zink erhalten hatten, musste das Antibiotikum seltener gewechselt werden als bei den Kindern der Vergleichsgruppe. Der begrenzte Antibiotikaeinsatz führt wiederum zu einer verringerten Resistenzbildung. Zink schien allerdings nur bei jenen Kindern zu helfen, deren Pneumonie durch Bakterien und nicht durch Viren verursacht wurde. Die Zinksupplementation wurde von allen Kindern gut vertragen.

Finanzielle Konsequenzen

Da eine Behandlung mit Zink rund 15 US-Cent kostet, ein zusätzlicher Tag Krankenhausaufenthalt hingegen mit 25 US-Dollar zu Buche schlägt, sind die potenziellen Einsparmöglichkeiten beträchtlich. Zudem muss berücksichtigt werden, dass in Gegenden mit schlechter medizinischer Versorgung praktische und billige Maßnahmen einen hohen Stellenwert aufweisen. Unter diesem Aspekt haben diese Studienergebnisse eine besondere Bedeutung, und es ist anzunehmen, dass weitere Studien mit anderen Studienpopulationen und weiteren Fragestellungen folgen werden.

Immunologische Wirkungen von Zink

Zink unterstützt die körpereigene Antwort in der akuten Phase einer Infektion. Es

  • aktiviert Makrophagen, T-Helferzellen und Killerzellen,
  • forciert eine rasche Hochregulation der immunspezifischen Proteinsynthese,
  • fördert Immunreaktionen vom verzögerten Typ,
  • fördert die Antikörperantwort auf T-Zell-abhängige Antigene,
  • erhöht die Lymphozytenproliferation nach Antigenbelastung,
  • fördert die Zytokinbildung.

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