Arzneimittel und Therapie

Metastasierter Prostatakrebs: Signifikanter Überlebensvorteil durch Docetaxel

Bei der Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) in New Orleans wurden die Ergebnisse von zwei randomisierten Phase-III-Studien mit Docetaxel (Taxotere®) zur Behandlung von Androgen-unabhängigem (hormonrefraktärem) metastasiertem Prostatakrebs vorgestellt. Es zeigte sich, dass eine Chemotherapie mit Docetaxel einen signifikanten Überlebensvorteil für Männer mit Androgen-unabhängigem metastasiertem Prostatakrebs brachte, so Aventis.

Die klinischen Studien TAX 327 und SWOG 9916, an denen insgesamt etwa 1800 Patienten teilnahmen, zeigen, dass Patienten durch die Behandlung mit Docetaxel im Median 2,4 bzw. 2 Monate länger leben als im Mitoxantron-haltigen Vergleichsarm. Darüber hinaus konnte durch den Einsatz von Docetaxel im Vergleich zur Standardbehandlung mit Mitoxantron das Tumoransprechen (PSA-Abfall) der Patienten signifikant um 43% und tumorbedingte Schmerzen um 59% verbessert werden.

Die Prüfer der SWOG-Studie berichteten von einem Anstieg des progressionsfreien Überlebens um 27%, einem Anstieg der Tumoransprechrate (PSA-Abfall) um 85% und einer Zunahme der objektiven Ansprechrate um 55% im Docetaxel-Arm der Studie.

Studienprotokolle

An der Studie TAX 327 waren Patienten an 240 Zentren in 24 Ländern beteiligt. 1006 Patienten wurden in eine von drei Behandlungsgruppen randomisiert und erhielten – Docetaxel 75mg/m2 einmal alle drei Wochen plus täglich Prednison oder – Docetaxel 30 mg/m2 jede Woche in fünf von sechs Wochen plus täglich Prednison oder – Mitoxantron 12 mg/m2 alle drei Wochen plus täglich Prednison.

In der Studie SWOG 9916 wurden 770 Patienten in den USA in einen von zwei Behandlungsarmen randomisiert: – Docetaxel 60 mg/m alle drei Wochen und Estramustin 280 mg dreimal täglich für fünf Tage oder – Mitoxantron 12 mg/m2 alle drei Wochen und Prednison 5 mg zweimal täglich.

Die am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen innerhalb der TAX 327-Studie waren Haarausfall, Müdigkeit und Übelkeit. Die in der Studie beobachteten hämatologischen Ereignisse entsprachen bei beiden Therapien dem erwarteten Profil, wobei Neutropenie in der Docetaxel-Gruppe häufiger auftrat als unter Mitoxantron (32% vs 21,7%). Neutropenie-bedingte Komplikationen waren jedoch in beiden Gruppen jeweils vergleichbar.

In der Studie SWOG 9916 traten gastrointestinale und kardiovaskuläre Ereignisse häufiger bei den mit Docetaxel plus Estramustin behandelten Männern auf als im Vergleichsarm.

Docetaxel auch bei Kopf- und Halstumoren

Ebenfalls auf dem ASCO wurden die Ergebnisse einer Phase-III-Studie mit Docetaxel in Kombination mit Cisplatin und 5-Fluorouracil (5-FU) bei inoperablen, lokal fortgeschrittenen Plattenepithel-Karzinomen des Kopf-/Halsbereiches vorgestellt. Die Kombinationstherapie mit Docetaxel erwies sich gegenüber der Standardtherapie Cisplatin plus 5-FU bei der Gesamt-Überlebenszeit, bei der progressionsfreien Überlebenszeit und bei der Tumor-Ansprechrate überlegen.

An der multizentrischen Studie nahmen 358 Patienten teil.

  • 177 Patienten erhielten Docetaxel plus Cisplatin am ersten Tag und eine fünftägige Dauerinfusion von 5-Fluorouracil (5-FU).
  • 181 Patienten erhielten die Standardtherapie in Form einer Infusion von Cisplatin am ersten Tag, gefolgt von einer fünftägigen Dauerinfusion von 5-FU.
  • Die Behandlungszyklen wurden alle drei Wochen wiederholt. Insgesamt wurden vier Zyklen verabreicht.

Alle Patienten erhielten innerhalb von vier bis sieben Wochen nach Abschluss des letzten Zyklus der Chemotherapie eine Bestrahlungstherapie. Die Auswertung der Studie ergab bei den mit Docetaxel plus Cisplatin und 5-Fluorouracil behandelten Patienten eine signifikant verlängerte progressionsfreie Überlebenszeit (primäre Endpunkt der Studie) als bei den Patienten, die die Standardtherapie Cisplatin plus 5-Fluorouracil erhalten hatten (12,7 vs. 8,4 Monate).

Die Docetaxel-haltige Kombination führte auch bei den sekundären Endpunkten zu signifikanten Vorteilen: Die Gesamt-Überlebenszeit (18,6 vs. 14,5 Monate) und die Gesamt-Ansprechrate (67,8% vs. 53,6%) waren signifikant verbessert. In dieser Studie wurde die Docetaxel-haltige Kombination gut vertragen. Die Patienten, die die Kombinationstherapie mit Docetaxel erhielten, litten im Vergleich zur Behandlung mit der Standardtherapie Cisplatin plus 5-FU seltener an Übelkeit (0,6% vs. 7,3%), Erbrechen (0,6% vs. 5,0% ) und Stomatitis (4,6% vs. 11,2% ), und es wurden weniger therapiebedingte Todesfälle verzeichnet. ck

Docetaxel in der klinischen Entwicklung

  • In Deutschland ist Docetaxel in der Kombinationstherapie zur Behandlung von Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs ohne vorausgegangene Chemotherapie sowie nach Versagen einer Chemotherapie zugelassen.
  • Auch in der Behandlung von Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem, nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom nach Versagen einer vorausgegangenen Chemotherapie wird Docetaxel eingesetzt.
  • Die amerikanische Arzneimittelbehörde Food and Drug Administration (FDA) erteilte am 21. Mai 2004 die Zulassung für Docetaxel zum Einsatz bei Androgen-unabhängigem (hormonrefraktärem) metastasiertem Prostatakrebs.
  • In Europa werden klinische Studien zur Verträglichkeit und Wirksamkeit bei Kopf- und Halskarzinomen sowie Magenkrebs und Brustkrebs im Frühstadium durchgeführt.
  • Weitere Zulassungsanträge für Docetaxel bei Magenkrebs sollen im zweiten Halbjahr 2004 und für Kopf- und Halskarzinome im ersten Halbjahr 2005 eingereicht werden, so Aventis.

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