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Großbritannien: Hoffnungsträger Apotheke

LONDON (jr). Der Gesundheitszustand der britischen Bevölkerung wird im Vereinigten Königreich mit Sorge betrachtet. Im Kampf gegen Fettleibigkeit, Diabetes, Geschlechtskrankheiten und zunehmenden Nikotinkonsum ruft die Regierung nun die Apotheker des Landes auf, eine führende Rolle bei der Problembewältigung zu übernehmen.

Studien zum Gesundheitsbewusstsein, Essverhalten oder Nicotinkonsum haben in Großbritannien Hochkonjunktur. Die Fakten, mit denen sich die britische Regierung konfrontiert sieht, sind mehr als ernüchternd. Die Anzahl der unter Fettleibigkeit leidenden Briten hat sich in den letzten 20 Jahren verdreifacht, jede Stunde sterben 13 Briten an den Folgen des Nicotinkonsums, eine von zehn sexuell aktiven Frauen weist eine Chlamydien-Infektion auf, in einigen Landesteilen entspricht die Sterberate dem nationalen Durchschnitt von 1950.

Die Ursachen vieler Missstände, so die Studien, werden bereits im Kindesalter gelegt. Eines von fünf Kindern isst kein Obst und die Rate der Schüler, die ihren täglichen Schulweg zu Fuß bestreiten, hat sich in den letzten zehn Jahren von 60 auf 51 Prozent verringert. Die britische Gesundheitsministerin Rosie Winterton rief nun die Apotheker des Landes auf, den Kampf zur Verbesserung des Gesundheitszustandes der Bevölkerung aktiv zu unterstützen. Nach Ansicht der Ministerin belegt die Geschichte die bedeutende Rolle der Apotheker für das Gesundheitswesen und die Bevölkerung. Darauf, so die Politikerin, müsse aufgebaut werden.

Grippeimpfung in der Apotheke

In den nächsten Monaten soll ein Strategiepapier über den erweiterten Einsatz von Apothekern erarbeitet werden, wobei auf Erfahrungen zurückgegriffen werden kann, die Apotheker bereits im Vorfeld während ausgewählter Projekte sammeln konnten. In Aberdeen bieten sechs Apotheken beispielsweise die Grippeschutzimpfung an. Vorausgegangene Schulungen sorgen dafür, dass die Apotheker in Problemfällen wie Anaphylaxien gezielt reagieren können. Während das Gesundheitswesen die Entlastung seiner angestellten Ärzte begrüßt, kommen Berufstätige in den Genuss der weitaus günstigeren Öffnungszeiten der Apotheken, vor allem auch an Wochenenden.

In einem zweiten Projekt betreuten 34 Apotheken Personen verschiedener Altersgruppen beim Versuch, sich das Rauchen abzugewöhnen. In den fünf Wochen boten die Apotheker einen Eins-zu-eins-Service an, der neben der wöchentlichen Sitzung auch die mögliche Verabreichung eines Nicotinersatzes beinhaltete. Während die Erfolgsrate sonstiger Therapien nach fünf Wochen im nationalen Durchschnitt bei 52 Prozent liegt, konnte das Apothekenprojekt mit immerhin 68 Prozent aufwarten.

Ein spezielles Programm für Diabetiker wird derzeit im schottischen Alloa angeboten. Vier Apotheken begleiten Diabetiker bei der Abstimmung ihrer Lebensweise auf die Erkrankung, nachdem ein Gesundheitscheck eingeleitet und die Medikation überprüft wurde. Neben der generellen Beratung erhalten die Patienten aus der Hand des Apothekers einen von der Krankenversicherung (NHS) gestellten Gutschein für Fitnessstudios, Schwimmbäder oder den Bezug von Nikotinersatz.

Nach jeweils einem Monat erfolgt wiederum ein Beratungsgespräch mit dem Apotheker, der das weitere Vorgehen erläutert und erneut einen Gutschein nach Wahl ausgibt. Ziel des Programms ist es, Diabetikern die Chance zu geben, über eine gesündere Lebensweise Effekte wahrzunehmen, die dazu anhalten, aus eigenem Antrieb der Gesundheit und somit dem Wohlbefinden dienen zu wollen. Weitere Einsatzgebiete für Apotheker sehen Politiker wie Berufsverbände in den Bereichen Osteoporose, Asthma oder koronare Herzkrankheiten.

Gesundheitsministerin Winterton betonte, die Ressourcen im Apothekenwesen seien bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Der Wunsch der Politikerin, gerade über Apotheken den Kampf gegen Volkskrankheiten führen zu wollen, überrascht Beobachter kaum. Apotheken warten mit dem nötigen Know-how auf, sind Institutionen in zum Teil verwaisten Innenstädten und belasten das unter finanziellen Engpässen und chronischem Personalmangel leidende Gesundheitswesen vergleichsweise gering.

Der Gesundheitszustand der britischen Bevölkerung wird im Vereinigten Königreich mit Sorge betrachtet. Im Kampf gegen Fettleibigkeit, Diabetes, Geschlechtskrankheiten und zunehmenden Nicotinkonsum ruft die Regierung nun die Apotheker des Landes auf, eine führende Rolle bei der Problembewältigung zu übernehmen.

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