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50 Jahre BVA: Nur mit engagierten Mitarbeitern stark...

HAMBURG (diz). Der Bundesverband der Angestellten in Apotheken (BVA) feierte am 19. Juni 2004 sein 50-jähriges Bestehen. Der Verband, der sich als Apothekengewerkschaft versteht, hatte für die Feier zahlreiche Gäste und Ehrengäste zu einer Nachmittagsfahrt auf der Elbe mit dem Mississippidampfer "Louisiana Star" eingeladen. Im Rahmen der Feier verkündete der Verband seine Umbenennung in "Adexa Ų Die Apothekengewerkschaft".

Bevor die Bundesvorsitzende des Verbands, Frau Monika Oppenkowski, in ihrer Ansprache auf 50 Jahre BVA zurückblickte, gedachte die Festversammlung der erst vor wenigen Wochen verstorbenen Ehrenvorsitzenden des BVA, Irmgard Engelke, die von 1975 bis 1987 Bundesvorsitzende war.

Die Anfänge

Die Anfänge des BVA gehen eigentlich auf das Jahr 1904 zurück, als der "Verband konditionierender Apotheker" gegründet wurde, dem nur angestellte Apotheker angehören durften. 1919 kam es zum ersten Tarifabschluss des "Verbands deutscher Apotheker" mit dem Deutschen Apotheker-Verein, 1933 zur Auflösung der freien Gewerkschaften.

Nach dem Krieg, 1949, jedoch garantierte das Grundgesetz die Koalitionsfreiheit. Damit konnte die "Tarifgemeinschaft deutscher angestellter Apotheker" gegründet werden, die dann 1954 als "Bundesverband der angestellten in öffentlichen Apotheken" die Nachfolge der Tarifgemeinschaft antrat. Noch vor Gründung des BVA am 21. Juni 1954 konnte am 27. März ein bundesweit gültiger Bundesrahmentarifvertrag mit der Tarifgemeinschaft der Apothekenleiter im Bundesgebiet (TGLiB) abgeschlossen werden.

Der Aufbau des BVA

Oppenkowski erinnerte an den Aufbau des BVA. Von Anfang an waren im BVA nie "Funktionäre" tätig, alle Vorstandsmitglieder waren und sind neben ihrer Arbeit im BVA in einer Apotheke angestellt. Vor 50 Jahren war der Vorstand noch von Männern dominiert, erst 1984 trat der erste "männerfreie" Vorstand an, so Oppenkowski. Bis 1964 hatte der Vorstand keine Geschäftsführung. Ab 1. April 1964 entlastete der Jurist Karl A. Langer, Hamburg, als Geschäftsführer den Vorstand, der diese Tätigkeit neben seiner Anwaltskanzlei ausübte. Die Geschäftsstelle war dementsprechend in Hamburg zu Hause und ist es bis heute.

Die erste hauptamtliche Geschäftsführerin konnte sich der BVA mit Anja Borstelmann 1997 leisten. Seit 1999 wird die Geschäftsstelle, die heute in der Deichstraße 19 in Hamburg sitzt, von den hauptamtlichen Geschäftsführerinnen Iris Borrmann, Rechtsanwältin, zuständig für juristisch-tarifliche Fragen, und Susanne Kirstein, zuständig für organisatorisch-wirtschaftliche Gebiete, geleitet. Einen Überblick über den ersten Vorstand 1954, die bisherigen Bundesvorsitzenden des BVA und die Geschäftsführer zeigt der Kasten.

Schwere Tarifarbeit

Die Anfänge der Arbeit des BVA waren beschwerlich. 1954 betrug die wöchentliche Arbeitszeit noch 48 Wochenstunden, die Bestrebungen gingen in Richtung 46 Stunden. Der Urlaub betrug damals 18 bis 24 Tage, eine Notdienstvergütung wurde erst 1968 eingeführt. Erst 1974 – zur Zeit der Ölkrise – gab es die 40-Stunden-Woche. Ein "absolutes Highlight" der tariflichen Gehaltsabschlüsse, so Oppenkowski, war die Tariferhöhung von 1975, die sich – allerdings inflationsbedingt – auf durchschnittlich 10% belief.

1974 gab es die erste Sonderzahlung in Höhe von 20%, erst 1989 werden nach mehreren Zwischenschritten 100% des tariflichen Monatsgehalts als Sonderzahlung erreicht. Fünf Wochen Urlaub gab es ab 1989, die Sechs-Wochen-Grenze war 1994 erreicht. Die wöchentliche Arbeitszeit belief sich 1994 auf 37,5 Stunden, wurde aber 1999 wieder auf 38,5 Stunden erhöht.

Schub durch die Wiedervereinigung

Die Wiedervereinigung brachte einen Schub für die Entwicklung der Mitgliederzahl, wie Magdalene Linz, heute Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen und von 1989 bis 2000 Bundesvorsitzende des BVA, in ihrem Grußwort ausführte: Pharmazie-Ingenieure wurden integriert, neue Landesgruppen gegründet. Viele angestellte Apothekerinnen und Apotheker hatten nach der Wende "die Nase voll von einer Einheitsgewerkschaft" und schlossen sich gerne dem BVA an. Die damalige Mitgliederzahl von 3000 wurde so fast verdreifacht.

Mehr Mitglieder, mehr Beiträge – vieles konnte so professioneller werden, z. B. auch die BVA-Mitgliederzeitung "Spektrum", die auf ihrem Titelblatt 1991 melden konnte: "6,3% Tariferhöhung" – "schön, wenn so ein Abschluss heute auch wieder zustande kommen könnte" ergänzte Linz. Bedauerlich sei, dass 1996 der Apothekerverband Sachsen aus dem Tarifverbund austrat.

Auch wenn sie heute als Apothekenleiterin zum "anderen Lager" gehöre, appellierte Linz an die Arbeitgeber, auch in finanziell schwierigen Situationen ein Signal zu setzen für die Entlohnung der Mitarbeiter: "Wir sind nur mit engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stark". Sie hoffe, dass bei den anstehenden Tarifverhandlungen eine entsprechende tarifliche Lohnerhöhung zustande komme.

Ohne Mitarbeiter geht es nicht

Grußworte überbrachte auch der amtierende Vertreter der Arbeitgeberseite Dr. Manfred Zindler, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft deutscher Apotheker (ADA). Die Arbeit in den Tarifrunden sei stets verbindlich im Umgang, aber hart in der Sache gewesen. Er hob hervor, dass man in der Apotheke engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brauche, gerade in Zeiten des Hausapothekenmodells und von QMS. Er sprach dem weiblichen Vorstand des BVA sein Kompliment aus, dass sie den BVA zu dem gemacht hätten, was er heute darstelle. Man wolle sich noch in der ersten Juli-Woche für ernsthafte Tarifverhandlungen treffen.

Aus drei Gründen hat ABDA-Präsident Hans-Günter Friese die Einladung zur 50-Jahr-Feier des BVA gerne angenommen:

  • aus Neugierde, um zu sehen, wie die Feier auf dem Schiff verläuft,
  • um ein Zeichen der ABDA zu setzen: man sei sich bewusst, was Mitarbeiter leisten,
  • und weil er selbst seine berufspolitische Laufbahn 1972 im Vorstand des BVA begonnen habe.

Friese ermunterte junge Apothekerinnen und Apotheker dazu, in der Standespolitik mitzumachen – vielleicht gelangen sie auch in die ABDA-Spitze.

Neu: Adexa

Den Abschluss seiner 50 Jahr-Feier krönte der BVA mit der Vorstellung seines neuen Namens. Der Namensfindung vorausgegangen war die Anfang 2000 getroffene Entscheidung des BVA, als eigenständige Gewerkschaft aufzutreten. Mit dem neuen Namen – ein Kunstname ohne inhaltliche Bedeutung – will der BVA seine Wandlungsfähigkeit zeigen, so die Bundesvorsitzende. Er soll ausdrücken, dass der BVA vom Selbstverständnis her eine "echte" Gewerkschaft ist: "Adexa – die Apothekengewerkschaft".

Der Bundesverband der Angestellten in Apotheken (BVA) feierte am 19. Juni 2004 sein 50-jähriges Bestehen. Der Verband, der sich als Apothekengewerkschaft versteht, hatte für die Feier zahlreiche Gäste und Ehrengäste zu einer Nachmittagsfahrt auf der Elbe mit dem Mississippidampfer "Louisiana Star" eingeladen. Im Rahmen der Feier verkündete der Verband seine Umbenennung in "Adexa – Die Apothekengewerkschaft"

Aus der BVA-Chronik Der erste Vorstand 1954

1. Vorsitzender: Werner Beneke, Hamburg 2. Vorsitzender: Helmut Schüpphaus, Hamburg 3. Vorsitzender: Werner Schmidt, N.-Württemberg Schriftführer: Joachim Heertsch, Niedersachsen Kassenwart: Gertrud Naatz, Hamburg

Die Bundesvorsitzenden des BVA 1954 – 1956 Werner Beneke, Hamburg 1956 – 1958 Lutz Schütz, Hamburg 1958 – 1959 Werner Schmidt, Ludwigsburg 1959 – 1966 Helmut Petau, Hamburg 1966 – 1975 Franz Gräser, Fulda 1975 – 1987 Irmgard Engelke, Hannover 1987 – 1989 Ruthilde Zasche, München 1989 – 2000 Magdalene Linz, Hannover Seit 2000 Monika Oppenkowski

Die Geschäftsführer des BVA

1964 – 1976 Karl A. Langer 1977 – 1989 Walther Behrens 1990 – 1999 Andreas Quack Seit 1999 Iris Borrmann, Susanne Kirstein

Der BVA-Vorstand heute

Vorsitz: Monika Oppenkowski Tarife/Gewerkschaft: Jutta Nörenberg Presse/Öffentlichkeitsarbeit: Insa Heyde Finanzen/Personal: Gisa Haeger Organisation: Petra Zillmann Geschäftsführung: Iris Borrmann, Rechtsanwältin, juristisch-tarifliche Fragen, Susanne Kirstein, organisatorisch-wirtschaftliche Gebiete

Anschrift: BVA /Adexa, Deichstraße 19, 20459 Hamburg, Tel (0 40) 36 38 29, Fax (0 40) 36 30 58 Im Internet: www.BVA-online.de, E-Mail: Info@BVA-online.de

BVA-Infos

Seit 1989/1990 erscheint ein BVA-Info in der DAZ, das über aktuelle Positionen des BVA berichtet und Infos aus der Arbeit des Verbands veröffentlicht. Die Mitgliederzeitschrift des BVA mit dem Namen "Der Mitarbeiter" wird 1989 umbenannt in "BVA Spektrum"; die Zeitschrift erscheint quartalsweise.

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