Praxis aktuell

Rezidivierende Otitis media

In der neuen Folge unserer DAZ-Rubrik "Praxis aktuell", in der wir Fragen aus dem Apothekenalltag vorstellen und Lösungsvorschläge aufzeigen, geht es um die homöopathische Behandlung einer rezidivierenden Mittelohrentzündung.

Eine Ihnen seit mehreren Jahren bekannte Familie leidet unter den wiederkehrenden Infekten der fünfjährigen Tochter Julia. Sobald das Kind einen Infekt bekommt, schlägt sich dieser auf ein Ohr mit der Folge einer heftigen Mittelohrentzündung, die in der Regel antibiotisch behandelt wird. Die Mutter kommt nun in die Apotheke mit folgender Frage: Sie habe gehört, dass es homöopathische Arzneimittel gebe, die man quasi zur Vorbeugung einsetzen könne, damit es nicht immer wieder zu diesen schweren Verläufen kommt. Was raten Sie ihr?

Antwort

Eine homöopathische Behandlung differenziert stets zwischen akuten Beschwerden und einer Langzeitbehandlung zur Senkung der Rezidive. Bei letzterem Ansatz wird man eine eher personotrope, d. h. auf die Konstitution abgestimmte Behandlung durchführen, während man bei einem beginnenden Infekt eine organotrope Behandlung bevorzugt. Julia ist ein eher schmächtiges Kind, Essen ist nicht das Hauptthema und zudem berichtet die Mutter, dass ihre Tochter die frühere Lebhaftigkeit verloren habe, seit sie von den ständig wiederkehrenden Infekten betroffen ist.

Vor diesem Hintergrund ist bei Julia Ferrum phosphoricum D12 angezeigt (1 mal tägl. 1 Tablette lutschen). Das Arzneimittel sollte drei Wochen lang gegeben werden, dann ist eine Woche Therapiepause angezeigt. Danach wird das Mittel nochmals drei Wochen lang eingenommen. Das Therapieziel ist die Senkung der Rezidivrate. Sollte unter dieser Behandlung ein akuter Infekt auftreten, dann ist das Mittel abzusetzen.

Gerade bei einem akuten Rezidiv wirkt die Homöopathie umso schneller, je früher das Arzneimittel eingesetzt wird: Bei den ersten Anzeichen einer beginnenden (!) Otitis media, erkennbar an dem Weinen des Kindes sowie am allgemeinen Verhalten, wird Belladonna D6 und Ferrum phosphoricum D6, jeweils 3 Globuli bzw. 1 Tablette anfangs bis zu jeder Viertelstunde im Wechsel gegeben, bei nachlassenden Beschwerden jede Stunde.

Übrigens: Das richtig gewählte Homöopathikum wirkt nicht "langsam", sondern gerade in Akutsituationen rasch. Und ein weiterer Aspekt ist wesentlich: Je frühzeitiger die Therapie beginnt, desto eher lässt sich die Progredienz der Akuterkrankung vermeiden. Kastentext

Literaturtipp

Arzneimittel der Besonderen Therapierichtungen: Homöopathie Zur Vertiefung des Themas "Arzneimittel der Besonderen Therapierichtungen mit Schwerpunkt Homöopathie" in der Apothekenpraxis wird auf den im Deutschen Apotheker Verlag erschienenen gleichnamigen Buchtitel von Dr. M. Wiesenauer und Dr. G. Keller verwiesen (Materialien für die Weiterbildung). ISBN 3-7692-2809-X, Preis 39,50 Euro Zu beziehen über den Deutschen Apotheker Verlag, Postfach 10 10 61, 70009 Stuttgart, Tel. (07 11) 25 82-3 50, Fax (07 11) 25 82-2 90, E-Mail: service@deutscher-apotheker-verlag.de, Internet www.deutscher-apotheker-verlag.de

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.