Arzneimittel und Therapie

Kurzberichte aus Meran

Lungenerkrankung Zukunftsproblem: Koinfektion HIV und Tuberkulose

Die Tuberkulose rückt im Zuge der EU-Osterweiterung erneut ins Blickfeld. Wie Prof. Dr. Tom Schaberg, Rotenburg, berichtete, wird uns künftig neben der Zunahme an multiresistenzen Tuberkulosestämmen vor allem die Koinfektion von Tuberkulose mit HIV Probleme bereiten.

Nach Zahlen der Weltgesundheitsorganisation waren 2001 fast zwei Milliarden Menschen infiziert. Das Gros der Infektionen findet sich in Afrika (1,4 Millionen), dem westpazifischen Raum (1,8 Millionen) und Südost-Asien (3,2 Millionen). Insgesamt kommen in 23 Ländern der Erde 80 Prozent aller Tuberkuloseerkrankungen vor. Problematisch ist dies zum einen, weil es sich bei diesen Ländern vielfach um Entwicklungsländer handelt, in denen keine ausreichende medizinische Behandlung der Tuberkulose gewährleistet ist. Zum anderen sind diese Länder auch diejenigen mit den höchsten HIV-Zahlen.

Damit steigt das Risiko einer Koinfektion mit beiden Erregern. Derzeit geht man davon aus, dass 30 Prozent der Tuberkulose-Patienten in Afrika auch mit dem HI-Virus infiziert sind, in Asien liegt die Rate der Koinfektionen vermutlich bei 15 Prozent. Und diese Zahlen werden in den kommenden Jahren steigen. Schaberg nannte Prognosen von 50 Prozent Koinfektionen in Afrika und 20 Prozent in Asien bis 2010. Weltweit ist die Tuberkulose die häufigste Todesursache HIV-positiver Patienten. ral

Lungenentzündung Risikofaktoren bei Pneumonien beachten

Die Prognose einer Lungenentzündung hängt entscheidend ab von der Geschwindigkeit, mit der die Therapie begonnen wird, sowie von der richtigen Wahl der Antibiotika. Prof. Dr. Tobias Welte, Hannover, wies darauf hin, dass es zudem Risikofaktoren gibt, die besonderer Beachtung bedürfen.

Neuere Studien haben gezeigt, dass Patienten mit einer akuten Lungenentzündung, bei denen innerhalb der letzten drei Monate vor Ausbruch der Krankheit eine Antibiotikabehandlung durchgeführt wurde, im letzten Monat vor der Erkrankung einen Krankenhausaufenthalt hatten. Bei diesen Patienten finden sich zudem auch im ambulanten Bereich Pseudomonaspneumonien. Wie Welte erklärte, sollte bei all diesen Patienten eine Pseudomonas erfassende Therapie durchgeführt werden.

Dafür kommen Antibiotika wie Piperacillin, Cefrazidim, die Carbapeneme Imipenem und Meropenem und die Fluorochinolone Ciprofloxacin und Levofloxacin in Frage. Auch muss die Therapiedauer bei diesen Patienten verlängert werden. Während eine "normale" Lungenentzündung in der Regel nicht länger als sieben Tage therapiert werden muss, sind bei Risikopatienten Behandlungszeiten von bis zu 14 Tagen notwendig. ral

Inhalationstherapie Innovationen auf dem Gebiet der Inhalatoren

Das FCKW-Verbot hat insbesondere bei den Pulverinhalatoren zu einem Innovationsschub geführt. Aber die entscheidende Schwachstelle bleibt die Handhabungskompetenz des Patienten, so Dr. Eric Martin aus Marktheidenfeld. Und hier ist der Apotheker gefordert.

Der neue Aktivinhalator unterscheidet sich von anderen Mehrdosis-Reservoirsystemen, bei denen die Dosierung ebenfalls volumetrisch erfolgt, durch ein Gebläse. Beim Aufklappen wird einmal der Wirkstoff zur Inhalation bereit gestellt, gleichzeitig wird Luft in einem Gebläse komprimiert. Durch Saugen am Mundstück werden Arzneistoff und Luft frei gesetzt. Die Folge sind eine vollständige Entleerung und optimale Dispergierung des Inhalationspulvers.

Die Geräte sind allerdings nur so gut, wie korrekt sie angewendet werden. Oft werden verschiedene Inhalatoren in der erforderlichen Kombinationstherapie parallel eingesetzt - und das über eine lange Zeit. Hier ist das Einschleichen von Fehlern vorprogrammiert. Der Apotheker muss beraten und schulen, aber über den Asthmatiker sollte nicht permanent das Füllhorn des eigenen Wissens ausgeschüttet werden. Wichtiger ist, sich vom Patienten die Handhabung des Geräts vorführen zu lassen - so lassen sich die Defizite erkennen, und die korrekte Anwendung kann gezielt geübt werden. ck

Asthma und COPD Keine Angst vor inhalativen Glucocorticoiden

Neben den pathophysiologischen Abläufen und Unterschieden von Asthma und COPD standen im Mittelpunkt des Vortrages von Prof. Dr. Ralf Wettengel, Jena, neben der Diagnostik vor allem die Therapiemöglichkeiten: Asthma ist nicht heilbar, eine effektive Asthmakontrolle aber erreichbar. Bei der COPD, der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung, heißt die Aufgabe: die Progredienz verhindern.

Vorrangiges Ziel bei der Behandlung der COPD ist es, das Fortschreiten der Atemwegsobstruktion zu verhindern. Wettengel mahnte den rationalen Umgang mit inhalativen Glucocorticoiden an. Diese haben bei Asthma einen hohen Stellenwert und ein günstiges Risikoprofil: einer Corticophobie muss daher in der Beratung unbedingt entgegen getreten werden. Bei der COPD sei der Stellenwert der inhalativen Glucocorticoiden allerdings nicht eindeutig gesichert: vier große kontrollierte Studien haben ergeben, dass eine Progredienz der Atemwegsobstruktion nicht vermieden wird.

Neue Untersuchungen scheinen dafür zu sprechen, dass eine fixe Kombination von langwirksamen Beta-2-Sympathomimetika und inhalativen Glucocorticoiden günstiger ist als eine Monotherapie oder getrennte Einnahme der Wirkstoffe. ck

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