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Metzger kritisiert Aktionsprogramm "Informationsgesellschaft Deutschland 2006"

MERAN (ral). In seiner Begrüßungsrede zum 42. Forbildungskongress der Bundesapothekerkammer in Meran (6. bis 11. Juni) übte Johannes Metzger, Präsident der Bundesapothekerkammer, harsche Kritik an der Politik, die die Leistung der Apotheker nicht nur nicht anerkennt, sondern nach wie vor alles daran setzt, das bestehende und bewährte System der Arzneimittelversorgung in Deutschland zu zerstören. Lobend hob er dagegen das Engagement der rund 700 Kolleginnen und Kollegen hervor, die ins Südtiroler Städtchen Meran gereist waren, um sich Vorträge über Atemwegserkrankungen, Immunerkrankungen, Tumore etc. anzuhören. Die Apothekerinnen und Apotheker sind sich der Bedeutung einer optimalen Arzneimittelberatung und der dafür notwendigen regelmäßigen Fortbildung offenbar bewusst.

Wenn man sich die demographische Entwicklung in Deutschland betrachtet, muss man als Heilberufler eine arbeitsreiche Zukunft eigentlich nicht in Frage stellen, meinte Metzger. Die mit der Überalterung der Bevölkerung einhergehende Finanzierungsfalle lässt die Zukunft dennoch nicht in einem rosigen Licht erscheinen. Unlösbar ist das Problem laut Metzger jedoch nicht: "Was zu tun ist, ist offensichtlich: Wir müssen unser Land stärken, die Binnenwirtschaft fördern und die klein- und mittelständischen Betriebe als Kern der Wirtschaftsleistung stützen."

Faire Bedingungen für alle schaffen

Leider gehe die Bundesregierung genau den umgekehrten Weg. Metzger kritisierte in diesem Zusammenhang das Aktionsprogramm "Informationsgesellschaft Deutschland 2006", in dem die Einführung des elektronischen Rezepts zur Förderung des europäischen Wirtschaftsraums vorgesehen ist. "Die konkrete Ausgestaltung des elektronischen Rezepts wird sicherstellen, dass der elektronische Arzneimittelhandel mit Apotheken in Deutschland und anderen Vertragsstaaten des europäischen Wirtschaftsraumes unterstützt und gefördert wird", zitierte der BAK-Präsident aus dem Programm und meinte, das könne ja wohl nicht der Weg sein, den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken.

"Erst hat die Regierung einseitig den Versandhandel gestattet, und nun ist es das Aktionsprogramm dieser Regierung, das deutsche Rezept so viel wie möglich aus dem Ausland beliefern zu lassen", schimpfte er. Der europäische Markt verbessert nur dann die Chancen aller, wenn faire Bedingungen für alle herrschen. Die Gesundheitsmärkte seien davon noch weit entfernt. Wenn der deutsche Gesundheitsmarkt einseitig geöffnet wird, bevor einheitliche Verhältnisse in Europa geschaffen sind, bedeutet dies nichts weniger als Inländerdiskriminierung.

Approbation europaweit anerkannt

Ein weiteres Thema, das die Bundesapothekerkammer im Hinblick auf Europa derzeit beschäftigt, ist die Ausbildung. Derzeit laufen Verfahren zur Neuregelung der Dienstleistungsrichtlinie und der Diplomanerkennungsrichtlinie, die insbesondere die freien Heilberufe betreffen, deren Ausbildung derzeit durch sektorale Richtlinien geregelt wird. Nach diesen sektoralen Richtlinien ist die deutsche Approbation ausreichend, damit ein Apotheker in jedem Mitgliedstaat der EU in öffentlichen Apotheken, Krankenhäusern, der Industrie etc. arbeiten kann. "Die Bundesapothekerkammer will diesen Status quo beibehalten", sagte Metzger.

Klärungsbedarf: Betrugsvorwurf im Spiegel

Auf der im Rahmen des Pharmacon Meran veranstalteten Pressekonferenz gingen Metzger und der Präsident der Bundesvereinigung deutscher Apothekerverbände – ABDA, Hans-Günter Friese, unter anderem auch auf die im "Spiegel" veröffentlichten Betrugsvorwürfe ein. Derzeit, so Friese, könne noch nicht abgeschätzt werden, wie viel von diesen Vorwürfen tatsächlich wahr ist. Die Berufsvertretung sei jedoch in jedem Fall an einer raschen und vollständigen Aufklärung der Vorwürfe interessiert.

"Wenn es Apotheker gibt, die betrügen, muss dies offenkundig gemacht und natürlich auch strafverfolgt werden. Wir sind nicht daran interessiert, schwarze Schafe zu decken. Vielmehr müssen wir den Ruf all derjenigen Kollegen schützen, die sich nichts zuschulden haben kommen lassen", meinte Friese.

In seiner Eröffnungsrede zum Fortbildungskongress der Bundesapothekerkammer in Meran kritisierte Metzger das Aktionsprogramm "Informationsgesellschaft Deutschland 2006", in dem die Einführung des elektronischen Rezepts zur Förderung des europäischen Wirtschaftsraums vorgesehen ist. "Erst hat die Regierung einseitig den Versandhandel gestattet, und nun ist es das Aktionsprogramm dieser Regierung, das deutsche Rezept so viel wie möglich aus dem Ausland beliefern zu lassen", schimpfte er. Der europäische Markt verbessert nur dann die Chancen aller, wenn faire Bedingungen für alle herrschen.

Können Sie sich den französischen Wirtschaftsminister vorstellen, der ein Aktionsprogramm auflegt mit dem Ziel, möglichst viele französische Bürger mit Rezepten aus Deutschland beliefern zu lassen? Sicher nicht. Und kein Mensch würde deshalb behaupten wollen, die Franzosen seien schlechte Europäer.

Johannes Metzger zum Aktionsprogramm "Informationsgesellschaft Deutschland 2006"

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