DAZ Feuilleton

Ausstellung: Tanz um die Banane

Sie war einst ein Sinnbild für Exotik und ist heute ein ganz alltägliches Nahrungsmittel, das von unserem Speisezettel nicht mehr wegzudenken ist: die Banane. Jahr für Jahr verzehrt der Bundesbürger 15 kg dieser wohl populärsten Südfrucht, ohne sich viele Gedanken um ihre Herkunft zu machen. Vornehmlich mit diesen Fragen, wo und wie die Banane produziert und vermarktet wird, befasst sich eine Sonderausstellung, die bis zum 18. Juli im Naturkundemuseum Karlsruhe zu sehen ist.

Einmal um die halbe Welt

Die Banane stammt aus Süd- und Südostasien, wo verschiedene Arten traditionell verschieden genutzt werden: Obstbanane, Mehlbanane und Faserbanane. Im Mittelalter brachten arabische Kaufleute die Banane aus Indien in den Nahen Osten, nach Nordafrika und auf die Iberische Halbinsel, von wo aus sie zunächst auf die Kanarischen Inseln und Madeira und später mit den Konquistadoren nach Amerika und ins tropische Afrika gelangte. Europäischen Naturforschern galt sie bis ins 18. Jahrhundert, als sie auch hierzulande in Gewächshäusern heimisch wurde, als tropische Frucht schlechthin, ja sogar als "paradiesische" Frucht.

Mit dem Kühlschiff nach Europa

Verglichen mit anderen "Kolonialwaren" ist die Banane ein Nachkömmling. In den USA fand sie erst ab 1870 Eingang in den Markt; parallel dazu legten US-amerikanische Unternehmer Plantagen in den Staaten Mittelamerikas an, die sie in ihre politische Abhängigkeit brachten; die Bezeichnung "Bananenrepublik" hat daher ihren Ursprung.

Etwas später, 1892, importierte Deutschland seine ersten Bananen aus Amerika; erst durch die von Carl Linde um 1870 entwickelte Kältetechnik und deren Anwendung zur Kühlung der Laderäume von Frachtdampfern waren Bananen über längere Zeiträume transportfähig geworden. Auf den Umschlag der nach Deutschland eingeführten Bananen spezialisierte sich – neben Bremerhaven – der Hamburger Hafen.

1908 wurden dort 12 000 Tonnen umgeschlagen, wovon zwei Drittel von den Kanarischen Inseln und ein Viertel von Jamaika stammten. Im selben Jahr hatte eine Unternehmergruppe in der damals deutschen Kolonie Kamerun eine erste Bananenplantage angelegt. Der Export nach Deutschland lief 1913 an, kam aber wegen des Weltkriegs gleich wieder zum Erliegen.

Erst 1929 wurde der Import "deutscher" Bananen aus Kamerun in bescheidenem Maße wieder aufgenommen; in Hamburg wurden damals 16 400 Tonnen umgeschlagen. Der Markt erwies sich als sehr aufnahmebereit, und so wuchs der Umschlag im Hamburger Hafen bis 1938 auf 105 000 Tonnen. Übrigens hat der Schlager "Ausgerechnet Bananen" aus den 20er-Jahren wesentlich zur Beliebtheit der tropischen Frucht beigetragen.

Symbol für das Wirtschaftswunder

Nach den Entbehrungen des Zweiten Weltkriegs wurde die Banane zum Zeichen, dass es mit Deutschland wieder aufwärts ging. Immer mehr Bürger konnten sich die einstige Luxusware leisten, und der Staat förderte ihren Konsum, indem er sie von Einfuhrzöllen befreite. Die Bundesrepublik baute eine Bananenflotte auf, die auf zeitweise 69 Kühlschiffe anwuchs.

Dagegen wurde in der DDR das geringe Angebot von Bananen als schmerzliches Indiz für den niedrigeren Lebensstandard und auch für die Unfreiheit des Systems empfunden. Nach der Wende sorgte der Nachholbedarf der ehemaligen DDR-Bürger dafür, dass die Bananenimporte der Bundesrepublik auf Rekordhöhen schnellten.

Inzwischen hat die Nachfrage wieder abgenommen. Der Verzehr liegt nun bei jährlich etwa 1,2 Millionen Tonnen Bananen oder durchschnittlich 15 Kilogramm pro Kopf, was etwa dem Konsum von zwei Bananen pro Woche entspricht. Zu den Vielverzehrern (über 45 kg) zählen insbesondere ältere Personen.

Form nach Norm

Auf dem Bananenmarkt verstanden sich seit den 60er-Jahren Marken zu platzieren, die sich insbesondere durch ihre Gleichförmigkeit auszeichneten. Der Trend wurde zur Norm: Die Europäische Union regelte verbindlich, wie eine marktfähige Banane auszusehen hat. 1993 setzte die EU eine Bananenmarktordnung in Kraft, die bis heute umstritten ist, weil sie mit ihren Bestimmungen indirekt die Großproduzenten begünstigt. Den Bemühungen, ökologisch angebaute und "fair" gehandelte Produkte im Markt zu platzieren, ist bis heute kein durchschlagender Erfolg beschieden.

Die Bananen-Ausstellung in Karlsruhe befasst sich auch eingehend mit den sozialen, ökonomischen und ökologischen Aspekten des Anbaus. Ein Kapitel ist dem Nematozid Dibromchlorpropan (DBCP) gewidmet, das in den 1970er-Jahren in Bananenplantagen eingesetzt wurde. Ein Skandal, denn damals war den Verantwortlichen bereits bewusst, dass DBCP für den Menschen toxisch ist, indem es Männer unfruchtbar werden lässt und bei Embryonen Missbildungen verursacht.

Staatliches Museum für Naturkunde, Erbprinzenstr. 13, 76133 Karlsruhe, Tel. (07 21) 1 75 21 55, www.smnk.de, www.tanz-um-die-banane.de

Geöffnet: Dienstag bis Freitag 9.30 bis 17.00 Uhr; Samstag, Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr.

Katalog: Tanz um die Banane – Handelsware und Kultobjekt. 176 Seiten, 23 Euro. ISBN 3-935549-48-2

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