Dermatologie

Tinea pedis und deren Erregerspektrum

Zu Fußmykosen zählen im Allgemeinen Tinea unguium Ų eine Pilzinfektion des Nagelorgans Ų und Tinea pedis, eine oberflächliche Mykose der freien Haut am Fuß. Tinea pedis stellt eine der häufigsten oberflächlichen Dermatomykosen dar.

An der Pilzinfektion leiden nicht nur Patienten mit peripheren Durchblutungsstörungen, sondern auch gesunde Personen, die aktiv Sport treiben. Tatsächlich wird die Mykose in den angloamerikanischen Ländern auch als "athlete's foot" bezeichnet.

Das impliziert wiederum, dass die Entstehung einer Tinea pedis sowohl durch Grunderkrankungen, eine kutane Immunabwehrstörung (endogen) als auch durch von außen- bzw. sportbedingte Mikrotraumen bzw. Hautirritationen (exogen) begünstigt werden kann. Diese beiden möglichen Triggerfaktoren erklären nicht zuletzt die weltweit hohe Häufigkeitsrate der Tinea pedis in der Bevölkerung.

Tinea pedis kann klinisch in drei Gruppen unterteilt werden:

1. Akute, rekurrente Form: intertriginöser/interdigitaler Typ 2. Chronische, hyperkeratotische, trockene Form: plantarer oder Mokassin-Typ 3. Akute, rekurrente allergische Form: vesikulärer Typ

Die klinischen Formen wurden primär nach jeweiligem Symptom sowie Therapie- bzw. Heilungsverlauf differenziert, auch wenn die Mykose durch die gleiche Erregergruppe (Dermatophyten) verursacht wurde [1].

Dermatophyten als Haupterreger

Die Bezeichnung "Tinea" ist definitionsgemäß der Pilzinfektion durch Dermatophyten vorbehalten. In der Tat stellen Dermatophyten den Haupterreger der Tinea pedis bzw. Tinea unguium dar. Die Dermatophyten umfassen verschiedene Gattungen, jede Gattung beherbergt wiederum unterschiedliche Arten (Spezies).

Die einzelnen Dermatophytenarten können eine unterschiedliche Symptomatik auf der Haut hervorrufen: Während Tinea rubrum eher eine chronische, trockene Hautveränderung verursacht, geht der Befall von Tinea mentagrophytes nicht selten mit entzündlichen Hautreaktionen einher [5].

Am häufigsten: Trichophyton rubrum

In epidemiologischen Untersuchungen zeigte sich, dass insgesamt 98 bis 100 Prozent aller pathogenen Organismen bei einer Fußpilzinfektion Dermatophyten sind. Der am häufigsten isolierte Erreger bei Tinea pedis stellt dabei vor allem Trichophyton rubrum dar.

Dies wurde erneut durch eine Langzeit-Studie über die Erreger der Tinea pedis plantaris belegt: Dermatophyten konnten in 99 Prozent der Fälle als Erreger isoliert werden [6], davon waren am häufigsten Trichophyton rubrum (63,9%), gefolgt von Trichophyton mentagrophytes (33,2%) und Epidermophyton floccosum (2,2%) sowie andere Dermatophyten (0,28%).

Während in dieser Studie auch Schimmelpilze (0,36%) – wenn auch nur selten – nachgewiesen werden konnten, wurden Hefepilze (z. B. Candida spezies) in keinem der Fälle gefunden [6]. Bei einer weiteren epidemiologischen Untersuchung konnte gezeigt werden, dass Dermatophyten für ca. 95 Prozent der untersuchten Hautmykosen der Füße verantwortlich waren.

Dabei wurden auch Hefepilze (Candida sp.) vereinzelt isoliert (5%), jedoch keine Schimmelpilze. Aufgrund fehlender klinischer Daten konnten die Untersucher jedoch keine Aussage darüber treffen, ob die Hefepilzisolate pathogen waren, d.h. als Auslöser der Tinea pedis in Betracht kamen [3].

Eine relativ repräsentative Häufigkeitsverteilung der Erreger wies eine Studie aus Japan auf: Tinea pedis ist durch Trichophyton rubrum (61%) und Trichophyton mentagrophytes (39%) hervorgerufen worden [4].

Die Zahlen aus der aktuellen Studie in Italien belegen ebenfalls, dass Dermatophyten für die Entstehung der Tinea pedis verantwortlich sind: Tinea mentagrophytes (51,5%), Tinea rubrum (45,2%) und Epidermophyton floccosum (3,3%). Candida albicans konnte dabei in zwei von 186 Patienten ohne Symptome einer Mykose isoliert werden; die klinische Relevanz der Isolate bleibt daher fraglich [2].

Auch in den USA gelten Dermatophyten (Tinea rubrum und Tinea mentagrophytes) als Haupterreger der Tinea pedis, und zwar in allen klinischen Formen [5].

Achilles-Projekt – wenig repräsentative Daten

Eine groß angelegte multinationale Studie in Europa (sog. Achilles-Projekt) bestätigte auch, dass die Dermatophyten die am häufigsten isolierten Erreger von Tinea pedis und Tinea unguium sind. Allerdings lag dabei der Anteil von Candida sp. und Schimmel sp. (11,8% bzw. 5,9%) jeweils höher als die entsprechenden Zahlen der bisher publizierten Studien [7].

Diese Untersuchung wurde in 16 verschiedenen Ländern durchgeführt. Die dabei gewonnenen mykologischen Ergebnisse der einzelnen Länder sind zum Teil so verschieden, dass man sie kaum miteinander vergleichen kann: In manchen Ländern wurden dabei – im Gegensatz zu den aus der Literatur bekannten Ergebnissen – kaum Dermatophyten, sondern fast nur Candidas bzw. Aspergillus sp. als Haupterreger von Tinea pedis und/oder Tinea unguium isoliert.

Die Kultivierungsmethoden wurden nicht hinreichend beschrieben und ungeeignete Methoden verfälschten das Ergebnis. Zudem bedeutet allein das Vorhandensein eines Mikroorganismus nicht automatisch, dass er pathogen ist. Die so gewonnenen mykologischen Befunde sind nicht nur wenig repräsentativ, sondern sie verzerren die tatsächliche Erregerhäufigkeit.

Diese relevante Diskrepanz trug nicht zuletzt zu dieser ungewöhnlichen Verteilung der Erregergruppen bei. Die im Achilles-Projekt festgestellte Häufigkeitsverteilung der Erregergruppe bei Tinea pedis sollte daher nur unter Berücksichtigung dieser Hintergründe interpretiert werden.

Zusammenfassung

Pilzinfektionen der freien Haut an den Füßen werden als Tinea pedis (Dermatophytose) bezeichnet, da sie fast nur durch Dermatophyten verursacht werden. Aktuelle epidemiologische Studien bestätigen die verantwortliche Rolle von Trichophyton rubrum bei Tinea pedis. Nicht-Dermatophyten hingegen wurden nur selten als Erreger der Tinea pedis nachgewiesen, im Allgemeinen in weniger als 2 Prozent der Fälle (Tab. 1).

Wie sinnvoll und interessant eine groß angelegte multinationale Studie über das Erregerspektrum einer Dermatomykose auch sein mag, sie kann die zwischen den beteiligten Ländern weit divergierenden mykologischen Ergebnisse und die tatsächliche Häufigkeitsverteilung der Erreger der Mykose verzerren.

Literatur

[1] AWMF, Leitlinien Tinea der freien Haut. Deutsche Dermatologische Gesellschaft und Deutschsprachigen Mykologische Gesellschaft; 2002, www.uni-duesseldorf.de/ AWMF/11/derm-m01.html [2] Aste N, Pau M, Aste N, Biggio P. Tinea pedis observed in Cagliari, Italy, between 1996 and 2000. Mycosis 2003; 46: 38 – 41 [3] Kemna ME, Elewski BE. A U. S. epidemiologic survey of superficial fungal diseases. J Am Acad Dermatol 1996; 35: 539 – 42 [4] Maruyama R, Hiruma A, Yamuchi K, Teraguchi S, Yamaguchi H. An epidemiological and clinical study of untreated patients with tinea pedis within an company in Japan. Mycoses 2003; 46: 208 – 212 [5] Martin ES, Elewski BE. Cutaneous fungal infections in the eldery. Clin Geriatric Med 2002; 18: 50 – 75 [6] Summerbell RC, Kane J, Krajden S. Onychomycosis, tinea pedis und tinea manuum caused by non-dermatophytic filamentous fungi. Mycoses 1989; 32: 609 – 619 [7] Burzykowski T, et al. High prevalence of foot diseases in Europe: results of the Achilles Project. Mycoses 2003: 46: 496 – 505

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