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Großbritannien: Apotheker dürfen Folgerezepte ausstellen

LONDON (jr). Im Vereinigten Königreich sind neben den Ärzten nun auch Apotheker berechtigt, Rezepte auszuschreiben. Die Regierung hofft auf die Entlastung der Ärzte und auf geringere Kosten für das angeschlagene Gesundheitssystem. Kritiker des Apothekerrezepts warnen dagegen vor dem Anstieg der Ausgaben für Medizin.

Großbritannien baut im Kampf um eine bessere medizinische Versorgung auf seine Apotheker. Diese dürfen seit März dieses Jahres Medizin nicht nur ausgeben, sondern auch verschreiben. Die erste Etappe der in vier Jahren geprüften und legalisierten Neuerung sieht vor, dass Patienten mit Diagnose und vom Arzt ausgestellten Erstrezept zukünftig Folgerezepte vom Apotheker beziehen können.

Das Gesundheitsministerium will auf diese Weise vor allem chronisch Kranke in Apotheken umlenken, um so die unter Ärztemangel leidenden Kliniken und Praxen zu entlasten. Verschreibungsfähig sind sämtliche Arzneimittel, von Methadon über Morphin bis hin zu Antibiotika. Voraussetzung für die Berechtigung zum Verschreiben von Medikamenten ist eine Zusatzausbildung, die zum Herbst 2003 eingeführt wurde.

Apotheker müssen einen 26-tägigen Universitätslehrgang in England, Schottland, Wales oder Nordirland absolvieren, um sich im Anschluss daran einem 12-tägigen Praktikum bei einem Arzt zu unterziehen. Bislang konnten sich ca. 30 Apotheker erfolgreich qualifizieren, 300 weitere befinden sich derzeit in Ausbildung.

Die Kosten der Ausbildung übernimmt das Gesundheitsministerium, ausgenommen die Einbußen, die den Apothekern durch den Arbeitsausfall von immerhin 38 Werktagen entstehen. Doch das Interesse ist groß, wie die steigenden Bewerbungszahlen zeigen. Neben einem erweiterten Serviceangebot bedeutet die Neuerung vor allem auch eine zusätzliche Einnahmequelle für Apotheken.

Steigen dadurch die Apothekenumsätze?

Doch hier setzt nun die Kritik am Apothekerrezept an. Nach Ansicht einiger Politiker und Manager aus dem Gesundheitswesen bietet die Verquickung von Verschreibung und Ausgabe von Medikamenten einen Anreiz, die Apothekenumsätze in Bezug auf verschreibungspflichtige Medizin zu erhöhen. Dies führe wiederum zur Erhöhung der Ausgaben des ohnehin gebeutelten Gesundheitswesens.

Das Gesundheitsministerium und Apothekenvereinigungen weisen die Kritik zurück. Die Apotheker seien in dem jetzigen Stadium der Neuerung lediglich berechtigt, Folgerezepte auszustellen, die sonst vom Arzt ausgegeben würden. Patienten könnten das Apothekerrezept ohnehin in jeder beliebigen Apotheke einlösen.

Zudem bereite das Gesundheitsministerium neue Abrechnungsregelungen vor, die mehr auf die Vergütung des Services abstellen würden als auf die Quantität der von den Apothekern verschriebenen Medikamente. Die Auswirkungen des Apothekerrezepts sind noch nicht abzusehen, doch die Regierung gibt sich zuversichtlich.

Die nächsten Gespräche zur Erweiterung der Befugnisse der Apotheker sollen im Sommer beginnen. Ob es ein weniger eingeschränktes Verschreibungsrecht geben wird, will niemand von vornherein ausschließen. Einig sind sich Beobachter allenfalls darüber, dass wiederum Jahre verstreichen werden, bis Neuregelungen in Kraft treten werden.

Im Vereinigten Königreich sind neben den Ärzten nun auch Apotheker berechtigt, Rezepte auszuschreiben. Die Regierung hofft auf die Entlastung der Ärzte und auf geringere Kosten für das angeschlagene Gesundheitssystem. Kritiker des Apothekerrezepts warnen dagegen vor dem Anstieg der Ausgaben für Medizin.

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