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Bilanzpressekonferenz Sanacorp: Politische Rahmenbedingungen trüben die Geschä

MÜNCHEN (ri). Der Bruttoumsatz der Sanacorp Pharmahandel AG konnte mit den Zahlen des Gesamtmarkts nicht mithalten. Das gab Manfred Renner, Vorstandsvorsitzender der Sanacorp Pharmahandel AG, auf der Bilanzpressekonferenz am 30. März 2004 in München bekannt. Während der Bruttoumsatz im gesamten pharmazeutischen Großhandel von 19,6 Mrd. Euro in 2002 auf 21,1 Mrd. Euro im Geschäftsjahr 2003 stieg, konnte der Bruttoumsatz der Sanacorp Pharmahandel AG lediglich um 4,9 Prozent von 2,52 Mrd. Euro auf 2,63 Mrd. Euro gesteigert werden.

Renner gab auf der Bilanzpressekonferenz auch die Nettoumsätze nach Abzug der Erlösschmälerung im Kerngeschäft Pharmahandel bekannt: Sie stiegen von 2,34 Mio. Euro auf 2,40 Mio. Euro, verzeichneten also einen leichten Anstieg um 2,6 Prozent. Der Vorstandsvorsitzende verwies darauf, dass die leicht unter dem durchschnittlichen Ergebnis der Branche liegende Entwicklung der Sanacorp mit der bewussten Entscheidung des Planegger Großhandelsunternehmens zu tun habe, "die Renditeorientierung gegenüber einer Ergebnisverzehrung" in den Vordergrund zu stellen. Diese Entscheidung wiederum hängt damit zusammen, dass den Apothekern "im Markt vom Wettbewerb teilweise betriebswirtschaftlich nicht vertretbare Konditionen gewährt" wurden und in Folge das Ergebnis des gesamten Pharmamarktes zurückging.

Dirigistische Politik

Das um die Hälfte auf 16,1 Mio. Euro zurückgegangene Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit im Berichtsjahr 2003 wurde von Renner mit den "Auswirkungen des Beitragssatzsicherungsgesetzes (BSSichG)" erklärt. Der Jahresüberschuss, also das Ergebnis nach Steuern, sank um 34,7 Prozent von 17,6 Mio. Euro (2002) auf 11,5 Mio. Euro (2003). Das Ergebnis je Aktie beträgt 1,43 Euro gegenüber 2,20 Euro im Vorjahr. Trotz der verschlechterten Ergebniszahlen wird der Vorstand der Hauptversammlung eine im Vergleich zum Vorjahr unveränderte Dividendenausschüttung je Stammaktie von 84 Cent und je Vorzugsaktie in Höhe von 89 Cent vorschlagen. Die Bilanzsumme verringerte sich von 652,7 Mio. Euro (2002) auf 615,3 Mio. Euro (2003). Dabei stieg die Eigenkapitalquote von 43 Prozent auf 46 Prozent und belief sich damit im Jahr 2003 auf 281,7 Mio. Euro. Ursache dafür ist insbesondere die Verringerung der Bilanzsumme durch den Abbau der Vorräte, die um 69,8 Mio. sanken. Die Zahl der Vollzeit-Mitarbeiter wurde um 124 auf 2082 reduziert. Die betrieblichen Aufwendungen verringerten sich durch Rationalisierungsmaßnahmen um 5,4 Mio. Euro auf 70,0 Mio. Euro in 2003. Da im Geschäftsjahr 2003 nach Angaben von Renner "nur absolut notwendige Investitionen oder solche, die eine außerordentlich hohe Rendite erwarten ließen", durchgeführt wurden, ist das Investitionsvolumen von 15,2 Mio. Euro (2002) auf 13,7 Mio. Euro (2003) geschrumpft. Einen Rückgang musste auch die größte Tochter im Sanacorp-Teilkonzern hinnehmen: So erwirtschaftete die Sanalog Logistik GmbH im Geschäftsjahr 2003 lediglich einen Umsatz von 42,6 Mio. Euro, während er im Vorjahr noch bei 53,0 Mio. Euro lag. Dies wurde u. a. mit einer Umstrukturierung des Mandanten BristolMeyerSquibb und dem Ausbau der Zentrallagerfunktion für die Muttergesellschaft Sanacorp erklärt.

Rendite bedenklich gedrückt

Im Hinblick auf die allgemeinen Entwicklungen des Pharmagroßhandels verwies Renner darauf, dass die Umsatzrendite von durchschnittlich ca. einem Prozent im Jahr 2002 um "mindestens die Hälfte gedrückt wurde und sich gegen Ende 2003 auf einem schon bedenklichen Stand befand". An die Adresse der Apotheker gerichtet, sagte der Sanacorp-Vorsitzende: "Wir meinen, dass die wirtschaftliche Sicherung der Apotheken nicht mehr alleine über die Gewährung von Konditionen sichergestellt werden kann." Wirtschaftliche Unterstützung biete die Sanacorp den teilnehmenden Apothekern in Form des Aktionsprogramms "meine Apotheke" an. Nachdem diese Kooperation zunächst mit einem Dachmarkenkonzept angetreten ist, wird derzeit auf einen gemeinsamen Außenauftritt verzichtet.

Dachmarkenkonzept: ja oder nein?

Renner musste allerdings einräumen, dass man diese Position wieder überdenken müsse, sofern es den konkurrierenden Kooperationen gelingt, sich mit Dachmarkenkonzepten Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Im Pressegespräch ging der Vorsitzende aber auch davon aus, dass Wettbewerber, die derzeit mit Endverbraucheransprachen beispielsweise in TV-Spots in den Markt drücken, "Rückentwicklungen" erfahren werden. Was die Rendite-Erwartungen für das laufende Jahr angeht, übte der Vorsitzende mit Prognosen Zurückhaltung, da beispielsweise durch die Apothekerfixbeträge neue Vergütungssysteme entstehen und durch die gewachsene Bedeutung des Over-the-counter-Marktes (vermutlich ca. 30 Prozent des Gesamtumsatzes) eine völlig neue Kalkulationssituation entsteht. Im Zusammenhang mit kartellrechtlichen Problemen bei der Übernahme der Anzag-Anteile wird am 11. Mai dieses Jahres das Verfahren vor dem Bundesgerichtshof angesetzt. Bei Sanacorp wird damit gerechnet, dass das endgültige Urteil dann etwa sechs bis acht Wochen später verkündet wird.

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