Hochschulnachrichten

Uni Heidelberg: Neujahrssymposium

Das Institut für Pharmazie und Molekulare Biotechnologie (IPMB) der Universität Heidelberg veranstaltete am 6. Februar 2004 sein traditionelles Neujahrssymposium, das erstmals um eine feierliche Verleihung von Promotionspreisen und die Überreichung der Urkunden des 2. Staatsexamens erweitert wurde.

Zunächst rekapitulierte der geschäftführende Direktor des IPMB, Prof. Dr. M. Wink, wichtige Ereignisse und Veränderungen des letzten Jahres. Die Zusammenfassung der Institute der ehemaligen Fakultät für Pharmazie im IPMB und dessen Einbindung in die Fakultät für Biowissenschaften konnte organisatorisch erfolgreich abgeschlossen werden.

Positive Erfahrungen mit den Reformen

Erfreulicherweise verläuft die Wiederbesetzung der freien Professorenstellen halbwegs planmäßig. Im Juli 2003 trat Prof. Dr. Stefan Wölfl eine C3-Stelle für Bioanalytik in der Abteilung Pharmazeutische Biologie an (s. u.). Dr. Roland Eils (DKFZ) erhielt einen Ruf auf die C4-Professur für Bioinformatik, die erstmals am IPMB besetzt werden soll, denn Bioinformatik stellt einen Schwerpunkt im neuen Studiengang Molekulare Biotechnologie dar, den das IPMB seit 2001 anbietet. PD Dr. Müller (MPI Hirnforschung, Frankfurt) erhielt einen Ruf auf die C3-Professur für Funktionelle Genomik.

Im Studiengang Pharmazie wurde ab 2001 die Modularisierung des ersten Studienabschnitts und die Bewertung aller Lehrveranstaltungen mit Credit Points und Noten eingeführt. Im Sommersemester 2003 absolvierte der erste Jahrgang das 1. Staatsexamen über das alternative Prüfungsverfahren anstatt über die zentralen Multiple Choice Prüfungen. Ein Teilziel des neuen Verfahrens ist die Verkürzung des Studiums:

In früheren Jahren hatten nur 2 bis 4 Studierende das 1. Staatsexamen komplett nach dem 4. Semester absolviert, im Jahr 2003 jedoch 26 Studierende. Der Studiengang Molekulare Biotechnologie erfreut sich nach wie vor eines sehr hohen Zuspruchs.

Zum WS 2003 gab es über 500 Bewerber, von denen 120 zu persönlichen Interviews eingeladen und 45 ausgewählt wurden. Im Sommersemester 2004 wird der erste Jahrgang den BSc ablegen. Zum WS 2004 beginnt der konsekutive MSc-Studiengang (2-jährig), für den sich auch Absolventen anderer Fächer (z. B. Pharmazie) bewerben können.

Gratulation an Jubilare und Absolventen

Nach einem herzlichen Dank an alle Dozenten, Assistenten und Mitarbeitern des IPMB für den großen Einsatz in Forschung und Lehre und die sehr gute Zusammenarbeit im Jahre 2003 gratulierte Wink den aktiven und ehemaligen Dozenten, die im letzten Jahr einen runden Geburtstag feierten, und dankte ihnen für ihre Verbundenheit und den Einsatz. Prof. Dr. J. Reichling, Akademischer Direktor und apl. Professor in der Abteilung Pharmazeutische Biologie, feierte am 18. 10. 2003 seinen 60. Geburtstag.

Auch Prof. Dr. M. Eisenhut (Abteilungsleiter am DKFZ) wurde 60 (2. 11. 2003); er beteiligt sich seit einigen Jahren an der Lehre im Fachgebiet Pharmakologie. Frau Dr. R. Dillman-Marschner (bis 1998 Akad. Direktorin am Institut für Pharm. Technologie und Biopharmazie) konnte 2003 ihren 70. Geburtstag begehen.

Prof. Dr. H. Stamm, der bis 1989 als C3-Professor am Pharmazeutisch-Chemischen Institut lehrte, feierte am 8. 2. 2004 seinen 80. Geburtstag. Als Anerkennung seiner Verdienste war ihm der Festvortrag des Symposiums "Molekulare Pinzetten und Klammern als synthetische Rezeptoren für die Wirt-Gast-Chemie" gewidmet, den Prof. Dr. F.-G. Klärner (Universität Essen) hielt.

Den erfolgreichen Absolventen, die im Jahr 2003 ihr 2. Staatsexamen abgelegt haben, überreichte Prof. Dr. G. Fricker (Studiendekan Pharmazie) eine Abschlussurkunde des IPMB, verbunden mit den besten Wünschen für eine erfolgreiche und zufriedenstellende Berufstätigkeit.

Einen Buchpreis für das beste 2. Staatsexamen (Gesamtnote 1,0) erhielten Careen Katryniak und Caroline Storch. 2003 sind 18 Mitarbeiter des IPMB promoviert worden; von ihnen erhielt Dr. Sonja Kneiper (AK Prof. Jäschke) den Promotionspreis des IPMB.

Wachstumsfaktoren im Tumorgeschehen

Ein Höhepunkt des Symposiums war die Antrittsvorlesung von Prof. Dr. S. Wölfl mit dem Thema "Wachstumsfaktoren im Tumorgeschehen". Etwa 350 000 Personen erkranken pro Jahr in Deutschland an einem Tumor. Der Begriff Tumor steht zunächst für Geschwulst und bezeichnet "unnatürliche" Wucherungen in Organen und Geweben.

Diese entstehen durch unkontrollierte Vermehrung von Zellen. Bösartige Tumoren, Krebs, sind jeder Wachstumskontrolle entzogen. Tumoren entstehen durch verschiedene Veränderungen des Erbmaterials, die in Kombination eine Fehlsteuerung des Wachstums bewirken und z. B. gesunde Epithelzellen in Krebszellen verwandeln.

Onkogene sind Gene, die nach ihrer Aktivierung zur Entstehung von Krebs beitragen; Tumorsuppressor-Gene hingegen werden in diesem Prozess inaktiviert. Dass nicht alle diese Veränderungen zur Bildung von Tumoren führen, wird durch weitere Abwehrmechanismen des Körpers wie z. B. Immunreaktionen oder induzierten Zelltod (Apoptose) verhindert.

Sind die Tumorzellen stabil, bedarf es eines weiteren Schritts zum ungehemmten Wachstum. Dabei spielen Wachstumsfaktoren eine wichtige Rolle, denn sie steuern viele sekundäre Prozesse, z. B. für die Bildung von Blutgefäßen im Tumor und von Metastasen.

Wachstumsfaktoren sind extrazelluläre Signalproteine die an Rezeptoren der Zelloberfläche binden und dadurch intrazelluläre Signalwege aktivieren, die die Zellproliferation oder die Zelldifferenzierung einleiten. Durch Arzneistoffe kann man an verschiedenen Stufen in diesen Prozess eingreifen. Es ist zu erwarten, dass sich hier neue Möglichkeiten für die Tumorbehandlung bieten.

Curriculum vitae

Prof. Dr. Stefan Wölfl studierte Pharmazie an der FU Berlin und erhielt 1985 seine Approbation als Apotheker. Von 1986 bis 1993 arbeitete er bei Prof. B. Wittig am Institut für Molekulare Biologie und Biochemie (FU Berlin) und wurde 1990 mit der Note "summa cum laude" promoviert.

Von 1990 bis 1994 arbeitete er als Postdoc bei Prof. A. Rich am MIT (Cambridge, USA). Danach war er bis 2000 Arbeitsgruppenleiter (Zell- und Molekularbiologie) am Hans-Knöll-Institut für Naturstoff-Forschung in Jena. Von 2000 bis 2003 leitete Wölfl die Arbeitsgruppe "Molekularbiologie" am Klinikum für Innere Medizin der Universität Jena.

Wölfl beschäftigt sich wissenschaftlich mit Problemen der Tumorforschung, insbesondere mit DNA-Expressionsprofil-Studien ("Bio-Chips"). Diese Arbeiten waren auch unter angewandten Aspekten sehr erfolgreich und brachten wichtige Forschungspreise und umfangreiche Drittmittel ein.

Wölfl hat zwischen 1987 und 2003 über 25 referierte Originalarbeiten neben 7 Übersichtsarbeiten in renommierten internationalen Zeitschriften publiziert. Seit Juli 2003 führt er als C3-Professor die Forschungsgruppe Bioanalytik am IPMB in Heidelberg.

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