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Kann sich das Engagement lohnen? (DAZ-Interview)

Die Landesapothekerkammer engagiert sich zusammen mit der Björn Steiger Stiftung dafür, Apotheker als Ersthelfer einzusetzen zur Prävention des plötzlichen Herztodes einzusetzen. Apotheken, die sich hier beteiligen wollen, müssen mit einigen Kosten rechnen. Wir sprachen mit Dr. Günther Hanke, Präsident der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg, der dieses Projekt befürwortet.

DAZ:

Herr Dr. Hanke, 1800 Euro pro Apotheker für einen PR-Gag, ist das nicht ein bisschen viel?

Hanke:

Sie haben vergessen, die Ausbildungszeit der Mitarbeiter einzurechnen, dann sind Sie bei deutlich über 2000 Euro. In der Tat ist das kein Pappenstiel, und für einen PR-Gag wäre das deutlich zu viel Geld. Es handelt sich vielmehr um ein sehr ernst gemeintes Projekt. Wer wie ich schon einmal so einen Fall vor der Apotheke hatte, der weiß wovon ich rede. Im Übrigen würden sich der Präsident der Steiger Stiftung, der Bundestagsabgeordnete Strobl und die Staatssekretärin Lichy wohl kaum für einen PR-Gag hergeben.

DAZ:

Aber immerhin fordern Sie alle Apotheker Ihres Kammerbereiches auf, 2000 Euro dafür auszugeben. Wie viele Teilnehmer an Ihrem Projekt erwarten Sie denn?

Hanke:

Zunächst freue ich mich, dass bereits über 80 Apotheker ihr Interesse angemeldet haben. Das zeigt doch, dass sich viele in diesem Bereich engagieren wollen und den Sinn dieser Aktion unterstützen. Natürlich ist mir klar, dass bei der derzeitigen wirtschaftlichen Situation einige Apotheker diese Summe nicht schultern können.

Ich fordere deshalb niemanden auf. Es wäre außerdem vermessen, alle Apotheken mit einem Defibrillator ausstatten zu wollen. Die Kammer hat eine Idee der Steiger Stiftung aufgenommen und bietet sich als organisatorische Schnittstelle zu dieser an. Jeder fünfte aufgestellte Laiendefibrillator rettet im Durchschnitt ein Leben. Ich freue mich über jeden, der mitmacht.

DAZ:

Aber warum sollen denn gerade die Apotheker mitmachen?

Hanke:

Apotheken sind als Aufstellungsort optimal geeignet, weil sie im Regelfall in Gebieten mit hoher Laufkundschaft liegen, ausgebildete Ersthelfer in ihren Reihen haben und das rote "A" bei Bürgern mit Erster Hilfe assoziiert wird. Die Förderung des Schutzes der Gesundheit der Bevölkerung war und ist ein ganz klassisches Apothekerthema.

Der am Ort ansässige Apotheker hat sich immer weit über das gesetzlich vorgeschriebene Maß hinaus für die Gesundheit seiner Mitbürger engagiert. In dieser Tradition sehe ich auch unsere Initiative. Auch der Ministerrat der europäischen Gemeinschaft bescheinigt den Offizinapothekern "die dem Patienten am leichtesten zugänglichen Gesundheitsfachleute" zu sein.

DAZ:

Sehen Sie sich in Konkurrenz zu den Ärzten oder dem Rettungsdienst?

Hanke:

Überhaupt nicht. Wir haben im Gegenteil die Aktion mit den Ärzten vor Ort und dem Kardiologen am Krankenhaus abgestimmt. Es geht nur um die Überbrückung der Zeit, bis professionelle Hilfe durch einen Arzt oder den Rettungsdienst erfolgen kann.

DAZ:

Und da ist dann auch die Schnittstelle zur PR? Ihre Pressekonferenz war ja ganz gut besucht.

Hanke:

Wir haben die Pressekonferenz zusammen mit der Steiger Stiftung gemacht. Dabei ging es auch darum, das grüne Rettungszeichen AED bekannt zu machen. Die Leute müssen wissen, woran sie im Falle des Falles erkennen, wo so ein Defi ist. Über die Medien haben sie erfahren, dass sie auch Apothekenschaufenster gucken können. Und wenn im Rahmen einer solchen Veranstaltung dann von prominenter Stelle das Engagement der im Ort ansässigen Apotheker gelobt wird, kann uns das in der derzeitigen Stimmungslage sicherlich nur gut tun.

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