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Barmer Service-Apotheke: Bundesweites Haus- und Serviceapothekenmodell

BERLIN (ks). Im November 2003 schlossen der Deutsche Apotheker Verband (DAV) und die Barmer Ersatzkasse den ersten bundesweiten Hausapotheken-Vertrag ab. Der zunächst für den Jahresbeginn geplante Start des Versorgungsmodells hat sich um drei Monate nach hinten verschoben Ų doch nun geht es los: Der DAV-Vorsitzende Hermann S. Keller und Barmer-Vorstand Klaus H. Richter gaben am 29. März in Berlin den Startschuss für die rund 10 000 Apotheken, die ab dem 1. April an dieser besonderen Versorgungsform teilnehmen.

"Mit dem Vertrag zur Barmer Service-Apotheke haben wir eine neue Dimension apothekerlicher Versorgung eröffnet", erklärte Keller zu Wochenbeginn vor der Presse. Insbesondere handle es sich um "einen der seltenen Fälle, in denen alle Beteiligten profitieren: Die Patienten, die Krankenkassen, die Ärzte und natürlich auch die Apotheken". Knapp 47 Prozent der deutschen Apotheken tragen bereits das Qualitätssiegel

"Barmer Service-Apotheke" – sie alle haben an einem speziellen Zertifizierungsseminar teilgenommen. Für Richter ist diese "stolze Zahl" ein Beleg, dass die Apotheker "bereit sind, aktiv an einem erweiterten Engagement in der pharmazeutischen Versorgung teilzunehmen". Wie viele Barmer-Versicherte sich für die Teilnahme am Hausapothekenmodell entscheiden, ist noch unklar. Richter rechnet jedoch damit, dass vor allem chronisch Kranke das Angebot annehmen werden – und das sind bei der Barmer bereits rund eine Million Versicherte.

Die Vorteile für die Patienten

Barmer-Versicherte können sich nun freiwillig in die Hausapotheken-Programme einschreiben. Sie wählen dabei eine bestimmte zertifizierte Apotheke, von der sie dauerhaft betreut werden möchten – im Gegenzug erhalten sie diverse Service-Dienstleistungen. So erstellt der Apotheker für seine Barmer-Kunden eine Medikationsliste, die sowohl Verordnungen als auch in der Selbstmedikation erworbene Mittel umfasst.

Zudem werden den Barmer-Versicherten Untersuchungen zur Früherkennung von Risikofaktoren und Krankheiten preisgünstiger angeboten als anderen Kunden. Als weiteres Plus bieten die Hausapotheken ihren Barmer-Kunden einen kostenlosen Home-Service an. Ebenso gibt es einen Bonus-Service: Auf apothekenübliche Waren wird ein Rabatt von drei Prozent gewährt, wer im Jahr für mehr als 250 Euro einkauft, bekommt einen Nachlass von fünf Prozent.

Auch ein pharmazeutisches Management soll den eingeschriebenen Barmer-Versicherten zuteil werden. Zunächst können Patienten mit Asthma oder chronisch-obstruktiver Bronchitis profitieren: Für sie erstellt die Hausapotheke ein Medikationsprofil. Dazu kommt eine spezielle pharmazeutische Betreuung. Richter betonte, dass dieses Angebot ausgebaut und um weitere Krankheitsbilder ergänzt werden soll.

Auf Grundlage der Kooperation sollen zudem weitergehende Aktivitäten umgesetzt werden. So wollen Barmer und DAV auch im Rahmen der Prävention und Gesundheitsaufklärung sowie in der Chroniker-Versorgung und innerhalb von Disease-Management-Programmen zusammen arbeiten. Auch die integrierte Versorgung könnte ein Kooperationsfeld sein, so Richter.

Keine Probleme mit Ärzten

Keller fürchtet nicht, dass der Vertrag Probleme mit der Ärzteschaft hervorrufen wird. Die angebotenen Check-Up-Leistungen wie das Messen des Blutdrucks oder des Cholesterins seien schon seit langem anerkannte apothekerliche Dienstleistungen. Auch Interventionen aufgrund erkannter Mehrfachverordnungen sollten kein Problem sein:

Dem Patienten wird in diesem Fall empfohlen, seinen Arzt auf die Mehrfachverordnung hinzuweisen. Möchte der Patient, dass die Apotheke dies für ihn übernimmt, ist auch dies möglich. "Auf keinen Fall sagen wir einem Patienten: Setz das Medikament ab", erklärte Keller, "das hat der Patient mit dem Arzt zu entscheiden".

Weitere Verträge in Aussicht

Sein Vorbild hat der erste bundesweite Hausapothekenvertrag auf Landesebene: In Niedersachsen und Schleswig-Holstein kennt man derartige Verträge schon länger. Keller bestätigte, dass die Kooperation mit der Barmer voraussichtlich nicht die einzige auf Bundesebene bleibt: "Wir nehmen an, dass auch andere Kassen den Vertrag modellhaft übernehmen werden". Gespräche werden dem DAV-Vorsitzenden zufolge bereits geführt – Abschlüsse gibt es jedoch noch nicht.

Keller wies zudem darauf hin, dass die Kooperation zwischen DAV und Barmer zeige, dass sich Leistungserbringer und Kostenträger im Gesundheitswesen nicht unversöhnlich als Gegner gegenüber stünden: "Krankenkassen und Apotheken haben die gemeinsame Aufgabe, die Gesundheitsversorgung der Menschen zu sichern und permanent weiter zu optimieren. Der Vertrag zeigt, wie dies geht – und wie gleichzeitig Kosten gespart werden können. Wir Apotheker werden diesen Weg konsequent weiter verfolgen".

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