Arzneimittel und Therapie

Nierenzellkarzinom: Monoklonaler Antikörper in der Phase II

Der monoklonale Antikörper WX-G250 (Rencarex®) konnte bei 36 Patienten mit metastasiertem Nierenzellkrebs in der Nachbeobachtung eine positive Wirkung zeigen. Die entsprechenden Daten wurden nach einer Information der Herstellerfirma, der Wilex AG aus München, Anfang März auf dem Deutschen Krebskongress in Berlin präsentiert.

WX-G250 ist ein chimärer monoklonaler IgG Antikörper. Er bindet an ein Oberflächen-Antigen (MN-Antigen), das auf 95% der Nierenkrebszellen gefunden wird, nicht aber auf gesunden Nierenzellen. Der Antikörper war ursprünglich an der Universität Leiden, Niederlande, entwickelt worden. Im Sommer 1999 lizenzierte die Wilex AG den Antikörper von Centocor Inc. ein und brachte ihn in die klinische Entwicklung.

Wilex erhielt von den Zulassungsbehörden FDA und EMEA den "Orphan Drug Status" für Rencarex® für die Indikation Nierenkrebs, der dem Unternehmen ein exklusives Vermarktungsrecht für sieben Jahre in den USA und für 10 Jahre in der Europäischen Union, jeweils nach Marktzulassung, garantiert. Demnächst soll eine Zulassungsstudie der Phase III beginnen. Das Ziel ist die Markteinführung 2007.

Überlebenszeit verlängert

Die jetzt veröffentlichte Studie wurde bereits Anfang 2002 abgeschlossen, in der Nachbeobachtung wurde das Langzeitüberleben der Patienten in regelmäßigen Abständen weiter erhoben. Darin zeigten die Patienten, die mit Rencarex® behandelt wurden, eine mediane Überlebenszeit von 16 Monaten, eine 2-Jahres-Überlebensrate von 39% sowie eine 2,5-Jahres-Überlebensrate von 33%.

Zum Vergleich zeigen vergleichbare Nierenkrebs-Patientenkollektive, die mit anderen systemischen Therapien behandelt wurden, eine mediane Überlebenszeit von 10 Monaten, eine 2-Jahres-Überlebensrate von 16% sowie eine 2,5-Jahres-Überlebensrate von 10%.

Gut verträglich und sicher

In der europaweit durchgeführten, multizentrischen Studie wurden 36 Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom (Stadium 4) mit wöchentlichen Infusionen von 50 mg Rencarex® 12 Wochen lang behandelt. Bei Patienten, die nach 12 Wochen Behandlung auf die Therapie ansprachen, wurde die Behandlung für acht Wochen fortgesetzt.

Rencarex® zeigte in der Studie hohe Sicherheit und Verträglichkeit. Ebenso konnte ein klinischer Nutzen (definiert als objektives Tumoransprechen auf die Therapie oder als Stabilisierung der zuvor progredienten Erkrankung für mindestens sechs Monate) in 25% der 32 auswertbaren Patienten beobachtet werden (32 der 36 Patienten erhielten mindestens sechs Infusionen mit Rencarex®).

Auch wenn es in dieser Studie keinen Vergleichsarm mit einer Kontrollgruppe gab, lassen die Daten nach Meinung der Firma eine Überlegenheit von Rencarex® gegenüber anderen systemischen Therapieformen bei der Behandlung von Nierenzellkrebs vermuten.

Tödliche Diagnose: das Nierenzellkarzinom

Das Nierenzellkarzinom ist die häufigste Form von Nierenkrebs. Es ist die zehnthäufigste Krebserkrankung in den USA und macht dort etwa drei Prozent der Krebserkrankungen bei Erwachsenen aus. In den USA und der EU verursacht das Nierenzellkarzinom mit steigender Inzidenz etwa 70 000 neue Krankheitsfälle pro Jahr und mehr als 33 000 Todesfälle.

Wenn der Krebs zum Zeitpunkt der Erstdiagnose bereits Metastasen in anderen Organe gebildet hat, liegt die 5-Jahres-Überlebensrate unter 5%. Bislang konnten weder Bestrahlung noch Chemo- oder Hormontherapie eine ausreichende lebensverlängernde Wirkung erzielen. Derzeit werden das Immunsystem stimulierende Zytokine wie Interferon alfa (IFN) oder Interleukin-2 (IL-2) zur Behandlung von Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom eingesetzt, ihre Anwendung wird jedoch durch zum Teil schwere Nebenwirkungen stark eingeschränkt.

Derzeit ist keine Therapie zur adjuvanten Behandlung von Patienten zugelassen, die nach der operativen Entfernung der Niere einem erhöhten Rückfallrisiko unterliegen, in der Folgezeit wieder Metastasen zu entwickeln. hel

Der chimäre monoklonale IgG Antikörper WX-G250 (Rencarex) konnte bei 36 Patienten mit metastasiertem Nierenzellkrebs in der Nachbeobachtung eine positive Wirkung zeigen. Die entsprechenden Daten wurden nach einer Information der Herstellerfirma, der Wilex AG aus München, Anfang März auf dem Deutschen Krebskongress in Berlin präsentiert.

Radio-Immuntherapie bei strahlensensitiven Tumoren

Wilex entwickelt zwei Versionen des chimären monoklonalen IgG Antikörpers WX-G250. Neben dem unmarkierten Antikörper WX-G250 (Rencarex®) zur Behandlung von Nierenzellkrebs wurde auch ein radioaktiv markierter Antikörper (WX-G250RIT) für die Behandlung strahlensensitiver Tumore entwickelt.

Zu den strahlensensitiven Tumoren zählen Gallenblasen- und Gallengangtumoren, da der G250-Antikörper an die Oberflächenzellen des Gallengangs bindet. Sie kommen sehr selten vor mit einer Inzidenz von 2 bis 4 Fällen auf 100 000 Personen. Die Patienten haben eine schlechte Prognose, da der Krebs in der Regel sehr spät diagnostiziert wird.

Dadurch sind diese Tumoren oft nicht oder nur teilweise operabel. WX-G250RIT soll die Strahlendosis direkt auf die Tumorzellen applizieren, um diese zu zerstören. Er entsteht durch Markierung des G250-Antikörpers mit dem radioaktiven Isotop 131-Iod. Präklinische und tumorbiologische Studien haben gezeigt, dass die Radio-Immuntherapie mit WX-G250RIT einen klinischen Nutzen bei Patienten mit Gallenblasen- und Gallengangkrebs haben könnte: Wilex hat mit WX-G250RIT im Jahr 2003 eine klinische Studie der Phase I/II gestartet.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.