Aus Kammern und Verbänden

Hessen: Gedankenaustausch zwischen HAV und BPI

Im Zuge des regelmäßigen Gedankenaustausches trafen sich Ende Februar im Hause des Verbandes der chemischen Industrie Frankfurt Vertreter des Hessischen Apothekerverbands (HAV) und des BPI-Landesverbandes Hessen. Neben dem Versandhandel mit Arzneimitteln wurden die Aut-idem-Regelung, die Arzneimittelpreisspannenverordnung, die Teilnahme von Apotheken an der integrierten Versorgung und Ų was für die Mitgliedsfirmen des BPI von besonders hohem Interesse ist Ų der Umgang mit nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln angesprochen. Außerdem informierten die HAV-Vertreter über Sinn und Zweck des "grünen Rezeptes".

Sorgen der Industrie

Dr. Detlef Schwab, Landesvorsitzender des BPI-Hessen, hob die Probleme der mittelständischen pharmazeutischen Industrie in Folge der Ausgrenzung vieler apothekenpflichtiger Arzneimittel aus der Verordnungsfähigkeit hervor. Nach seiner Einschätzung ist ein Rückgang um rund 70 Prozent zu verzeichnen. Nach Meinung des BPI sei nicht vorhersehbar, ob dieser Trend anhalten werde. Für 2004 prognostiziert der Verband allein für Hessen einen Verlust von mehreren tausend Arbeitsplätzen sowie eine Abwanderung von Pharmaunternehmen in das Ausland.

BPI-Vorstandsmitglied Sauerbrey legte die Gefahr der Zentralisierung auf dem Gesundheitssektor und den drohenden Verlust der Freiberuflichkeit auf dem Apothekensektor auf Grund sich verändernder Strukturen dar. Die Gesprächsteilnehmer stimmten überein, dass die so genannte vierte Hürde der Arzneimittelzulassung beseitigt werden müsse. Wie viele andere seitens des Gesetzgebers vorgegebene Maßnahmen wurde auch diese bürokratische Maßnahme als innovations- und investitionshemmend bewertet.

Zudem bestand Übereinstimmung, dass der Arzneimittelsektor nicht weiter permanent im Fokus der Kostenschere des GKV-Budgets stehen dürfe. Für das laufende Jahr befürchtet der BPI Hessen Gewinneinbrüche, die deutlich über 20 Prozent liegen, sollten die derzeitigen Modalitäten beibehalten werden.

Aut idem, Versandhandel, GMG

Für den HAV legte dessen stellvertretender Vorsitzender Dr. Hans R. Diefenbach dar, dass aut idem praktisch nur in eingeschränktem Umfang stattfindet. Zur Praktikabilität der Regelung ergab sich zwischen BPI und HAV eine unterschiedliche Bewertung. Die BPI-Teilnehmer betonten ihre Vorbehalte aus betriebswirtschaftlicher Sicht.

Diefenbach informierte weiter, dass der HAV den Versand von Arzneimitteln, namentlich aus dem außereuropäischen Ausland, unter Qualitäts- und Sicherheitsaspekten kritisch beobachtet. Auch beurteilte er die Verhaltensweise pharmazeutischer Großhändler in der aktuellen politischen Lage als teilweise nicht nachvollziehbar.

Mira Sellheim, Mitglied des HAV-Vorstandes, informierte die BPI-Vertreter über die aktuelle Situation in der Apotheke seit In-Kraft-Treten des GMG, über sich permanent ändernde Ausnahmeregelungen bei der Zuzahlungsregelung sowie über noch bestehende Unklarheiten bei der Behandlung von chronisch Kranken.

Breit diskutierten die Gesprächsteilnehmer außerdem die Grundstrukturen des Hausapothekenmodells mit seinen Vor- und Nachteilen sowie die aktuelle AMPreisV. Hier äußerten die HAV-Vertreter wegen der sinkenden Packungszahlen abermals ihre Bedenken zur zukünftigen Entwicklung des Kombimodells.

BPI und HAV vereinbarten, die strukturelle Entwicklung des Arzneimittelmarktes, insbesondere im Versandhandel, kritisch zu beobachten und geeignete Maßnehmen zu ergreifen, um die führende Rolle der öffentlichen Apotheke weiter auszubauen.

Man war sich darin einig, für den Erhalt von Arbeitsplätzen sowohl in der öffentlichen Apotheke als auch in der pharmazeutischen Industrie einzutreten. So soll ein erneutes Gespräch mit Hessens Ministerpräsident Roland Koch gesucht werden, der bisher in vielen Diskussionen sein Interesse am Erhalt sowohl der bestehenden Apothekenstruktur als auch am Pharmastandort Hessen bekundet hatte.

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