Prisma

Frauen schlucken zu viele Arzneimittel

Frauen sind im Umgang mit Arzneimitteln offenbar unkritisch. Vom Arzt verordnete Medikamente kombinieren sie häufig mit mehreren Selbstmedikations-Präparaten Ų ohne Rücksprache mit Arzt oder Apotheker. Das ist das Ergebnis von amerikanischen Wissenschaftlern. Sie fordern nun eine bessere Aufklärung über die Gefahr von Wechselwirkungen.

Mehr als 570 Frauen nahmen an der von der Universität Minnesota durchgeführten Studie teil. Sie wurden insgesamt über einen Zeitraum von 42 Monaten begleitet und in dieser Zeit der Umgang mit Arzneimitteln dokumentiert. Ein Großteil der Frauen bekam im Studienzeitraum Arzneimittel verordnet, in der Regel mehrere gleichzeitig.

Unter den Frauen, die verschriebene Medikamente einnahmen, waren nur 20 Prozent, die ein einzelnes Präparat verwendeten, aber 39 Prozent, die mehr als vier Präparate gleichzeitig konsumierten. Damit nicht genug: Von allen Untersuchten nahmen 97 Prozent mindestens ein im Supermarkt frei erhältliches Präparat ein, 59 Prozent nahmen sogar mehr als vier verschiedene zu sich.

Über mögliche Wechselwirkungen machten sich die Frauen kaum Gedanken. "Als besonders problematisch gelten jene Patientinnen, die den behandelnden Arzt über die Einnahme anderer Medikamente nicht informierten", kommentierte Studienleiter Timothy Tracy dieses Verhalten im "American Journal of Obstetrics and Gynecology". Häufig werde etwa dem Gynäkologen nicht gesagt, dass blutdrucksenkende Medikamente eingenommen werden, die von einem anderen Arzt verschrieben wurden.

Den Frauen könne dieses Verhalten allerdings nicht vorgeworfen werden: "Patientinnen können oft die Notwendigkeit dieser Information an den behandelnden Arzt nicht nachvollziehen", so Tracy. Kritik übte er vielmehr an den Ärzten, die ihre Patientinnen nicht aktiv nach Selbstmedikationsarzneimitteln fragen würden. Hier müsse vielmehr Aufklärungsarbeit geleistet werden. ral

Quelle: Am J Obst Gyn 190 (2) 351 – 357 (2004)

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