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Ein rotes Apotheken-A auf schwarzem Grund, dem schon zu einem Drittel die rote Farbe ausgelaufen ist – das war das Titelbild der "Wirtschaftswoche" Nr. 10 von letzter Woche. Thema: "Apotheker – Ein Berufsstand kämpft ums Überleben". Der Beitrag analysiert mit dem Blick des Außenstehenden die derzeitige Lage und Perspektiven der Apotheken.

Der Vorspann des Artikels sagt, worum's geht: "Deutschlands Apotheker kämpfen ums Überleben. Um der wachsenden Konkurrenz von Drogerien, Großhändlern und Internetanbietern zu trotzen, wollen sie auf bessere Beratung und mehr Service setzen. Es ist ihre letzte Chance."

Mein Fazit aus dem auch für Apotheker lesenswerten Beitrag: die "WiWo" hat erkannt, wie es um die deutsche Apothekenszene steht und vermittelt ihren Lesern ein realistisches Bild. Der Ertrag einer Apotheke sinkt, die Profitabilität verschlechtert sich dramatisch. Wer jetzt so weiter macht wie bisher, wird zu den 5000 Apotheken gehören, die es in Deutschland bald nicht mehr geben wird, so der Tenor der WiWo.

Der Bericht zeigt aber auch auf, dass einige Apotheker verstanden haben, wie es weiter gehen kann. Einige Kernsätze aus dem Beitrag: Viele Apotheker wissen, "dass es künftig nicht mehr reicht, ein Medikament aus der Schublade zu holen, dabei 'dreimaltäglichnachdenMahlzeiteneinnehmen' zu murmeln und dann noch 'einen schönen Tag' zu wünschen. Die 'Schubladenzieher' wollen zu 'Gesundheitsmanagern' werden, die ihre Patienten besser und mit mehr Zeit beraten als die gestressten Ärzte. Lange haben sich die Apotheker gegen neue Ideen gesträubt, haben etwa den Versandhändler DocMorris bekämpft wie der Papst die Pille. Doch jetzt müssen sie handeln. Es ist ihre letzte Chance: Viele Apotheker sind in ihrer Existenz bedroht." Diesem Zitat ist wenig hinzuzufügen, meine ich.

Apotheker als Gesundheitsmanager – ich könnte mir einen Weg in diese Richtung für unseren Beruf sehr gut vorstellen, ein Berufsbild, bei dem die Abgabe des Arzneimittels die Basisleistung darstellt, während die Beratung zum Arzneimittel und rund um die Gesundheit samt Ernährung, Fitness und Wellness mehr und mehr in den Mittelpunkt rückt. Allerdings, so stellt die WiWo fest, "sind es hier zu Lande nur wenige, die auf neue Konzepte setzen, um die Herausforderungen des sich verschärfenden Wettbewerbs zu meistern. Die Mentalität des 'Es-soll-besser-alles-bleiben-wie-es-ist' hat unter den Apothekern viele Anhänger." Das müssen wir wohl selbstkritisch anerkennen. Teils stand ein überholtes Berufsrecht neuen Ideen und Aktivitäten im Wege, teils wollten die meisten auch keine Änderungen – wozu auch, es ging ja eigentlich auch ohne ganz gut.

Richtig hat die WiWo auch erkannt: "Viel mehr als bisher müssen die Apotheker noch auf ihre Patienten eingehen: Testkäufer stellen immer mal wieder fest, dass die Apotheker zu wenig Fragen stellen – und davon ausgehen, dass der Kunde schon weiß, was er will." Die aktuellen Testkäufe der Stiftung Warentest scheinen dem Recht zu geben (siehe unseren Beitrag und Kommentar in der Apotheker Zeitung vom Montag, 1. März).

Abgesehen davon, dass diese Testkäufe statistisch nicht repräsentativ sind und man über das methodische Vorgehen und die fachlichen Fragen bei dieser Testkaufreihe geteilter Meinung sein kann (siehe hierzu auch die zahlreichen Leserbriefe in dieser Ausgabe), sollte ein solches Ergebnis nicht auf die leichte Schulter genommen werden.

Man muss ja nicht gleich einknicken vor den Herren Testern aus Berlin und ihren Beratern (Prof. Glaeske?) im Hintergrund. Aber es ist auch richtig, dass "Beratung und ihre Qualität wesentliche Standbeine der Apotheken" sind, so ABDA-Präsident Friese – die allerdings, so zeigen es solche Tests, wohl ab und an ein wenig wackelig sind. Klar, diese Standbeine müssen bombenfest werden, die Tests sind als Herausforderung zu sehen, es ab sofort nur noch besser zu machen. Eine Unterbrechung der unrühmlichen Testreihe von Stiftung Warentest wäre der Durchbruch!

Eine "besondere Qualität" erhielt der aktuelle Testbericht allerdings dadurch, dass die Apotheken mit Namen und den Einzelergebnissen veröffentlicht wurden. Zu hören war, dass die ABDA über berufsrechtliche Schritte gegen diese Apotheken nachgedacht haben soll. Fraglich, ob das ein richtiger Weg ist. Vielleicht sollte man besser überlegen, wie Schulungen und Seminare zur OTC-Beratung angeboten werden können, in denen fachliches Wissen verbunden mit Kommunikationstechniken trainiert werden kann.

Apotheken stehen seit einiger Zeit im Rampenlicht – teils mit positiven, teils mit weniger positiven Attributen. Die Medien haben uns ins Visier genommen, da Veränderungen angesagt sind. Nehmen wir das Medienecho ruhig mal positiv. Es zeigt uns, dass die Gesellschaft einiges von uns erwartet.

Selbst BILD (vom 27. Februar) klotzt mit der Schlagzeile: "Ersetzt der Apotheker jetzt den Arzt?" und greift den Trend auf, dass immer mehr Patienten wegen der Praxisgebühr gleich zum Apotheker statt zum Arzt gehen. Wenden wir die Umbruchstimmung in eine Aufbruchstimmung. Stärken wir unsere beiden Standbeine (siehe oben) – dann werden wir den Kampf ums Überleben gewinnen.

PS: Eine Möglichkeit zur Stärkung der Standbeine bietet die Interpharm in Frankfurt/Main! Das Programm finden Sie in dieser Ausgabe. Bitte melden Sie sich gleich an, einige Seminare sind bereits ausgebucht.

Peter Ditzel

Kampf ums Überleben

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