Die Seite 3

Chancen? Chancen!

Peter Ditzel

Das GKV-Modernisierungsgesetz ist in Kraft. Die ersten Januar-Tage lassen noch keine Rückschlüsse zu, wie Apotheker und Ärzte mit den Änderungen umgehen und Apothekenkunden und Arztpatienten mit den neuen Regelungen klar kommen. Der "Stern" weiß aber jetzt schon, "Die neue Gesundheitsreform ist ein Flop" – heißt es in der Ausgabe 2 des Magazins –, und stellt seinen Report unter die Überschrift "Die große Abzocke". Die Illustrierte sieht die Reform so: "Fast überall müssen Kassenversicherte mehr zuzahlen. Die versprochenen Beitragssenkungen dagegen bleiben aus." Im Mittelpunkt der Kritik steht die ärztliche Praxisgebühr von zehn Euro, bei der es in der Tat noch einige Umgereimtheiten gibt, wann genau Patienten sie bezahlen müssen, vor allem, wenn sie den ärztlichen Notdienst in Anspruch nehmen.

Wie reagieren Ihre Kunden in der Apotheke auf die neuen Zuzahlungsregelungen? Werden sie weitgehend klaglos hingenommen, kommt es zu Diskussionen, zu Protesten? Schreiben Sie uns, welche Erfahrungen Sie in Ihrer Apotheke in den ersten Tagen der neuen Gesundheitsreform machen.

Doch auch für die Apotheke selbst bedeuten die neuen Vorschriften der Reform ein Umdenken: die neue Zuzahlungsregelung, die neuen Rezeptur- und Nachtdienstzuschläge, die möglich gewordene freie Kalkulation von OTC-Präparaten bis hin zu den großen unternehmerischen Entscheidungen, ob man Apothekenfilialen gründen oder hinzukaufen oder ob man sogar in den Versandhandel einsteigen soll. Letzteres wird sicher nur für ganz wenige in Betracht kommen, an eine Filialisierung werden wohl zunächst nur die denken, bei denen sich günstige Konstellationen in der Familie, mit Mitarbeitern ergeben oder wenn Apotheken im Umkreis aufgegeben werden und deren Übernahme lohnt.

Da mag es Chancen für den einen oder anderen geben! Für die Mehrzahl der Apothekerinnen und Apotheker liegen die Chancen mit der neuen Reform jedoch auf einem anderen Gebiet: der Beratung und darin, dass Patienten OTC-Arzneimittel selbst kaufen müssen. Wenn Patienten zum ersten Mal ihre zehn Euro Praxisgebühr bezahlt haben, selbst wenn sie nur die Folgeverordnung eines Arzneimittels wollten, dann werden sie den kostenlosen Eintritt in die Apotheke mit der Option, dort auch noch kostenlos beraten zu werden, schätzen. Hier liegt für die Zukunft der Apotheke ein dickes Plus. Bieten Sie Ihren Kunden aktiv Ihre Beratungsleistung an! Binden Sie Ihre Stammkunden mit ihrer individuellen Apotheken-Card an ihre Apotheke. Auch wenn Sie (noch) nicht an Hausapotheken-Modellen teilnehmen, können Sie Ihren Kunden sämtliche Leistungen einer "Hausapotheke" anbieten, wie z. B. das Führen von Arzneimittellisten, Interaktionschecks und – was jetzt besonders nachgefragt werden dürfte – eine Aufstellung der in der Apotheke geleisteten Zuzahlungen, damit gegebenenfalls die Befreiungsbescheide bei den Kassen beantragt werden können.

Sehr zurückhaltend sollten Sie die neuen Freiheiten der Preiskalkulation bei OTC-Arzneimitteln wahrnehmen – hier geht es um Ihren Ertrag: Jeden Cent, den Sie reduzieren, müssen Sie über einen Mehrumsatz hart erwirtschaften. Unsere Serien zur richtigen Preiskalkulation und zum Agieren unter den neuen Bedingungen, die wir im letzten Quartal des vergangenen Jahres veröffentlichen, haben eindrucksvoll gezeigt, dass man hier besser den empfohlenen Richtpreisen der Industrie folgt und die Preisgestaltung nicht als Spielwiese betrachtet. Ist ein Preis erst mal im Keller, wird es schwer sein, ihn auf angemessenes Niveau zurückzuholen.

Auch in diesem Jahr läuft die u. a. vom Deutschen Krebsforschungsinstitut initiierte Kampagne gegen das Rauchen, auf die wir mit dem Titel dieser Ausgabe und zwei Beiträgen aufmerksam machen. Start für "Rauchfrei 2004" ist der Aschermittwoch, der Rauchfrei-Monat ist wiederum der Mai. Ist das nicht wieder eine hervorragende Gelegenheit, sich mit der Apotheke an die Spitze der Rauchfrei-Bewegung zu setzen und die Aktion mit Aufklärung, Beratung, Aktionen, Handzetteln, Schaufensterdekos und Vorträgen zu unterstützen?

Was braucht die Pharmazie zum Überleben? Das fragen ein Pharmakologe und eine Chemikerin in ihrem Meinungsbeitrag. Sie plädieren für eine bessere und wirklich zeitgemäße Ausbildung der Pharmaziestudierenden vor dem Hintergrund der Anforderungen, die auf die Apotheken gerade unter den Bedingungen der Gesundheitsreform zukommen. Und sie setzen sich für eine wissenschaftliche Pharmazie an der Hochschule ein, die das Etikett Wissenschaft auch verdient.

Die Redaktion der DAZ wünscht Ihnen viele Chancen in diesem Jahr, die richtigen Weichenstellungen für ihre Apotheke und in Ihrem pharmazeutischen Berufsfeld. Wir werden Ihnen viele nützliche Informationen anbieten und Sie mit Meinungen zum Nachdenken konfrontieren, Kurzum: Wir werden Sie mit allen unseren Kräften unterstützen.

Peter Ditzel

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