Umfrage zur Gesundheitsreform: Versicherte schlecht informiert

Berlin (ks). Die Gesundheitsreform sieht eine Reihe finanzieller Belastungen für gesetzlich Krankenversicherte vor. Jeder zweite GKV-Versicherte rechnet damit, in diesem Jahr für seine Gesundheit tiefer ins Portmonee greifen zu müssen und erwartet Mehrkosten von durchschnittlich 150 Euro. Dass mit der Wahl kostengünstiger Arzneimittel Geld gespart werden kann, ist den wenigsten Versicherten bewusst. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Meinungsforschungsinstituts TNS-Emnid im Auftrag des Arzneimittelherstellers ratiopharm, die am 19. Februar in Berlin vorgestellt wurde.

Dagmar Siebert, Geschäftsführerin Marketing und Vertrieb bei ratiopharm, erläuterte die von Emnid ermittelten Umfrageergebnisse: Auf die Frage, wie man Gesundheitskosten sparen könne, fiel nur jedem Zweiten überhaupt etwas ein. Vor allem wurde dabei an die Praxisgebühr gedacht: 22 Prozent der Befragten meinten, durch seltenere Arztbesuche ließe sich Geld sparen. 15 Prozent sagten, man könne sparen, indem man besser vorbeuge und gesünder lebe. Nur sechs Prozent der Befragten erklärten, man könne auf günstige Arzneimittel achten, wenn sie nicht verschrieben werden. Jeder Fünfte ist der Meinung, es bestehe überhaupt keine Möglichkeit zu sparen, sechs Prozent sehen sich schon jetzt finanziell so eingeschränkt, dass sie gar nicht sparen könnten.

Etwas anders sieht es aus, wenn den Interviewten Vorschläge gemacht werden, in welchen Bereichen gespart werden könnte: Dann sehen jeweils 78 Prozent die beste Möglichkeit zu sparen darin, besser vorzubeugen und leichte Erkrankungen selbst zu behandeln. 72 Prozent würden auf günstige Medikamente achten, die sie ohne Verordnung kaufen. 69 Prozent würden sich von Arzt zu Arzt überweisen lassen. 57 Prozent würden sich ein günstiges Arzneimittel verschreiben lassen, um die Zuzahlung zu verringern. Die meisten Versicherten sind auch bereit, beim Arzt oder Apotheker nach einem günstigen Medikament nachzufragen: zwei Drittel würden dies tun - vor allem die jüngeren, höher gebildeten und gesunden Befragten. Weniger fragemutig zeigten sich chronisch Kranke und Ältere. Die Umfrage ergab zudem, dass die Menschen bereit sind, auf anderes zu verzichten, um für ihre Gesundheitskosten aufzukommen.

Für Siebert zeigt dies deutlich: Die Bereitschaft für Einsparungen ist vorhanden - nur muss den Menschen zunächst aufgezeigt werden, an welchen Stellen sich Einsparmöglichkeiten für sie ergeben. Ratiopharm werde diese Erkenntnis zum Anlass für eine Endverbraucherwerbung nehmen, die den Fokus auf die Sparmöglichkeiten in der Selbstmedikation und der Verordnung legt, so Siebert.

"Blühende" Zukunft für Generikahersteller

Für Claudio Albrecht, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung von ratiopharm, ist es klar: Durch das GKV-Modernisierungsgesetz werden Ärzte noch mehr Generika verordnen und Apotheker belohnt, Generika abzugeben. Er wies zudem darauf hin, dass 2004 Arzneimittelpatente im Wert von ca. 720 Mio. Euro ausliefen: "Das wird ein Rekordjahr". Noch nie seien in Deutschland in einem Jahr so viele Präparate patentfrei geworden, sagte Albrecht. Würde jeder Arzt vom Tag des Patentablaufs an ein Generikum verordnen, wäre das Kassendefizit ohne jede weitere Maßnahme saniert, so seine Prognose.

Patienten profitieren ebenfalls: Während z. B. für den Cholesterinsenker Simvastatin-ratiopharm (Apothekenverkaufspreis 44,43 Euro) fünf Euro Zuzahlung fällig werden, muss der Patient für das Original Zocor (Apothekenverkaufspreis 98,72 Euro) 9,87 Euro zuzahlen, erläuterte Albrecht. Im Bereich der Selbstmedikation sehe es nicht anders aus: 100 Tabletten ASS-ratiopharm kosten den Patienten 4,45 Euro, die gleiche Menge Aspirin schlagen mit 13,98 Euro zu Buche.

Albrecht sieht der Zukunft optimistisch entgegen: Die Generikahersteller müssten keine Existenzangst haben, erklärte er. Allerdings wies er darauf hin, dass kleinere oder mittlere Unternehmen durchaus schwer von der Einführung des 16-prozentigen Rabatts betroffen seien.

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