Die Zukunft: Apotheker verdient am Sparen

Davos (diz). Der Apotheker wird in Zukunft weniger am Umsatz verdienen als vielmehr am Sparen. Auf diese Kernaussage lässt sich die Prognose von Prof. Dr. Rainer Braun, Geschäftsführer der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände - ABDA, zur Zukunft der deutschen Apotheken konzentrieren, die er in seinem Grundsatzreferat zur berufspolitischen Diskussion im Rahmen des Fortbildungskongresses der Bundesapothekerkammer am 5. Februar 2004 wagte.

Der traditionelle berufspolitische Nachmittag beim Fortbildungskongress in Davos stand in diesem Jahr ganz im Zeichen des in Kraft getretenen GKV-Modernisierungsgesetzes und seinen Auswirkungen auf die Apothekenzukunft. Braun ging in seinem Grundsatzreferat auf die Neuerungen ein, mit denen die deutschen Apothekerinnen und Apotheker durch das GMG konfrontiert werden, wie z. B. der veränderten Zuzahlungsregelung, den Veränderungen bei den Aut-idem- und Importregelungen, der Preisfreigabe für OTC-Arzneimittel und deren Ausgrenzung aus der GKV-Verordnung, der neuen Arzneimittelpreisverordnung (Kombimodell), dem Versandhandel und der Mehrbesitzregelung sowie der Zulassung von Krankenhausapotheken in der ambulanten Versorgung. Bei allen Nachteilen, die auf die Apotheken durch das GMG zukommen, müsse man dennoch feststellen, dass man wesentliche Monopole habe verteidigen können, nämlich den Individualbesitz von Apotheken, die Apothekenpflicht von Arzneimitteln und den einheitlichen Arzneimittelpreis für verschreibungspflichtige Arzneimittel. Jetzt stelle sich die Frage, so Braun, wie es in der deutschen Pharmazie weiter gehe. Zum einen werde dies mitbestimmt durch die europäische Union und Entscheidungen von dort, zum andern durch das Verhalten von den Apothekerinnen und Apothekern selbst. Während der EU-Ministerrat die Rolle des Apothekers als Sicherheitsfaktor im Gesundheitswesen hervorhebe, gebe es andere Kräfte in der EU, die eine weitere Liberalisierung auch im Arzneimittelmarkt forcierten bis hin zur Preisfreigabe von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Nach Braun stellt sich schon bald die Frage, ob der Apotheker eher in Richtung eines Pharmakaufmanns geht mit Logistik pur, dem Massengeschäft und der Rendite am Umsatz oder in Richtung ökonomischer Pharmazeut, für den die pharmazeutische Versorgung, die Individualapotheke und die Rendite aus seinen Dienstleistungen im Mittelpunkt steht. Der Apotheker wird sich darauf einstellen müssen, dass die Gesellschaft seine Beratungsqualität stärker hinterfragt. Die Apothekenpflicht von Arzneimitteln wird attackiert werden, es werden verstärkt Testkäufe durchgeführt, in denen die Beratungsqualität auf den Prüfstand gestellt werden. Dies könnte dazu führen, dass Forderungen nach einer Liberalisierung der Apothekenpflicht aufkommen. Als Abwehrmaßnahmen sollten die Apotheken, so der Vorschlag Brauns, konsequent die Beratung in den Mittelpunkt stellen, zertifiziert und nachprüfbar, sich am Pseudo-Customer-Konzept beteiligen (mit dem die Beratungsqualität getestet wird), und sich einer Teamschulung unterziehen. Als weitere empfehlenswerte Maßnahmen sieht Braun die Teilnahme an Hausapothekenmodellen, die pharmazeutische Beratung, die Erstellung von Arzneimitteldossiers und die individuelle Betreuung des Patienten. Sein Grundsatz lautete: "Statt verdienen am Umsatz verdienen am Sparen." Die Apothekerinnen und Apotheker brauchen kein neues Berufsbild, sondern ein neues Leitbild. Notwendig sei die Verbesserung der kommunikativen Fähigkeiten, der Aufbau von und die Kooperation in Versorgungsverträgen sowie die Sicherung erkennbarer Qualitätsstandards. In der sich dem Referat von Braun anschließenden Fragestunde beantworteten neben Braun auch Hermann S. Keller, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands, Johannes Metzger, Präsdent der Bundesapothekerkammer und ABDA-Präsident Hans-Günter Friese die von den Kongressteilnehmern eingereichten Fragen zu berufspolitischen Themen.

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