Kommentar

Allzu brav?

Richtig lieb, die Apotheker. Ohne großes Tamtam suchen und finden wir immer wieder Mittel und Wege. Wir setzen brav um, was andere als schlichte Zumutung einer heißgelaufenen Polit- und Krankenkassenbürokratie energisch bekämpfen oder einfach ins Leere laufen lassen würden. So wünscht man sich den Untertan. Parieren statt protestieren ist die Devise. Im Verbund mit unseren Rechenzentren, Hardwarelieferanten, Softwarehäusern und Großhandlungen bedrucken die Apotheker - maschinenlesbar, versteht sich - Milliarden Rezepte, ändern Preise und Zuzahlungsregeln, beachten Verordnungsausschlüsse und Listen, die ausgeschlossene Arzneimittel ausnahmsweise doch wieder einschließen. Wir sehen die Probleme für Compliance und Arzneimittelsicherheit, aber trotzdem: Ohne großen Protest exekutieren wir jede neue Regelung für Arzneire- und -parallelimporte, so pervers sie auch sei. Notfalls zahlen wir brav, wenn schlicht nicht mehr machbar ist, was wir uns oktroyieren lassen mussten. Niemanden stört, dass gerade eben auch von der renommierten London School of Economics die grenzüberschreitende Arzneimittelverschieberei als unsinnig angeprangert wurde. Sinn mache das nur für die Importeure selbst. Und was dem Ganzen die Krone aufsetzt: Immer noch haben die Apotheker praktisch nirgendwo Sitz und Stimme, wo in der Selbstverwaltung die wirklichen Entscheidungen fallen. Der meist letztentscheidende "gemeinsame Bundesausschuss" - früher von Ärzten und Krankenkassen - wurde um Krankenhaus- und Patientenvertreter ergänzt. Aber die Apotheker blieben weiter draußen. Pharmazeutischer Sachverstand kann auf unterer Ebene angehört werden, entscheidet aber nicht mit. Die abstrusen Folgen darf man bestaunen - zum Beispiel an den Listen über die Austauschbarkeit von wirkstoffgleichen Arzneimitteln. Auch bei der Bildung von Festbetragsgruppen müsste pharmazeutischer Sachverstand mit entscheiden. Das gilt insbesondere für die Frage, ob neue, patentgeschützte Arzneimittel wirklich als bloße Me-toos angesehen werden können. Bislang wurden die Apotheker mit dem Argument vor die Tür geschickt, ihr Sachverstand könne bei solchen Fragen durch ihr ökonomisches Interesse an teuren Innovationen überlagert werden. Durch die neue Arzneimittelpreisverordnung mit faktischen Fixaufschlägen für verschreibungspflichtige Arzneimittel zieht dieser Einwand nicht mehr. Obwohl die AMPreisV auf anderem Feld auch Nachteile hat - hier bietet sie Chancen. Sie müssen allerdings eingelöst werden. Lieb sein reicht nicht mehr.

Dr. Klaus G. Brauer

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