Kommentar

Schön integriert?

Das war fast eine Punktlandung. Kurz vor seiner Wahl zum neuen ABDA-Präsidenten konnte Heinz-Günter Wolf sein ehrgeiziges Projekt unter Dach und Fach bringen: der erste Vertrag zur Integrierten Versorgung, an dem auch Apotheker beteiligt sind. Der mit der Barmer Ersatzkasse und der Hausärztlichen Vertragsgemeinschaft geschlossene Vertrag setzt auf dem Barmer-Service-Apotheken-Vertrag auf. Die Apotheken, die schon Barmer Hausapotheken sind, haben einen Vorsprung. Wer die Qualifizierungsveranstaltung noch nicht absolviert hat, kann sie nachholen. Erst ab 1. März 2005 können sich die Versicherten für die Integrierte Versorgung bei ihrem Hausarzt einschreiben und dann die Barmer-Apotheke ihrer Wahl aussuchen. Damit die Integrierte Versorgung in Schwung kommt, erhalten die Versicherten, die mitmachen, bis zu 30 Euro pro Jahr. Dafür geben sie einen Teil ihrer freien Arzt- und Apothekenwahl auf.

Apothekern wird die Teilnahme dadurch schmackhaft gemacht, dass sie als Hausapotheke möglicherweise eine bessere Kundenbindung haben, außerdem erhalten sie acht Euro pro Quartal, abrechenbar für max. 10% der eingeschriebenen Versicherten als Honorar für die Kommunikation mit dem Arzt. Apotheken müssen zudem die Leistungen einer Barmer-Hausapotheke wie etwa Arzneichecks erbringen. Klar, die Versicherten sollen mit dem Instrument der Integrierten Versorgung besser versorgt werden. Doch letztendlich geht es hier knallhart um Einsparungen fürs System, für die Kasse. Zu verschenken hat keiner was. So wird im Integrationsvertrag auch vorsichtig formuliert, dass es zu einer anteiligen Ausschüttung der Apothekenhonorare kommen kann, sollte die Integrierte Versorgung zu Einsparungen führen. Hier sollte man Details wissen.

Keine Frage, es war richtig, einen solchen Vertrag abzuschließen. Keiner muss, alle können mitmachen. Aber was wäre, wenn alle oder fast alle Apotheken mitmachen? Wo liegen dann die Anreize für die Apotheke? Was ist, wenn auch andere Kassen Integrationsverträge abschließen wollen? Spannend wird, wie die geforderte Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker abläuft. Fallen plötzlich alte Ressentiments? Wird man sich auf Empfehlungslisten in der Arzneitherapie einigen können? Wird man sich auf bessere Aut-idem-Regelungen verständigen können?

Peter Ditzel

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