Forsa-Studie: Mehrheit akzeptiert Zuzahlungen

Berlin (ks). Höhere Selbstbeteiligungen im Gesundheitswesen sind für weite Teile der Bevölkerung kein Tabu: Rund 70 Prozent der Deutschen akzeptieren die Selbstbeteiligung bei Arzneimitteln und einzelnen medizinischen Leistungen. Mehr als jeder Dritte ist sogar bereit, bei allen medizinischen Behandlungen einen Eigenanteil zu leisten. Zu diesem Ergebnis kommt die vom Meinungsforschungsinstitut Forsa durchgeführte Studie "Branchenbarometer Krankenversicherungen", deren Ergebnisse am 21. Januar vorgestellt wurden.

Im Auftrag der Allianz Privaten Krankenversicherung, Mummert Consulting und dem F.A.Z.-Institut befragte Forsa 100 Top-Entscheider (Leistungserbringer, Kostenträger, Großunternehmer) sowie über 500 Bürger ab 16 Jahren zum Thema Reformen im Gesundheitswesen. 71 Prozent der interviewten Manager und Mediziner sprechen sich dafür aus, für Patienten obligatorische Selbstbeteiligungen bei allen medizinischen Leistungen einzuführen. Bei den Versicherten sind es immerhin noch mehr als ein Drittel, die nichts dagegen einzuwenden hätten. Sieben von zehn befragten Bürgern wären zudem einverstanden, zunächst den Hausarzt um Rat zu fragen und nicht sofort den Facharzt aufzusuchen.

Mehr Effizienz, mehr Qualität

Um den Wettbewerb unter den Leistungserbringern und Kostenträgern zu beleben, sollten nach Meinung der befragten Entscheider Monopole und staatliche Planungsinstrumente - z. B. die Krankenhausplanung - beseitigt werden. An ihre Stelle sollten Einzel- und Direktverträge treten. Krankenversicherungen, Mediziner und Manager sprechen sich in der Umfrage zudem für die Einführung von Zentren für medizinische Großgeräte, Fallpauschalen in der ambulanten Behandlung und den Ausbau der integrierten Versorgung aus. Diese Maßnahmen für mehr Effizienz im Gesundheitswesen finden bei allen Interessengruppen mehrheitlich Zustimmung. Die Leistungserbringer sind offenbar auch bereit, sich einem Qualitäts-Wettbewerb zu stellen: 84 Prozent von ihnen würden eine Fortbildungspflicht für Kassenärzte begrüßen. Mehr als die Hälfte hält unabhängige Rankings für sinnvoll, jeder zehnte sogar für sehr sinnvoll.

Entscheider für kapitalgedeckte Finanzierung

Gefragt wurde auch nach einer Umstellung der GKV-Finanzierung vom Umlagesystem auf Kapitaldeckung: Dies würden 57 Prozent der Entscheider im Gesundheitssystem und in der Wirtschaft befürworten. Nur jeder fünfte befragte Entscheider ist gegen eine solche Umstellung. Einigkeit besteht unter den Akteuren des Gesundheitswesens auch darin, dass die Lohnnebenkosten nicht weiter steigen dürfen: Fast zwei Drittel würden den Arbeitgeberanteil an der Krankenversicherung gerne festgeschrieben wissen.

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