Versichertenvertreter: Kossow neuer Patienten-Repräsentant

BONN (im). Die Deutsche Gesellschaft für Versicherte und Patienten (DGVP) in Heppenheim hat Professor Klaus-Dieter Kossow zum neuen Präsidenten gewählt. Der frühere Präsident, Ekkehard Bahlo, hatte sein Amt im Sommer dieses Jahres niedergelegt. Der Arzt Kossow war bis zum Herbst 2003 vor allem als erster Vorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes politisch aktiv.

Mit seiner Wahl will die Gesellschaft ihren Einsatz für Patientenrechte verstärken. Der neue DGVP-Präsident kritisierte, dass die Gesundheitspolitik in den letzten Jahren aufgrund der Orientierung an der Kostendämpfung für die Patienten einen ungesteuerten Leistungsabbau zur Folge hatte. Dies sei umso gefährlicher, als in Deutschland keine verlässlichen Daten über die Häufigkeit von Erkrankungen in der Gesamtbevölkerung und ihre Behandlung zur Verfügung stünden. Die deutsche Gesundheitsreform, so Kossow, sei "wie eine Fahrt im Nebel mit überhöhter Geschwindigkeit und verbundenen Augen". Er forderte, eine epidemiologisch fundierte Gesundheitsberichterstattung als Grundlage einer bedarfsgerechten Versorgung einzuführen. Dies sei auch die Voraussetzung für vernünftige Disease-Management-Programme.

Die bisherigen Ansätze der Behandlungsprogramme für chronisch kranke Patienten drohen nach seiner Einschätzung im "Bürokratiedickicht des Bundesversicherungsamtes stecken zu bleiben". Er kritisierte zudem verfehlte Ansätze zum Wettbewerb im Gesundheitssystem. Der Beitragswettlauf der Kassen um gesunde Versicherte hebele das bisherige Prinzip der Solidarität zwischen gesunden Versicherten und Patienten aus, entziehe dem Gesundheitssystem Geld und führe zur steigenden einseitigen Belastung der Patienten. Erheblichen Diskussionsbedarf mit Vertretern aller Parteien sieht der neue DGVP-Präsident auch in Bezug auf die Finanzierung des künftigen Gesundheitssystems. Bürgerversicherung oder Gesundheitsprämie seien dabei weder Gegensätze noch die alleinige Lösung der Strukturprobleme des Gesundheitssystems. Vor allem aber dürfe die patientenorientierte Gestaltung des Gesundheitssystems nicht den politischen Statuskämpfen der Politiker aller Parteien geopfert werden.

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