Elektronische Gesundheitskarte: AOK schiebt Apothekern den Chipkartenstreit in d

BONN (im). Im Streit um die Umsetzung der elektronischen Gesundheitskarte schieben die Ortskrankenkassen den Apothekern weiterhin den Schwarzen Peter zu. Der Öffentlichkeit wird suggeriert, vor allem die Pharmazeuten hätten den jüngsten Konsens aus Eigeninteresse zusammen mit Medizinern und Zahnärzten platzen lassen.

Der AOK-Bundesverband in Bonn unterstellt im aktuellen "AOK-Mediendienst", die Apotheker bevorzugten die Kartenlösung, um Internet-Apotheken auszubooten. Im Gegensatz dazu hatte Dr. Frank Diener von der ABDA wiederholt ausgeführt, es sei zwischen Kassen, Ärzten und Pharmazeuten unstrittig, dass es beide Wege - Server und Karte - geben muss. Zum einen, um Patienten den nun erlaubten Arznei-Bezug via Versandapotheke zu ermöglichen und zum anderen, um mittels Karte eine Rückfallposition für Serverausfälle zu haben.

Der Streit zwischen Kassen und Leistungserbringern hatte sich daran entzündet, ob die Speicherung der Patientendaten auf einem Zentralserver oder dezentral auf der Gesundheitskarte erfolgt. Die Pharmazeuten bestehen dabei im Schulterschluss mit Ärzten und Zahnärzten auf dem Wahlrecht der Patienten zwischen Server und Karte, was auch mit den Kassen so vereinbart wurde, so ABDA-Geschäftsführer Dr. Frank Diener (siehe DAZ Nr. 41 vom 7. Oktober). Die Leistungserbringer fürchten, dass die Kassen bei einer Speicherung der Patientendaten auf ihren Servern bereits vor Beginn einer Therapie Einfluss auf die zu wählenden Mittel nehmen könnten.

Die Kassen bestreiten diese Absicht energisch, rücken aber trotzdem nicht von ihrer Präferenz der Serverspeicherung ab. Dabei hatten sich die Beteiligten nach Angaben von ABDA-Technologiexperte Diener bereits geeinigt, dass Server- und Kartenlösung bei der Gesundheitskarte nebeneinander existieren sollen. Da die Kassen das im konkreten Vertragsentwurf dann aber so nicht umgesetzt hatten, hatten Pharmazeuten und Mediziner ihre Unterschrift Ende September verweigert. Die Krankenkassen wollen offenbar weiterhin die von ihnen favorisierte Speicherung auf einem Zentralserver durchdrücken.

Von der Wahlmöglichkeit der Kranken zwischen den beiden Speicherwegen findet sich dementsprechend auch in der Oktober-Ausgabe des AOK-Mediendienstes nichts. Stattdessen setzt die Telematik-Expertin des AOK-Bundesverbands Anne Strobel noch eins drauf und vermutet, die Verzögerung sei "möglicherweise der letzte Versuch von Apothekern und Zahnärzten, irgendwie doch noch die von ihnen favorisierte Kartenlösung durch ein Hintertürchen durchzusetzen."

Anne Strobel bevorzugt in der Mitteilung ganz klar die Serverlösung, auf die sich angeblich alle Beteiligten "als sinnvollste Lösung" geeinigt hätten. Wie sie weiter behauptet, hätten Apotheker und Zahnärzte im Verlauf der Arbeiten an der elektronischen Gesundheitskarte einsehen müssen, "dass für die technisch unterlegene Karten-Lösung keine Mehrheit zu finden war". Das Festhalten am Speichermedium Karte wäre aus Sicht der Pharmazeuten nachvollziehbar, meint Strobel, und führt wörtlich aus: "Ist das eRezept auf einer Karte gespeichert, wäre es für den Patienten quasi unmöglich gewordeng, das Rezept mit einer Internet-Apotheke abzurechnen".

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