TK-Gesundheitsreport: Krankenstand: Wer wenig fehlt, muss deshalb nicht gesund s

Berlin (ks). Krankheiten des Bewegungsapparats, Verletzungen, Atemwegserkrankungen und psychische Störungen sind die häufigsten Ursachen für Krankschreibungen - doch der Krankenstand allein sagt wenig aus über den Gesundheitszustand der Versicherten. "Nur wenn man die Arzneimitteldaten betrachtet, erhält man ein umfassendes Bild und erkennt auch die Krankheiten, die nicht mit einer Krankschreibung einhergehen", sagte der Vorstand der Techniker Krankenkassen (TK), Dr. Christoph Straub, bei der Vorstellung des diesjährigen TK-Gesundheitsreports am 24. August in Berlin.

Für den TK-Gesundheitsreport wurden nicht nur Daten zur Arbeitsunfähigkeit der rund 2,4 Millionen bei der TK versicherten Erwerbspersonen ausgewertet, sondern auch die ihnen ausgeschriebenen knapp 24 Millionen Rezepte. Der Krankenstand ist im Jahr 2003 gegenüber dem Vorjahr erneut zurückgegangen: Durchschnittlich war im vergangenen Jahr jede Erwerbsperson 11,6 Tage krankgeschrieben (2002: 12 Tage). Krankheiten des Bewegungsapparats sind als Ursache für die Fehlzeiten zwar um sechs Prozent zurückgegangen - sie sind mit 2,3 Tagen pro Jahr aber noch immer hauptverantwortlich. Depressive Erkrankungen haben 2003 einen Zuwachs von 3,6 Prozent verzeichnet.

1,4 Millionen Fehltage waren bei den TK-Versicherten auf diese Diagnose zurückzuführen. Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung sind dies über 18 Millionen Fehltage. Die hohen Zahlen resultieren vor allem aus der Krankheitsdauer: Im Schnitt dauert eine Krankschreibung aufgrund einer Depression 51 Tage. Schwerpunkt Gesundheitsindikatoren Den Schwerpunkt legt der diesjährige Report auf Gesundheitsindikatoren, die auf Basis der Arzneiverordnungen identifiziert wurden. Dazu wurden häufig verordnete Arzneimittelgruppen genauer beleuchtet, um Rückschlüsse auf die Situation der Versicherten ziehen zu können. Ausgewertet wurden die Verordnungen unter anderem nach Alter und Geschlecht der Versicherten sowie Berufsfeldern und jahreszeitlichen Variationen.

Millionen Hypertoniker

Als Indikatoren bzw. Arzneiverordnungen mit hohem Informationsgehalt zählen dem Report zufolge Antihypertensiva-Verordnungen. Anders als die Daten zur Arbeitsunfähigkeit kann anhand der ausgewerteten Rezepte gut auf die Prävalenz des kardiovaskulären Risikofaktors Bluthochdruck geschlossen werden. Der TK-Gesundheitsreport zeigt, dass Arzneimittel gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten gehören: Mehr als zwölf Prozent der Erwerbspersonen erhielten im letzten Jahr ein solches Präparat - das sind auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet über vier Millionen Menschen. "Damit ist die Gruppe der Betroffenen wesentlich größer, als man es auf Basis des Krankenstandes erwarten würde", erläuterte Dr. Thomas Grobe vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung (ISEG), der die Analyse wissenschaftlich begleitet hat. Vor allem Männer bekommen Herz-Kreislauf-Präparate verschriebenen. Statistisch gesehen erhielt jede männliche Erwerbsperson 62 Tagesdosen verschrieben, bei Frauen waren es lediglich 33 Tagesdosen. Die Verordnungsrate für Blutdruck-senkende Mittel steigt aber bei beiden Geschlechtern mit dem Alter deutlich an.

Oft leiden Psyche oder Magen-Darm

Auch die Auswertung der Verordnungen von Psychopharmaka, speziell Antidepressiva, zeigen, dass viel größere Populationsanteile betroffen sind, als es die Zahlen zum Krankenstand vermuten lassen. Die Daten der TK belegen auch, dass die Behandlungsrate mit dem Alter ansteigt und in den Wintermonaten die Zahl der Verordnungen höher liegt als im Sommer. Arbeitslose weisen die höchste Anzahl von Antidepressiva-Verordnungen auf. Säurebedingte Beschwerden im oberen Magen-Darm-Bereich, Magengeschwüre und Sodbrennen sind den Auswertungen der TK zufolge ebenfalls weit verbreitet: In den oberen Altersgruppen sind es mehr als 10 Prozent. Betroffen sind hier vor allem ältere Erwerbspersonen und manuell arbeitende Personen mit geringen Entscheidungskompetenzen.

Bonusprogramme sollen motivieren

Die TK will die neu gewonnen Daten auch für die künftige Gestaltung ihrer Bonus- und Präventionsprogramme verwenden. "Gerade Bluthochdruck ist eine Krankheit, die durch eine Umstellung der Lebensweise, also Gewichtsabnahme, gesunde Ernährung und ausreichende Bewegung, bekämpft werden kann", erklärte Straub. Deshalb sehe die TK ihre Aufgabe nicht nur darin, für eine optimale medizinische Versorgung ihrer Versicherten zu sorgen. Auch mit Bonusprogrammen sollen die Betroffenen motiviert werden, selbst etwas für ihre Gesundheit zu tun, sagte Straub.

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