Integrierte Versorgung: Kommunikationsprobleme noch ungelöst

Frankfurt (ri). Offensichtlich spielen Apotheken beim Thema Integrierte Versorgung derzeit kaum eine bzw. eine eher untergeordnete Rolle. Dieser Eindruck wurde zumindest bei der Veranstaltung "Integrierte Versorgung - von der Strategie zur Praxis" der Conference Company Euroforum am 14./15. Juli in Frankfurt vermittelt. Mit Ausnahme des Vortrags von Dr. Peter Froese, Apothekerverband Schleswig-Holstein, der Problemstellungen bei einer möglichen Einbindung der Apotheken in Modelle der Integrierten Versorgung behandelte, wurde die Apotheke in den Ausführungen der Referenten so gut wie gar nicht erwähnt.

Lediglich bei der Vorstellung des Gesundheitszentrums Potsdam, ein Modell in der Gefolgschaft einer ehemaligen Poliklinik, wurde beiläufig erwähnt, dass in dem Gebäudekomplex auch eine Apotheke vorzufinden ist. Beim Gesundheitszentrum Potsdam ist es nach Aussagen des Geschäftsführers Klaus-Peter Linke, einem weiteren Referenten der Euroforum-Veranstaltung, erfolgreich gelungen, möglichst viele verschiedene ärztliche Fachrichtungen an einem Ort zu konzentrieren und somit auch die von der Politik gewünschten Synergie- und Verbundeffekte zu erzielen. Nach Auskunft von Linke führt die Ärztekonzentration aber nicht zu Absprachen bei der Verschreibung der Arzneimittel - eine Art inoffizielle Positivliste existiert im Gesundheitszentrum nicht: "Jeder Arzt ist vollkommen frei bei der Wahl der verordneten Medikamente", beteuerte Linke.

Auf die ersten erfolgreich umgesetzten Modellprojekte in seinem Landesbezirk konnte auch Walter Bockemühl, Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland-Pfalz, verweisen. Dabei wurde keine einzige Apotheke in diese Modelle mit einbezogen. Für diesen Umstand hatte der Vorsitzende eine einfache Erklärung: "Wir haben die Apotheken aus Zeitgründen nicht berücksichtigen können, wir mussten mit zu vielen Vertragspartnern verhandeln." Bockemühl räumte allerdings ein, dass man über die Mitwirkung der Apotheken bei Modellen zur Integrierten Versorgung nachdenken könne, sobald diese Versorgungsform flächendeckend realisiert sei. Der AOK-Vorsitzende räumte ein, dass dann eine Art "pharmazeutische Beratung denkbar wäre".

Kommunikationstool nutzen

Probleme ganz grundsätzlicher Art thematisierte Dr. Peter Froese, der Vertreter des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein, in seinem Vortrag. Obwohl beispielsweise das elektronische Rezept vor der Türe steht, ist nach seinen Beobachtungen überhaupt noch nicht geklärt, in welcher Form die Kommunikation zwischen Arzt und Apotheker stattfinden soll. Der Standespolitiker spekulierte, dass künftig in den Apotheken die Gesundheitsdaten ermittelt und auf dieser Basis Informationen sowohl an den Arzt als auch an den Patienten weiter kommuniziert werden. An die eigene Zunft gerichtet, forderte Froese die Apotheker auf, darüber nachzudenken, "was wir mit diesem Kommunikationstool machen wollen". In diesem Zusammenhang stellte Froese auch die Frage danach, wie diese Kommunikationsaufgabe bezahlt werden soll. Ebenfalls problematisch sind nach Überzeugung von Froese die vertraglich geregelten Abkommen der an der Integrierten Versorgung teilnehmenden Partner: Werden Einzelverträge geschlossen, so wird es vermutlich immer wieder bei einzelnen Krankenkassen zu Akzeptanzproblemen kommen. Der Standespolitiker vermutet, dass die Integrierte Versorgung ohne Rahmenverträge ähnlich wie bereits in der Vergangenheit vor sich "hindümpeln" wird.

Nur mit Rahmenverträgen erfolgreich

Aber auch wenn es gelingt, Einzelverträge zugunsten der Rahmenverträge zurückzudrängen, könnte es nach Ansicht des Standespolitikers zu Akzeptanzproblemen seitens der Patienten kommen. Angenommen, eine psychiatrische Klinik ist in das Modell einer Integrierten Versorgung mit eingebunden, werden seelisch erkrankte Patienten vermutlich keine Unterschrift unter eine Verpflichtung setzen, mit der sie sich in dieses Projekt mit einklinken. Ebenfalls nicht unproblematisch ist das weitmaschige Netz, das etwa mit den in die Modelle eingebundenen Hausapotheken entsteht. Gerade in nicht sehr dicht besiedelten Gebieten kann es dann leicht vorkommen, dass Patienten ein Fahrzeug benutzen müssten, um die eben nicht in der Heimatgemeinde angesiedelte nächste Hausapotheke aufzusuchen. "Wenn Oma Meier aber mit dem Fahrrad 30 Kilometer fahren muss, wird sie ihre Arznei bestimmt nicht in der Hausapotheke kaufen, sondern holt sich die Medikamente wie bisher in der Apotheke vor Ort," gab Froese zu bedenken.

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