Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit: Designierter Institutsleiter: ne

Berlin (ks). Der Mediziner Prof. Peter Sawicki soll Leiter des neuen Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen werden. Im Vorfeld seiner Ernennung hat er bereits angekündigt, neue Arzneimittel künftig kritisch unter die Lupe nehmen zu wollen. "Neue Medikamente werden in Deutschland viel zu euphorisch empfangen", sagte Sawicki in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau (Ausgabe vom 1. Juli).

Der Gemeinsame Bundesausschuss als Träger des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit hat zu dessen Einrichtung eine Stiftung gegründet, deren Vorstand den Institutsleiter bestellt. Die offizielle Ernennung Sawickis steht bislang noch aus - doch lange kann es nicht mehr dauern, bis der Diabetesexperte und Direktor der Abteilung für Innere Medizin am St. Franziskus-Hospital in Köln sein neues Amt antreten wird. Sawicki gilt als Pharmakritiker und ist Mitherausgeber des "arznei-telegramms".

Im Bereich der neuen Arzneimittel sieht der Mediziner große Qualitätsmängel: Das Werben der Pharmaindustrie falle bei vielen Ärzten und Patienten auf fruchtbaren Boden, sagte er der FR. Als Beispiel nannte er Mittel gegen Demenz, "die sehr wahrscheinlich gar keine wesentlichen positiven Effekte haben". Für das stark beworbene Präparat Aricept seien weltweit Milliarden Euro ausgegeben worden - "das Geld hätte man besser in Altenheime investieren sollen", so Sawicki. Er kündigte an, dass das Institut kritisch beschreiben werde, welche positiven und welche unerwünschten Effekte bestimmte Präparate haben.

Sawicki wies den Vorwurf zurück, als "Oberkontrolleur" für Ärzte agieren zu wollen. Das Institut wolle lediglich Hilfen für Ärzte erarbeiten. Ein einzelner Arzt könne nicht alle medizinischen Publikationen sichten und habe auch nicht gelernt, diese zu beurteilen, so der designierte Institutschef. Studien zu Arzneimitteln würden zudem manchmal manipuliert - "von Pharmaindustrie und auch von Wissenschaftlern". Sawicki: "Das Institut soll Ärzten und Patienten helfen, sich in diesem Dickicht zurechtzufinden und echten Fortschritt von Pseudo-Innovationen zu unterscheiden". Das Qualitätsinstitut gilt als eines der am meisten umstrittenen Projekte der Gesundheitsreform. Neben der Nutzenbewertung von Arzneimitteln wird es sich vor allem mit der Bewertung medizinischer Verfahren (Health Technology Assessment), der Vorbereitung von Disease-Management-Programmen sowie der Patienteninformation befassen. Seine Bewertungen, die das Institut an den Gemeinsamen Bundesausschuss weiterleitet, werden nur empfehlenden Charakter haben.

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