STADA AG: Wolken am Horizont

Frankfurt/Main (aal). "Das Schiff STADA ist zurzeit in schwerer See. Sind wir in den vergangenen Jahren teilweise mit Rückenwind auf ziemlich glattem Meer gesegelt, so haben wir es zurzeit mit stärkeren Winden aus wechselnden Richtungen und höherem Seegang zu tun." Mit diesen Worten leitete Hartmut Retzlaff die Hauptversammlung der STADA AG am 15. Juni 2004 im Congress Center Messe Frankfurt/Main ein. 12 Tagesordnungspunkte galt es abzuhandeln.

Der Rückblick auf das vergangene Geschäftsjahr konnte den Aktionären nur Freude bereiten, wurde doch das 8. Rekordjahr in Folge abgeschlossen. Vielleicht deshalb lagen deshalb zu Beginn der Hauptversammlung keinerlei Gegenanträge zur Tagesordnung vor. Allerdings hat sich das friedliche Bild des unter vollen Segeln von Erfolg zu Erfolg eilenden Unternehmensschiffes schon 2003 begonnen zu wandeln. Die auf dem Beitragssatzsicherungsgesetz beruhenden direkten und indirekten Zwangsrabatte haben für die STADA bereits im letzten Geschäftsjahr die stattliche Höhe von insgesamt 7,9 Mio. Euro erreicht, um die Umsatz und damit auch Ertrag des Vorjahres geschmälert worden sind. Diese signifikante Belastung, die mehr als 10% des Vorsteuergewinns ausmacht, konnte noch problemlos bewältigt und dabei die gesetzten Ziele klar überschritten werden.

Rekordjahr = Rekorddividende

Damit war das Jahr 2003 wieder als ein sehr gutes zu bewerten. An dem gestiegenen Ergebnis sollen nun auch die Aktionäre in Form einer neuen Rekordsumme als Dividende teilhaben. Der Vorstand schlug deshalb zusammen mit dem Aufsichtsrat vor, den Bilanzgewinn in der STADA Arzneimittel AG in Höhe von 28 919 408,59 Euro zur Zahlung einer Dividende von 0,70 Euro je Stammaktie für das Geschäftsjahr 2003 zu verwenden. Der Überschussbetrag von 10 244 866,69 Euro soll auf neue Rechnung vorgetragen werden. Bei der aktuellen Aktienanzahl, d. h. unter Berücksichtigung der in 2003 ausgegebenen neuen und voll dividendenberechtigten Aktien, soll damit die Ausschüttungssumme um +44% und damit deutlich überproportional zum Anstieg des Konzerngewinns auf 18,7 Mio. Euro gesteigert werden.

Dieser Antrag wurde von der Hauptversammlung einstimmig angenommen. Die Dividende wird am 16. Juni 2004 ausgezahlt. Angesichts dieser guten Nachrichten konnten die Tagesordnungspunkte 3 bis 5, die Entlastung der Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats sowie die Wiederwahl der TREUROG GmbH Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2004 zu bestellen, ohne Einsprüche abgewickelt werden.

Schaffung von Handlungsspielraum

Mit den Tagesordnungspunkten 6 und 7, einer Beschlussfassung über die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien sowie zur Kapitalerhöhung möchte sich die Unternehmensleitung grundsätzlichen Handlungsspielraum lassen. Beide Maßnahmen sind nach Retzlaffs Worten nicht unmittelbar für die nächsten Wochen geplant, die eine oder die andere aber dennoch vielleicht im Verlauf des aktuellen Geschäftsjahres denkbar. Sollte eine Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln durchgeführt werden, will man wiederum Gratisaktien im Verhältnis 1 : 1 ausgeben und somit die Menge der kursierenden Wertpapiere verdoppeln. Die Maßnahme wird sich also wie ein Aktiensplitt in einer Halbierung des Kurses niederschlagen und zur Verringerung des optisch etwas "schwer" gewordenen Kurses beitragen.

Beide Tagesordnungspunkte wurden angenommen, ebenso der 8., der den Vorstand ermächtigt, mit Zustimmung des Aufsichtsrats das Grundkapital der Gesellschaft bis zum 14. Juni 2009 einmalig oder mehrmalig um bis zu 69 408 066,00 Euro durch Ausgabe von bis zu 26 695 410 Stück vinkulierten Namensaktien gegen Bar- und/oder Sacheinlagen zu erhöhen. Diese Maßnahme wird deshalb nötig, da das bisherige genehmigte Kapital fast vollständig ausgeschöpft ist. Um für weitere Akquisitionen gerüstet zu sein, muss die "Kriegskasse" wieder gefüllt werden.

Corporate Governance

Schon im Februar 2002 verabschiedete eine Regierungskommission unter Vorsitz des Thyssen-Managers Gerhard Cromme den Deutschen Corporate Governance Kodex. Er setzt fest, dass börsennotierte Unternehmen für ihre Aktionäre möglichst transparent erscheinen sollen. Dazu gehört vor allem eine Offenlegung der Vorstands- und Aufsichtsratsbezüge - was die wenigsten deutschen Firmen bisher befolgen. STADA jedoch will auch in diesem Bereich Vorreiter sein. So sind die Vergütungen schon jetzt öffentlich bekannt und sollten heute auch durch öffentlichen Beschluss angehoben werden.

Es ist geplant, die Aufsichtsratsmitglieder neben dem Ersatz ihrer Aufwendungen für das jeweilige abgelaufene Geschäftsjahr mit einer jährlichen festen Vergütung von 25 000,00 Euro zu entschädigen sowie mit einer weiteren Vergütung in Höhe eines Betrages, der 0,03% vom Ertrag vor Steuern des Konzerns entspricht. Aufsichtsratsmitglieder in einem Ausschuss des Aufsichtsrats erhalten für das jeweils abgelaufene Geschäftsjahr eine jährliche feste Vergütung in Höhe von 10 000 Euro. Der Vorsitzende eines Ausschusses des Aufsichtsrats erhält für seine Tätigkeit das Doppelte. Mit der Annahme des Antrages wurde, entsprechend dem Corporate Governance Kodex, das Vergütungs- dem Verantwortungsniveau angepasst.

Aufräumarbeiten in der Satzung

Wie stark sich die STADA AG in den letzten Jahren gewandelt hat, erkannten die Besucher der Hauptversammlung vor allem daran, über wie viele Schritte zur Anpassung der Satzung an die neue Struktur des Unternehmens abzustimmen war. Da z. B. keine STADA-Vorzugsaktien mehr existieren oder entstehen können, musste die Satzung um alle diesbezüglichen Formulierungen bereinigt werden. Auch der Namen der Gesellschaft, der in der alten Satzung noch mit dem seit Jahrzehnten nicht mehr benutzten Bindestrich geschrieben wird, wurde modernisiert. Ebenso modifizierte man die Bestimmung, mit welcher Mehrheit der Geschäftszweck von STADA geändert werden kann - was zurzeit nur mit einem technisch nicht erreichbaren Quorum von drei Vierteln des Stammkapitals möglich wäre.

Intern stand auch die historisch bedingte Vinkulierung der Aktie auf dem Prüfstand, wie Retzlaff berichtete. Allerdings wird diese Regelung noch immer als praktisch zur Abwehr von Übernahmegelüsten bewertet und steht daher heute nicht zur Diskussion.

Reduzierte Prognose für 2004

Trotz einer hervorragend gefüllten Produktpipeline, intensivierter Marketing- und Vertriebsaktivitäten, sowie lohnenden Akquisitionen sieht die Zukunft nun nicht mehr so rosig aus. Das angestrebte prozentual zweistellige Umsatzwachstum ist danach aus heutiger Sicht im Geschäftsjahr 2004 zwar unverändert möglich, aber nicht mehr sicher. In den ersten 5 Monaten 2004 ist der Konzernumsatz mit ca. +7% gewachsen. Für den Ertrag erwartet der Vorstand aus heutiger Sicht, dass der Konzerngewinn von STADA im Geschäftsjahr 2004 nur im Bereich des Vorjahresniveaus liegen wird.

Zu den bekannten massiven gesundheitspolitischen Belastungen in Deutschland, insbesondere durch das GKV-Modernisierungsgesetz (GMG), kommen in einigen wichtigen nationalen Märkten im laufenden 2. Quartal - soweit sich dies bisher abschätzen lässt - eine unerwartet verhaltene Nachfrage sowie eine sich aktuell verschärfende Preis- und Rabattsituation hinzu. Der Vorstand geht jedoch von einer nur vorübergehenden Verlangsamung des Wachstumskurses des Konzerns aus. STADA wird deswegen auch weiterhin intensiv in Marketing und Vertrieb investieren sowie die Entwicklungsprojekte des Konzerns uneingeschränkt fortführen.

Wenn sich die gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen in den für STADA wichtigsten nationalen Märkten, insbesondere in Deutschland, jetzt als konstant erweisen und wenn die Märkte zu einer rationalen Preis- und Konditionenpolitik zurückkehren, wird STADA nach heutiger Meinung des Vorstands den ertragsorientierten Wachstumskurs in 2005 wieder erfolgreich, d.h. mit einem erneuten Umsatz- und Ertragswachstum, fortsetzen können.

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