WISO stellt Versandapotheken auf die Probe: Lange Lieferzeiten, gefährliche Ber

(diz). Die meisten deutschen und europäischen Versandapotheken liefern nach drei bis sechs Tagen, Hinweise auf gefährliche Neben- und Wechselwirkungen gaben nur zwei deutsche Versender - in unverständlichem Fachchinesisch. So lautet das ernüchternde Fazit einer Untersuchung des ZDF-Magazins WISO, die unter dem Titel "Pillen per Post" am 24. Mai ausgestrahlt wurde.

Warten auf die Lieferung

Die Zahl der Apotheken, die Arzneimittel auf dem Versandweg über Internetbestellung anbieten, ist seit Jahresanfang gewachsen. Allerdings, so stellte WISO fest, gibt es unter den Arzneimittelversendern große Unterschiede bei den Lieferzeiten, Preisen und in der Beratung: "Schwarze Schafe sind leider keine Seltenheit", warnt das Magazin. Dem Zuschauer wurde die Vorgehensweise bei einer Internetbestellung erklärt: Einsendung des Rezeptes, Warten auf die Lieferung, Überweisung der Rechnung, Klärung der Erstattung und Kostenübernahme durch die Kasse. WISO stellte die Internetapotheken auf die Probe. Nach zwei Tagen kamen die ersten Lieferungen an - von der "Shop-Apotheke" und der "VersandApo.de". Die meisten anderen Versandapotheken lieferten erst nach drei bis sechs Tagen, die Arzneimittel aus der niederländischen Europa-Apotheek Venlo waren nach acht Tagen beim Besteller, die Ware von DocMorris sogar erst nach zehn Tagen.

Der Versand kostet

Bei den Preisen, so stellte das Wirtschaftsmagazin fest, drifteten die Angebote weit auseinander. Nur wenige Anbieter (z. B. "Pharma Kontor") verzichteten gänzlich auf Versandkosten, die meisten berechneten zwischen 3,90 und 6 Euro. Erst ab bestimmten Bestellwerten die zwischen 40 und 100 Euro liegen, berechnen alle getesteten Internetapotheken keine Versandkosten. Vorteile machte WISO bei der Bestellung von OTC-Arzneimitteln aus, hier gebe es gegenüber niedergelassenen Apotheken Preisvorteile bis zu 30 Prozent. Der Zuschauer erfuhr allerdings auch, dass es die billigste oder teuerste Versandapotheke nicht gibt, hier helfen nur Preisvergleiche für das einzelne Arzneimittel weiter. Klar wurde auch: Keine Preisunterschiede gibt es bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln und bei der Rezeptzuzahlung - das ist in Deutschland gesetzlich geregelt und gilt auch für Versandapotheken. Vorteile könne hier nur die Internetkonkurrenz aus den europäischen Nachbarländern bieten. DocMorris verzichtet beispielsweise auf die Hälfte der Zuzahlung, auf verschreibungspflichtige Arzneimittel werden zwischen 3 und 15 Prozent Rabatt gegeben.

Beratung mangelhaft

WISO testete auch die Beratung durch Versandapotheken und stellte einen gefährlichen Beratungsmangel fest. Bestellt wurden die Präparate "Plavix" und "Coumadin", die bei gleichzeitiger Einnahme zu gefährlichen Wechselwirkungen führen können, z. B. schwere Herzrhythmusstörungen bis hin zum Herzstillstand. Eigentlich hätte hier vor dem Abschicken an den Kunden eine Rücksprache mit dem Arzt erfolgen sollen, was allerdings nicht geschah. Alle Internetapotheken lieferten aus ohne einen Hinweis auf die lebensgefährlichen Wechselwirkungen. Nur "sanicare", "Shop-Apotheke" und "mycare" fügten in einem in fachchinesisch gehaltenen Begleitschreiben auf die Risiken hin. Deutlich warnte das Magazin vor Bestellungen aus dem außereuropäischen Ausland. Die dort ansässigen Apotheken verlangten kein ärztliches Rezept, stellten z. T. selbst Online-Rezepte aus. Der Kunde kann möglicherweise gefälschte Arzneimittel erhalten oder Präparate dubioser Herkunft mit Nebenwirkungen, auf die nicht hingewiesen wird - nicht selten werden die Präparate zu überhöhten Preisen verkauft. Hier muss es heißen: Finger weg von Auslandsbestellungen, dies ist zu risikoreich.

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