1600 Apotheken beteiligt: Barmer Service-Apotheken starten in Westfalen-Lippe

Münster (im). Am 26. April fällt der Startschuss für 1 600 Barmer-Service-Apotheken in Westfalen-Lippe. Der Apothekerverband geht davon aus, dass sich in den kommenden Monaten bis zu 2 000 der insgesamt 2 215 Apotheken dieser Region an der Kooperation mit der Ersatzkasse beteiligen. Entgegen der ursprünglichen Wünsche der Krankenkasse gibt es keine Rabatte für Barmer-Versicherte auf apothekenpflichtige Arzneimittel, sondern nur auf apothekenübliche Waren.

Dr. Horst-Lothar Müller und Dr. Rötger von Dellingshausen, beide Apothekerverband Westfalen-Lippe, stellten mit Barmer-Repräsentanten am 22. April den Vertrag in Münster vor, für den 1 900 Mitarbeiter aus 1 600 Apotheken die Zertifikatskurse absolviert haben. Nach Ansicht von Müller und von Dellingshausen bedeutet die Initiative eine neue Dimension der Qualität in der Patientenbetreuung, sie macht die Tätigkeit der Pharmazeuten für die Kranken erlebbar. Beide gehen demnach von einem positiven Schub auch in den Apotheken aus.

Verbandsvorsitzender Müller ging gleichwohl auf Kritik der Kollegen ein. Unmut hatte es demnach im Berufsstand wegen der geringen Schutzgebühren bei den Check-ups gegeben. Barmer-Service-Apotheken bestimmen den Body-Mass-Index, den Blutdruck oder den Blutzuckerwert jeweils pauschal für einen Euro sowie das Gesamtcholesterol für drei Euro. Müller bestätigte, dass dies nicht kostendeckend für die Apotheken sei, für Cholesterinmessungen fielen ansonsten mindestens fünf Euro an. Der Kritik der Kollegen an den sehr zeitaufwändigen Verfahren zum Beispiel beim Arznei-Service oder dem pharmazeutischen Management begegnete er mit dem Hinweis, die Zeit dafür sollten sich der Leiter oder seine Mitarbeiter nehmen. Der individuelle Nutzen für die einzelne Apotheke liege in der Kundenbindung, der Vorteil für den gesamten Berufsstand jedoch darin, dass schon bisher angebotene Leistungen der Apotheken im öffentlichen Bewusstsein verankert werden. Daher sollten sich die Kollegen einbinden lassen, warb Müller um bisher unentschlossene Kollegen.

Dass der Apothekerverband den Kassenwunsch nach einem Rabatt auf apothekenpflichtige Präparate abgelehnt hatte, begründete sein Vorsitzender mit dem ansonsten drohenden bedenklichen Mehrgebrauch von Medikamenten. Daher habe man sich mit der Kasse auf den dreiprozentigen Rabatt auf das Randsortiment geeinigt, der auf fünf Prozent steigt bei einem Gesamtumsatz von über 250 Euro pro Jahr.

Für die Barmer stellte deren Landesgeschäftsführer Heiner Beckmann das hohe Interesse an weiteren Kooperationen mit dem Apothekerverband Westfalen-Lippe heraus. So sollen jetzt Erfahrungen mit dem pharmazeutischen Management, das mit der Beratung von Asthma-Patienten oder Kranken mit obstruktiver Lungenkrankheit (COPD) startet, gewonnen werden, und weitere Indikationen gegebenenfalls folgen. Dass Barmer-Service-Apotheken für das erste Erstellen des Medikationsprofils beim pharmazeutischen Management einmalig fünf Euro und für die monatliche Betreuung der Patienten und das Führen des Profils pauschal fünf Euro erhalten (in Monaten, in denen die Leistung erbracht wird), nannte Beckmann selbst keine hohe Vergütung. Vorteilhaft für die Apotheken sei gleichwohl die Kundenbindung dadurch. Ab dem 26. April starte die Barmer eine groß angelegte Marketingkampagne unter ihren Versicherten für die neue Kooperation.

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