Praxisgebühr: Auch im Februar scheuen GKV-Versicherte den Arzt

Berlin (ks). Konkrete Zahlen wird es erst Ende April geben - doch der Trend, dass gesetzlich Krankenversicherte seltener zum Arzt gehen, hat sich offenbar auch im Februar fortgesetzt. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) schätzt die Rückgänge gegenüber dem Vorjahreszeitraum anhand von Umfragen unter Ärzten aller Fachrichtungen, auf fünf bis acht Prozent für den Januar 2004 und auf drei bis vier Prozent für den Februar. Der Hartmann-Bund meint gar, 18 bis 22 Prozent weniger Patienten seien im ersten Quartal wegen der Praxisgebühr zum Allgemeinarzt gegangen. Dies meldete die Berliner Zeitung in ihrer Ausgabe vom 1. April.

Die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK) schätzt den Rückgang der Patientenzahlen laut Berliner Zeitung auf 15 Prozent. DAK-Sprecher Jörg Bodanowitz wertet dies als ein erstes Anzeichen dafür, dass die Praxisgebühr ihr angepeiltes Ziel erreicht: "Die Praxisgebühr ist für Menschen, die ernsthaft krank sind, kein Grund nicht zum Arzt zu gehen". Bei Bagatellerkrankungen überlegten sie es sich allerdings, ob ein Arztbesuch wirklich notwendig sei. Durch den Rückgang der Arztbesuche bei leichteren Krankheiten würden auch die Arzneimittelausgaben sinken.

Allerdings könnten auch die Februarrückgänge noch auf die Vorzieheffekte im vergangenen Dezember zurück zu führen sein. Dies gaben die Barmer Krankenkasse und die KBV gegenüber der Berliner Zeitung zu bedenken. Laut KBV habe auch die Verunsicherung um die Praxisgebühr zu einer Zurückhaltung bei Arztbesuchen geführt. "Es ist daher nicht auszuschließen, dass die Patientenzahl im zweiten Quartal wieder steigt", so KBV-Sprecher Roland Stahl.

Auch Umfragen der Nachrichtenagentur AP bei einigen Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) bestätigen die Zahlen. So schätzt die KV Niedersachsen, dass die Patientenzahlen seit Jahresbeginn um rund 18 bis 22 Prozent zurück gegangen seien. Vor allem beim ärztlichen Notdienst sei der Rückgang deutlich: Nach einer Erhebung der KV suchten im Januar dieses Jahres 32,4 Prozent weniger Patienten den Notdienst auf als noch ein Jahr zuvor. Auch in Hessen habe eine interne Umfrage der KV ergeben, dass zwischen zehn und 20 Prozent weniger Menschen zum Arzt gegangen sind. Bei den Notdiensten hätten niedergelassene Ärzte einen Rückgang zwischen 20 und 50 Prozent festgestellt.

Sichere Zahlen wird es erst Ende des Monats geben. Dann haben die Ärzte mit den Krankenkassen für das erste Quartal abgerechnet.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.