Bündnis Gesundheit: Jobmaschine Gesundheitswesen darf nicht abgewürgt werden

Berlin (ks). Das deutsche Gesundheitswesen muss weiter reformiert werden: Nötig ist zum einen, die Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nachhaltig zu stabilisieren. Aber es bedarf auch einer "offenen und ehrlichen Diskussion" darüber, was noch solidarisch finanziert werden kann, und was einem Zweiten Gesundheitsmarkt überantwortet werden kann. Dies machte das "Bündnis Gesundheit 2000" - ein Zusammenschluss von 37 Verbänden und Organisationen des Gesundheitswesens - beim Bündnistag 2004 am 24. März in Berlin deutlich.

In einer gemeinsamen Resolution erklärten die Bündnis-Partner, das Gesundheitswesen müsse den stetig steigenden Ansprüchen der Menschen strukturell und finanziell angepasst werden. Künftige Reformen müssten zudem den "enormen Entwicklungspotenzialen und Beschäftigungschancen im Gesundheitswesen" Rechnung tragen. Sie warnten davor, ausschließlich den Kostenfaktor im Gesundheitswesen zu sehen - dies ignoriere die "volkswirtschaftliche Bedeutung dieses Wachstumsmarktes". Konkret fordert das Bündnis in seiner Resolution Folgendes:

  • Vor dem Hintergrund erodierender Einnahmen der GKV und dem wachsenden Leistungsbedarf müssen zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten erschlossen werden.
  • Die Wachstums- und Beschäftigungsmöglichkeiten im Gesundheitswesen sind dauerhaft zu sichern: Die Personalkapazitäten müssen zusammen mit dem Leistungsbedarf wachsen.
  • Die Prävention ist zu einer eigenen Säule in der Gesundheitsversorgung auszubauen.
  • Die Eigenverantwortung der Versicherten ist zu fördern, um die GKV nicht zu überlasten.
  • Erforderlich ist ein "radikaler Abbau von bürokratischen Reglementierungen: "Patienten werden nicht durch Verwaltung ihrer Krankheit geheilt, sondern durch eine individuelle, an Leitlinien orientierte, qualitätsgerechte Behandlung", heißt es in der Resolution.
  • Die Berufsflucht in einigen Gesundheitsberufen muss gestoppt werden. Humane Arbeitszeiten und -bedingungen, sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf müssen gewährleistet sein.
  • Die Qualitätsoffensive im Gesundheitswesen darf kein Lippenbekenntnis sein: Fundierte Ausbildung und regelmäßige Fortbildung sind die Grundlagen hoher Versorgungsqualität.
  • Gesundheitspolitik muss Vertrauen schaffen: Nur wenn die Versicherten Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der Gesundheitsberufe haben, werden sie auch die Leistungsangebote außerhalb der GKV nutzen.
  • Die Politik darf die Leistungserbringer nicht für den wachsenden Widerspruch zwischen Leistungsanstieg und wegbrechenden Einnahmen in der GKV verantwortlich machen.

    Das Bündnis will sich in den kommenden Monaten mit der Frage auseinander setzen, welche Leistungen auch künftig noch notwenig solidarisch zu finanzieren sind, und was einem Zweiten Gesundheitsmarkt überantwortet werden kann. "Es gilt, das Gesundheitswesen zukunftsfähig zu machen und nicht als Jobmaschine für die Wirtschaft abzuwürgen", erklären die Verbündeten in ihrer Resolution. Im Bündnis Gesundheit 2000 sind die unterschiedlichsten Verbände des Gesundheitswesens zusammengeschlossen, um Perspektiven für eine patientengerechte Gesundheitspolitik aufzuzeigen.

    Das Bündnis nimmt für sich in Anspruch, 4,1 Millionen Beschäftigte im Gesundheitswesen zu vertreten. Zu den beteiligten Organisationen gehört auch die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). Ebenso sind Pflegeberufe, Arzthelferinnen, Assistenzberufe, Ärzte, Zahnärzte und Heilmittelerbringer im Zusammenschluss vertreten.

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