Shop-in-Shop-Konzept: Flora-Apotheke Elmshorn eröffnet eine "ratiothek"

Elmshorn (tmb). Seit Inkrafttreten des GMG werden kaum noch rezeptfreie Arzneimittel zu Lasten der GKV verordnet. Auf der Suche nach einer Antwort auf diese Umsatzeinbuße haben Helmut und Sönke Kehrhahn für ihre Elmshorner Flora-Apotheke eine neue Lösung gefunden - die "ratiothek". Dies ist ein eigenständiger Handverkaufsplatz mit einer umfangreichen Sichtwahl, der speziell für die Abgabe von Arzneimitteln der Firma ratiopharm konzipiert und in dem Design dieses Generikaherstellers gestaltet ist. In der Sprache des Marketings ist dies eine Shop-in-Shop-Lösung, wie sie in dieser konsequenten Umsetzung in deutschen Apotheken wohl bisher einmalig sein dürfte.

Die Flora-Apotheke in Elmshorn hat schon mehrfach durch innovative Konzepte auf sich aufmerksam gemacht. Sie ist nicht einfach nur eine Apotheke, sondern Teil eines Gesundheitszentrums mit Ärztehäusern, Tagesklinik, Sanitätshaus, Reformhaus und weiteren Angeboten rund um die Gesundheit in der Innenstadt von Elmshorn. So stellte denn auch Sönke Kehrhahn die am 9. März eröffnete ratiothek als Idee aus dem Flora-Gesundheitszentrum vor.

Idee aus der Apotheke

Das neue Konzept soll den Kunden deutlich machen, dass es eine preiswerte Lösung gibt, wenn bestimmte Arzneimittel nicht mehr verordnet werden. Dabei wird bewusst die umfangreiche Publikumswerbung des Generikaherstellers ausgenutzt, dessen Produkte nach Einschätzung von Kehrhahn zu einem großen Teil schon über die Werbung vorverkauft sind. Das Design des speziellen Handverkaufsplatzes hat einen hohen Wiedererkennungswert. Der Name des Herstellers wird dort nicht hervorgehoben, aber der aus der Werbung bekannte Slogan und die über 100 verschiedenen Arzneimittel mit ihrem einheitlichen Packungsdesign sprechen für sich.

Für die Flora-Apotheke bedeutet der neue Arbeitsplatz eine beträchtliche Investition, nicht nur für den Umbau und einen zur Hälfte im ratiopharm-Design lackierten Smart, sondern in erster Linie für das Personal. Denn der zusätzliche Handverkaufsplatz soll während der gesamten Öffnungszeit mit einer Apothekerin oder einer PTA besetzt sein. Der neue Shop-in-Shop wurde so platziert, dass er auch von der Straße aus einsehbar ist. Außerdem steht ein Hauptfenster exklusiv für ratiopharm-Produkte zur Verfügung. So sollen nicht nur bisherige Kunden auf die Produkte aufmerksam gemacht, sondern auch neue Kunden gewonnen werden. Dazu diente auch eine Flyer-Aktion im Vorfeld der Eröffnung.

Angesichts dieses Engagements wurde die Aktion selbstverständlich auch von ratiopharm unterstützt. An der aufwändigen Eröffnungsveranstaltung waren beispielsweise die ratiopharm-Zwillinge aktiv beteiligt. Der Name der ratiothek ist vom Hersteller geschützt, doch soll es keine verbindliche Vertragsregelung zwischen der Apotheke und dem Hersteller geben. Die ratiothek ist offensichtlich kein reguläres Angebot an Apotheken, doch für den Fall möglicher Nachahmer geht Kehrhahn von einem Gebietsschutz für seine ratiothek aus.

Gute Kundenresonanz

Über die Reaktion der Kunden auf das neue Marketingkonzept lässt sich naturgemäß noch wenig sagen. Doch einen Tag nach der Eröffnung meinte Sönke Kehrhahn gegenüber der DAZ, die Kunden würden das Angebot gut annehmen und zumeist auch zwischen dem normalen HV-Tisch und dem Shop-in-Shop differenzieren, dort also nur Produkte für die Selbstmedikation verlangen. Für Indikationen, die nicht von ratiopharm-Produkten erfasst werden, würden dort selbstverständlich auch Produkte anderer Anbieter abgegeben. Und wenn dort jemand ausnahmsweise ein Rezept vorlege, werde dies auch beliefert. Den Kunden sollte die Trennung zwischen den Bereichen bewusst gemacht, sie sollten aber nicht "erzogen" werden. Doch gebe es in der ratiothek keine Werbemittel der Flora-Apotheke und beispielsweise nur Tüten mit dem Herstellerlogo.

Das Handverkaufspersonal in diesem Shop-in-Shop trägt sogar spezielle Namensschilder, die sie vom übrigen Personal unterscheiden. Die günstigeren Preise der Generika könnten den Kunden gut mit dem Hinweis vermittelt werden, dass für diese Produkte keine teure Grundlagenforschung nötig ist. Es solle keinesfalls ein Billigimage aufgebaut werden, sondern es sollte gute Qualität zu einem günstigen Preis geboten werden. So könnte sich die Apotheke image- und renditeschädigende Sonderangebote ersparen und Nachfragen nach möglicherweise noch preisgünstigeren Anbietern würden sich erübrigen. So hofft Kehrhahn denn auch langfristig, sein Generikasortiment straffen zu können.

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