Kommentar

Sparen auf Kosten der Sicherheit?

Personen, die mit ungesetzlichem Tun vermeintlich Gutes tun, sind den öffentlichen Medien immer eine Meldung wert. So gelang es dem Landarzt und Spardoktor Berendes erneut mit seinem nicht gesetzeskonformen Tun, das Interesse des Fernsehens zu wecken. Er verteilt noch immer Arzneimittel, die ihm Patienten in die Praxis zurückgebracht haben, weil sie sie nicht (mehr) benötigten, an andere Patienten. Er möchte damit "die Ressourcen, die wir noch haben, ausschöpfen", weil unser Gesundheitssystem an die Grenzen der finanziellen Belastbarkeit gekommen sei. Unterstützung erhält die "Philosophie" von Berendes - aus ökonomischer Sicht - von Karl Lauterbach, bekannt als Adlatus der Gesundheitsministerin, der glaubt, dass von den vier Milliarden Euro Arzneimüll rund die Hälfte vermeidbar wäre.

Und hinsichtlich der Arzneimittelsicherheit assistiert der Freiburger Hygieneprofessor Daschner, der strenge Haltbarkeitstest von Arzneimitteln unter extremen Bedingungen zitiert. Er will damit Vorwürfe entkräften, der Patient könnte ein Arzneimittel zu Hause falsch gelagert und es dadurch unbrauchbar gemacht haben. Er sieht keinen Grund, ordentlich verpackte Medikamente, die ein Patient nicht mehr brauche, wegzuwerfen.

Als "Gegner" der Arzneimittelsparer werden die Apotheker angeführt, die unter dem Deckmantel der Sicherheit nur an den Verkauf von Arzneimitteln denken, aber Arzneimittelanbrüche und bereits verkaufte Arzneimittel nicht zurücknehmen wollen.

Es ist immer wieder unglaublich, wie in den öffentlichen Medien Sicherheitsaspekte plötzlich nichts mehr wert sind, wenn es darum geht, die Apotheker als Profiteure vorzuführen. Jedes noch so kleine und praktisch unbedeutende Arzneimittelrisiko durchwandert als Negativ-Sensation die Gazetten, jede Arzneimittelfälschung wird, mit Recht, angeprangert - aber angebrochene oder auch ungeöffnete Arzneimittelpackungen, die bereits in Patientenhänden waren und irgendwie "gelagert" wurden (in der Sonne, auf der Heizung, in Feuchträumen), sollen bedenkenlos an andere Patienten weitergeben werden dürfen? Ich werde hoffentlich nie Patient bei Berendes sein.

Peter Ditzel

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