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Internationaler Suchtstoffkontrollrat: Legaler Drogenmarkt gerät außer Kontrol

BERLIN (ks). Der internationale Suchtstoffkontrollrat (INBC) mahnt in seinem Jahresbericht 2002 an, den legalen Weltmarkt für Opiate nicht außer Kontrolle geraten zu lassen. In seinem am 26. Januar veröffentlichten Bericht warnt das Kontrollorgan der Vereinten Nationen vor einem zu hohen Anbau- und Produktionsniveau. Mit diesem wachse das Risiko, dass Lagerbestände in den illegalen Drogenmarkt umgeleitet werden.

Dr. Herbert Schäpe, Sekretär des INBC Wien, erklärte diese Woche in Berlin, dass der legale Opiatmarkt mit rund 400 Tonnen annähernd genauso groß sei wie der illegale. Der Bedarf für medizinische Zwecke sei jedoch geringer als die verfügbare Menge. Daher sollten keine weiteren Länder die Produktion erlaubter Opiate aufnehmen und bereits anbauende Länder die Produktionsmenge reduzieren.

Nur wenige profitieren von legalen Opiaten

Trotz des weltweiten Überangebots profitieren nur wenige Länder von opiathaltigen Medikamenten: 80 Prozent der konsumierten Menge werden in zehn Ländern verbraucht. Der Kontrollrat äußerte bereits vor Jahren seine Besorgnis über die Unterversorgung von Entwicklungsländern – allerdings erfolglos. Der INBC fordert die Regierungen und die Weltgesundheitsorganisation nunmehr erneut auf, Barrieren abzubauen, die eine bessere Versorgung ärmerer Länder mit Opiaten verhindern.

Drogenanbau verhindert nachhaltige Entwicklung

Der diesjährige INBC-Jahresbericht legt seinen Schwerpunkt auf die Auswirkungen illegaler Drogen auf die wirtschaftliche Entwicklung. Dabei sei auffällig, so Schäpe, dass der überwiegende Anteil der Profite, die beim illegalen Handel erzielt werden, nicht auf die Anbauländer, sondern auf die Konsumentenländer fällt.

Lediglich ein Prozent des Geldes, das von Drogenkonsumenten für die Droge bezahlt wird, kommt letztlich den Bauern in den Entwicklungsländern zugute. Die restlichen 99 Prozent verdienen andere in der langen Drogenhandelskette. Hinzu kommt, dass die illegale Drogenproduktion eine destabilisierende Wirkung auf den Anbaustaat, die dortige Wirtschaft und Zivilgesellschaft hat. Da Drogenanbau auch zu Drogenkonsum führe, werde eine nachhaltige Entwicklung der betroffenen Länder verhindert.

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