Prisma

Neurologie: Drogen wirken immer gleich

Ob Alkohol, Kokain, Amphetamine, Morphium oder Nikotin Ų Drogen stimulieren Gehirnareale immer auf die gleiche Art und Weise. Diese Erkenntnis ist laut Wissenschaftlern des Stanford Medical Centers die Grundlage für die Entwicklung einer universellen Methode zur Behandlung der Sucht.

Drogen greifen Gehirnzellen in jenem Bereich des Gehirns an, der in der Entstehung von Abhängigkeiten eine entscheidende Rolle spielt: das so genannte ventrale Tegmental-Areal (VTA). Das VTA ist reich an Dopamin-sezernierenden Neuronen. Der Neurotransmitter Dopamin wiederum ist für Bewegung, Genuss und emotionale Reaktionen verantwortlich.

Wie ein Team unter der Leitung des Verhaltensforschers und Psychiaters Robert Malenka jetzt festgestellt hat, wirken alle Drogen in diesem Hirnareal gleich, sie machen die Dopamin-Neurone überempfindlich. "Die Mechanismen, mit denen die Drogen dabei arbeiten, sind unterschiedlich, das Ergebnis ist jedoch immer eine einzige molekulare Veränderung", erklärt Malenka. Bereits im vergangenen Jahr konnte Malenka diese Veränderung bei Mäusen, denen Kokain verabreicht wurde, nachweisen. Noch eine Woche nach der Kokain-Gabe reagierten die Neuronen auf Glutamat, eine Substanz, die ebenfalls im VTA produziert wird, empfindlicher.

In der aktuellen Studie war dies nicht nur bei Kokain, sondern auch nach der Gabe von Morphium, Amphetaminen, Nikotin und Alkohol der Fall. Egal welche Droge verabreicht wurde – die Neuronen reagierten anschließend empfindlicher auf Glutamat. In einer weiteren Untersuchung stellte sich heraus, dass Stress ähnliche Veränderungen im Gehirn auslöst. Malenka betont, dass Stress an sich zwar nicht süchtig macht, er für ehemalige Abhängige jedoch ein Auslöser sein kann, wieder in die Sucht abzugleiten.

Weitere Forschungsarbeiten sollen jetzt das Verständnis, wie Drogen das Gehirn beeinflussen, verbessern. Langfristig könnten diese Arbeiten zur Entwicklung von Arzneistoffen führen, die eine abhängig machende Reaktion von vornherein verhindern. pte/ral

Quelle: http://mednews.stanford.edu; Meldung vom 19. 2. 2003

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